Kuckuck im Computer: Wie man Crapware loswird

München (dpa/tmn) - Schnellstart- und Programmleiste sind vollgestopft, der neue Rechner lahmt. Dabei hat der Kunde noch gar keine Software aufgespielt. Der Schuldige ist schnell ausgemacht: Crapware blockiert das System.

Jetzt hilft nur noch Selbstverteidigung.

„Riesiges Softwarepaket“, „Komplett gratis“ oder „Einschalten und loslegen“ - Hersteller und Händler locken Kunden nicht nur mit einem günstigen Preis, sondern auch mit Software. Doch nach dem ersten Hochfahren folgt oft Ernüchterung. Die vermeintlichen Gratis-Programme nerven und bremsen das System aus. Ein klarer Fall von Crapware. Das englische Wort crap steht umgangssprachlich für Mist oder Schrott.

Die nervigen Programme können gehörig am Geduldsfaden der Käufer zerren. „Hauptsächlich handelt es sich um Toolbars für den Browser, Demoprogramme, Zugangssoftware von Internet-Providern und Antiviren-Software, die nach Ablauf einer Testphase permanent mit Aufforderungen zum Kauf der Vollversion nervt“, erklärt Markus Hermannsdorfer von der Zeitschrift „Chip“.

Der Hintergrund von Crapware: Die PC-Produzenten erhalten von den Software-Herstellern in der Regel Geld dafür, auf dem neuen Rechner vertreten zu sein. Den Preis zahlt der Käufer. „Die Crapware verlangt nach Updates, will Kundeninformationen und vieles mehr, so dass erst mal eine halbe Stunde vergeht, bis der Weg zum Windows-Desktop frei wird“, sagt Hermannsdorfer.

Auch nach dem Einrichten vermiesen die überflüssigen Programme die Freude. Sie fressen Platz auf der Festplatte, verschwenden Ressourcen von CPU und Arbeitsspeicher oder verlangsamen das System durch Pozesse, die im Hintergrund ablaufen. „In Extremfällen ist kein vernünftiges Arbeiten mehr möglich, weil der Anwender ständig durch Installations- oder Kaufaufforderungen unterbrochen wird“, so Hermannsdorfer. Abarten von Crapware sind auch vorinstallierte Browser-Toolbars, die den Anwender zur Nutzung eines bestimmten Suchdienstes zwingen oder ihn auf bestimmte Websites lenken. Bei Laptops kann sich zudem die Akkulaufzeit verkürzen, weil die ungewollten Programme die Systemaktivität erhöhen und somit mehr Leistung beanspruchen.

Eine direkte Gefahr geht von der Kuckucks-Software in der Regel nicht aus. Vorsicht ist jedoch bei beigelegten Virenscannern geboten. „Sicherheitssysteme wie Antiviren-Programme werden in einer vereinfachten Version vorinstalliert, die nicht die notwendige Sicherheit bieten und damit eine Scheinsicherheit vortäuschen“, warnt Prof. Norbert Pohlmann vom Institut für Internet-Sicherheit der Fachhochschule Gelsenkirchen. Viele Nutzer versäumen auch das Ende der Testphase ihres Virenschutzes - ganz unerwartet ist das System dann wieder angreifbar.

Allerdings muss kein Computerkäufer mit einem zugemüllten System leben. Es gibt Freeware, die die gängigste Crapware entfernt, zum Beispiel das Programm PC Decrapifier. Weil aber nicht jede Software jede Crapware beherrscht, empfiehlt Hermannsdorfer, eine Kombination aus verschiedenen Programmen einzusetzen. Zum Beispiel neben dem PC Decrapifier den AppRemover und auch den Revo Uninstaller. Auch die beiden letzteren Programme sind gratis. „Eine hundertprozentige Entfernung kann aber nicht garantiert werden“, sagt Pohlmann. „Sicherer ist es auf jeden Fall, den Computer komplett neu zu installieren.“

Eine komplette Neuinstallation ist aber nur für Anwender praktikabel, die im Besitz einer vollwertigen Windows-Lizenz sind. Diese können die Festplatte des neuen Rechners formatieren und das Betriebssystem neu installieren. „Das ist die schnellste und sicherste Methode, um Crapware loszuwerden“, sagt Hermannsdorfer. Mit einer sogenannten OEM- oder Recovery-Version von Windows ist eine Neuinstallation jedoch nicht möglich.

Anwender sollten auch nicht die Systemwiederherstellung mit der Windows-Recovery-CD mit einer Neuinstallation verwechseln. Denn beim Recovery wird der Rechner mit Hilfe einer versteckten Partition auf der Festplatte wieder in den Zustand direkt nach dem Kauf zurückversetzt - und die gesammelte Crapware sitzt wieder im System.

Fortgeschrittene können den Rechner nicht nur mit den oben genannten Tools säubern, sondern auch die versteckte Recovery-Partition löschen. Dazu empfiehlt Hermannsdorfer die Freeware GParted, mit der sich eine bootfähige Live-CD oder ein Live-USB-Stick erstellen lassen. Anschließend bietet GParted mit dem integrierten Partimage auch die Möglichkeit, ein System-Backup anzulegen. Künftig sollten Anwender dann nur noch diese Image-Datei zur Wiederherstellung nutzen und keinesfalls die Recovery-CD.

Mit Crapware müssen sich übrigens überwiegend Privatkunden herumschlagen. Wer sich ein Business-Gerät zulegt, erhält meist einen sauberen Rechner, oft ein vollwertiges Betriebssystem und unter Umständen besseren Service - das aber oft zu einem etwas höheren Preis. Vor dem Neukauf kann sich also eine Abwägung zwischen Preis und Mehraufwand zum Entfernen der Crapware lohnen.