„Kinder in der digitalen Welt“: Dreijährige im Netz aktiv

Berlin (dpa) - Das Internet ist nach einer neuen Studie längst auch bei den Kleinsten angekommen: Es wird schon von Dreijährigen genutzt und gehört fünf Jahre später bei vielen Grundschulkindern zum Alltag.

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Aus Sicht vieler Eltern sind die Risiken jedoch größer als die Chancen, deshalb verbieten zwei Drittel der Väter und Mütter ihren Kindern, ins Internet zu gehen. Als größte Gefahren gelten nicht kindgerechte Inhalte, Kontakte zu Unbekannten oder Cybermobbing.

Das geht aus dem am Dienstag in Berlin präsentierten Report „Kinder in der digitalen Welt“ hervor, den das Deutsche Institut für Vertrauen und Sicherheit im Internet (DIVSI) zusammen mit dem Institut Sinus nach Umfragen bei 1832 Eltern Drei- bis Achtjähriger und 1029 Kindern erarbeitet hat. Demnach werden Computer, Laptop, Tablet und Smartphone mit dem Schuleintritt immer wichtiger. Dann lösen sie Spielekonsolen als meistgenutzte Endgeräte ab.

Gut die Hälfte der Achtjährigen (55 Prozent) ist in Deutschland online, 37 Prozent sogar mehrfach in der Woche oder täglich, so die Autoren der Studie. Auch bei den Sechsjährigen ist bereits fast ein Drittel (28 Prozent) teils regelmäßig im weltweiten Netz unterwegs - und selbst bei den Dreijährigen jedes zehnte Kind (10 Prozent).

Zwischen 6 und 8 Jahren interessierten sich Mädchen und Jungen gleichermaßen für digitale Medien und Internet. Jungen seien dabei spieleorientierter, Mädchen recherchierten öfter Informationen. Kinder von Eltern mit geringerer Bildung nutzten das Netz seltener für Informationssuche als der Nachwuchs höher gebildeter Eltern.

Die Studie betont, dass die „digitale Ausstattung“ von Kindern und ihr Zugang zum Internet trotz großer Einkommensunterschiede der Eltern keine Frage des Geldbeutels seien: Kinder hätten „nahezu vergleichbare Möglichkeiten, auf Spielekonsolen, Smartphones und Computer beziehungsweise Laptops zuzugreifen“.

„Eltern möchten ihren Kindern einen guten Start in eine Gesellschaft ermöglichen, die sich zunehmend digital organisiert. Deshalb müssen Kinder von Anfang an die Chance haben zu lernen, wie sie gut und souverän mit Medien umgehen“, sagte Bundesfamilienministerin Manuela Schwesig (SPD) zu dem Report. Es gelte die Medienkompetenz der Familien zu fördern, „damit Bildungs- und Teilhabechancen allen Kindern und Jugendlichen gleichermaßen offen stehen“.

Nach Angaben von Joanna Schmölz, der stellvertretenden Direktorin des DIVSI, sind 1,2 Millionen Drei- bis Achtjährige in Deutschland regelmäßig im Netz. „Ob sie überhaupt online sein sollten, scheint vor diesem Hintergrund von der Realität überholt.“ Viele, die noch nicht einmal lesen oder schreiben können, seien über das Erkennen von Symbolen in der Lage, eigenständig Internetseiten aufzurufen.

Bei Eltern gibt es große Unsicherheit über die Internet-Nutzung ihrer kleinen Kinder. Die CDU-Fachpolitikerin für Familienpolitik/Digitale Agenda und stellvertretende Bundestags-Fraktionschefin Nadine Schön sagte der Deutschen Presse-Agentur (dpa), der technische Jugendschutz müsse verbessert werden. „Die Schutzprogramme, die es zurzeit gibt, funktionieren fast alle nur auf dem Android-System. Man sollte sich daher Gedanken über einen Innovationsfonds machen, mit dem diese Programme weiter ausgebaut und etabliert werden.“

Schön verwies auf den schwarz-roten Koalitionsvertrag, in dem ein Modellprojekt „Freiwilliges Soziales Jahr Digital“ anvisiert worden sei. Auch mit Hilfe internetaffiner junger Leute könne Eltern Medienkompetenz vermittelt werden.