Microsoft startet mit Surface Pro als Hardware-Anbieter durch
Hannover (dpa) - Microsoft geht in die Offensive und will weiter in den lukrativen Tablet-Markt vordringen. Auf der CeBIT in Hannover feierte das Unternehmen die Deutschland-Premiere seines Surface Pro.
Das Gerät werde hierzulande im zweiten Quartal in die Läden kommen, kündigte Christian Illek, Geschäftsführer von Microsoft Deutschland am Montag in Hannover an.
Bislang war das Gerät nur in den USA und Kanada verfügbar, wo es seit dem 9. Februar ausgeliefert wird. Branchenbeobachter vermuteten allerdings, dass es bislang nur in kleinen Stückzahlen verfügbar ist, da der Verkauf dort vielfach ins Stocken geriet.
Anders als der Vorgänger Surface RT ist die Pro-Version kein gewöhnliches Tablet, sondern soll ein vollwertiger PC sein. Während auf dem RT nur Apps aus dem Windows Store laufen, unterstützt das Surface Pro mit seinem x86er PC-Prozessor von Intel alle gängige PC-Software wie auch Microsofts Office-Programme Word, Excel oder PowerPoint. Es ist mit 903 Gramm etwas schwerer als das RT, hat dafür aber einen Quadcore-Prozessor und ein hochauflösendes Display. Ebenso wie beim RT gibt es eine Tastatur, die auch als Schutz für das Display dient. In ersten Tests in den USA schnitt das Gerät allerdings durchwachsen ab. So wurde etwa die Batterielaufzeit von rund 4 Stunden als sehr gering kritisiert.
Das Surface Pro ist das zweite Tablet in Folge, das Microsoft in Eigenregie entwickelt und produziert hat. „Microsoft als reiner Software-Hersteller ist Geschichte“, sagte Illek in Hannover. Künftig werde das Unternehmen Software, Services und Hardware aus einer Hand anbieten. Die Surface-Familie will das Unternehmen nun kontinuierlich erweitern. Das dürfte so mancher Hardware-Partner von Microsoft als Weckruf ansehen. Der Vorstoß des Softwarekonzerns mit dem Surface RT hatte bei den Partner nicht nur für Freude gesorgt, sondern wurde von manchen als massive Konkurrenz betrachtet.
Microsoft hatte mit seinen Windows-Betriebssystemen lange das Nachsehen im boomenden Markt der Tablets. Am absoluten Marktführer Apple und dessen iPad gab es kein Vorbeikommen. Und die traditionellen Hardwarehersteller griffen für ihre Geräte lieber auf die Android-Plattform von Google zurück. Dabei haben sich Tablets für die Branche als absolute Wachstumstreiber entwickelt. In diesem Jahr spülen die kleinen Geräte erstmals so viel Umsatz in die Kassen der Hersteller wie Desktop-PCs, sagte Dieter Kempf, Präsident des Branchenverbands Bitkom.
Mit dem neuen Betriebssystem Windows 8, das Microsoft im Oktober herausbrachte, soll sich der Markt nach der Vorstellung des Softwarekonzerns nun neu verteilen. Selbst Windows 8 für Desktop-PCs ist ganz auf die Bedienung mit dem Finger optimiert. Und das neue Kacheldesign des Betriebssystems soll sich nun über alle Geräte-Kategorien hinweg durchziehen. Damit will Microsoft optimal auch für künftige Geräte-Szenarien gerüstet sein.
Seit dem Start von Windows 8 im Oktober habe Microsoft die größte Produktoffensive in der Geschichte des Unternehmens gestartet, sagte Illek. Während vor Jahren noch einzelne Geräte den Markt dominierten, seien es heute vernetzte Strukturen und eine Vielzahl an Modellen. „Und die Ansprüche an die IT steigen stetig.“ Das jeweilige Endgerät sei der Einstieg in die Welt, nicht mehr der Endpunkt.
Auf der CeBIT in Hannover legt Microsoft auch einen wichtigen Schwerpunkt auf Geschäftsprozesse in der Cloud. Durch neue Cloud Services würden derzeit die Geschäftsmodelle, die Kostenstrukturen und auch die Anwender-Szenarien grundlegend verändert, sagte Illek. Für das erst kürzlich veröffentlichte Büroprogramm-Paket Office 365 kündigte das Unternehmen eine Kooperation mit der Deutschen Telekom an. Die Telekom nahm es für kleine und mittlere Unternehmen in ihren Marktplatz auf. Damit sollen Geschäftskunden die Vorzüge von Cloud-basierten Diensten nutzen können.