Kein Plastik und Regalverbot - Was gute Boxen ausmacht
Frankfurt/Berlin (dpa/tmn) — Surround-Sound oder Stereo, kleine Lautsprecher im Regal oder große auf dem Ständer, verkabelt oder drahtlos verbunden? Wer neuen oder besseren Klang für daheim sucht, hat einige Arbeit vor sich.
Auch wenn es überraschend klingen mag: Den Lautsprecherkauf kann man nicht isoliert betrachten. Um das Maximum an Klangqualität herauszuholen, sollten alle Bestandteile der Anlage aufeinander abgestimmt sein, rät Jürgen Ripperger vom Verband der Elektrotechnik, Elektronik und Informationstechnik (VDE).
Eine große Rolle für den Klang spielt der Standort der Boxen und ebenso die Einrichtung der Wohnung, erklärt Jenny Braune, Projektleiterin Multimedia bei der Stiftung Warentest. Wichtig sei etwa die Frage, ob es im Raum Teppichboden gibt ober nicht. „Denn mit Dielen oder Parkett ist der Klang ein anderer.“
Von der beliebten Variante, Boxen ins Regal zu stellen, raten beide Experten eher ab. „Dort kann die Eigenreflexion des Regals die Klangqualität beeinträchtigen“, warnt Ripperger. Expertin Braune rät generell davon ab, Boxen zu nah an die Wand zu stellen.
Die Größe eines Lautsprechers spielt inzwischen eine geringere Rolle als früher. Volumen sei zwar nach wie vor nicht zu ersetzen, sagt Jürgen Ripperger. Das gilt besonders für den Bassklang. Jenny Braune betont, dass es bei der Stiftung Warentest noch keinen Vergleichstest von großen und kleinen Boxen gemeinsam gegeben habe. Sie habe aber schon Lautsprecher erlebt, „die waren verdammt klein und klangen recht ordentlich“.
Das Gehäusematerial, seine Verarbeitung und die Konstruktion der Boxen beeinflussen den Klang ebenfalls. Zum Einsatz kommen viele Werkstoffe von Holz über MDF (mitteldichte Faserplatte) oder HDF (hochdichte Faserplatte) bis hin zu Aluminium. Sie alle können gut klingen, sagt Ripperger. Nur von einfachen Kunststoffgehäusen rät er grundsätzlich ab: Sie hätten eine zu hohe Eigenresonanz, die dem Klang schade.
Bei der kabellosen Übertragung gehe der Trend gehe klar zu WLAN, sagt VDE-Experte Rippberger. „Das ist stabil und funktioniert sehr gut.“ Bei der Frage nach Stereo- oder Surroundklang scheiden sich die Geister. Für Musikliebhaber bieten Stereo-Boxen mit Hifi-Verstärker sicher das beste Klangbild. Wer aber auch viele Filme schaut, auf Surround-Sound nicht verzichten mag, aber die Anschaffung zweier Systeme scheut, kann sich auch nach einem AV-Receiver mit gut klingendem Stereomodus und adäquaten Frontlautsprechern umsehen.
„Surround klingt aber nur gut, wenn man die Boxen so platzieren kann, dass der Sound da ankommt, wo ich mich befinde“, erklärt Braune. Unter Umständen sei schon bei geringen Abweichungen kein Surround-Klang mehr wahrnehmbar. „Dann bringt es nichts.“ Auf der anderen Seite bieten viele AV-Receiver die Möglichkeit, akustische Abstriche durch räumliche Einschränkungen elektronisch zu kompensieren.
Allzu tief muss man für gute Boxen nicht in die Tasche greifen. 300 Euro sehen beide Experten als untere Preisgrenze für ein ordentliches HiFi-Stereo-Lautsprecherpaar. Im High-End-Sektor sieht das natürlich etwas anders aus. „Bei rund 1500 Euro beginnt es“, sagt Kurt Scheuch vom Branchenverband High End Society. Das sei die Einstiegsmarke für alle, die Musikhören als ernsthafteres Hobby betreiben wollen.
Grundsätzlich rät Jürgen Ripperger Verbrauchern zu einer Beratung und zum Probehören beim Händler. Hat man einen Favoriten, sollte man fragen, ob man die Wunschboxen oder die ganze Wunschanlage in den eigenen vier Wänden ausprobieren darf. „In den Studios ist immer alles optimal aufgestellt, aber Sie wollen ja wissen, wie es daheim klingt.“