Vom riesigen Daddelautomaten bis zum kleinen Gameboy
Berlin (dpa) - Vom riesigen Daddelautomaten bis zum kleinen Gameboy: Andreas Lange will mit seinem Computerspielemuseum in Berlin von der Game-Nostalgie profitieren. Dabei spielt er selbst nur selten.
Andreas Lange ist eigentlich kein Hardcore-Zocker. Keiner, der die Nächte mit Computerspielen wie World of Warcraft oder Counter Strike durchdaddelt. Trotzdem kennt er sie alle, die Super Marios, Lara Crofts oder Max Paynes der digitalen Welt. Etwa 2000 Games hat der 45-Jährige ausprobiert, rein beruflich natürlich. Denn Lange ist Direktor des Computerspielemuseums in Berlin, nach seinen Worten die weltweit größte Sammlung dieser Art.
Rund 300 Stücke haben Lange und seine Kollegen für die Dauerausstellung zusammengetragen, von der Magnavox Odyssee, der ersten Heimkonsole von 1972, bis zur modernen Xbox. Im Keller des Gebäudes in der Karl-Marx-Allee lagern tausende Spiele, Anwendungen und Zeitschriften. Lange ist stolz auf jedes Objekt. Schließlich hat er einen Großteil davon eigenhändig zusammengesucht, bei Sammlern, in Technikgeschäften oder auf dem Flohmarkt. „Ich habe so manches Schnäppchen geschlagen“, erinnert er sich.
Mit einer Sonderschau zum Actionspiel Tomb Raider will er nun die Besucher in sein Museum locken - rechtzeitig zur neuen Version des Spiels, die am Dienstag (5. März) erscheint. Ein Modell der Heldin Lara Croft überragt den Museumsdirektor mit den schütteren, braunen Haaren. „Lara ist eine der spannendsten Figuren in der Welt der Games“, sagt er und schaut fast ein bisschen ehrfürchtig zu ihr empor. „Sie spricht emanzipierte Frauen an und beflügelt gleichzeitig Männerfantasien.“
Eine reine „Kultstätte für Freaks“ solle sein Museum nicht sein, sagt Lange, eher eine „Kulturstätte für alle Generationen“. Überhaupt spricht der Direktor und Kurator von seinen Gameboys und Atari-Konsolen wie von Picasso-Skizzen oder Rubens-Stichen. Da ist von „Kulturrevolutionen“ und „bahnbrechenden Entwicklungen“ die Rede. „Die Erfindung des Computerspiels war ähnlich wichtig wie die des Buchdrucks“, sagt er sogar.
Etwas nüchterner äußert sich Günter Kolodziej, Sprecher der Berliner Kulturverwaltung, über das Spielemuseum: „Unser gesellschaftliches Leben wird zunehmend vom Computer bestimmt“, sagt er. „Da ist es ebenso sinnvoll wie zeitgemäß, diesen wichtigen Aspekt auch museal zu würdigen.“ Die Politik leistete bei der Wiedereröffnung des Museums 2011 eine Anschubfinanzierung, eine regelmäßige Förderung erhält das private Museum nicht.
Nach der Eröffnung 1997 wurde die Dauerausstellung zunächst im Jahr 2000 wieder geschlossen. Der Platz sei damals einfach zu klein gewesen. 2011 wurde das Museum mit öffentlicher Hilfe im Stadtteil Friedrichshain wiedereröffnet. Etwa 140 000 Besucher kamen seitdem, wie Lange stolz vorrechnet.
Und dann packt ihn doch ein bisschen die Leidenschaft am „Computer Space“. Das grüne Ungetüm aus den frühen 70er Jahren war damals einer der ersten kommerziellen Spielautomaten, jetzt thront er in der Mitte des Museums. „Gute Spiele erfüllen ihren Zweck auch noch Jahrzehnte später“, sagt Lange und holt mit gezielten Joystick-Bewegungen ein paar Ufos auf dem flimmernden schwarz-weiß Bildschirm vom Himmel. „Man vergisst dabei alles um einen herum.“
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Öffnungszeiten: täglich (außer dienstags) von 10.00 bis 20.00