Kunstsammlungen Dresden: Per Mausklick ins Museum
Dresden (dpa) - Die kaum noch besuchte virtuelle Dresden Gallery in der dreidimensionalen Online-Welt „Second Life“ wird geschlossen. Die Staatlichen Kunstsammlungen Dresden bieten nun lieber selbst 3D-Panorama-Rundgänge auf ihrer Homepage an.
Die weltberühmte „Sixtinische Madonna“ von Raffael, das große Serailzelt eines Sultans, die Pretiosen August des Starken oder die Dragonervasen sind nur einen Mausklick entfernt: 3D-Panorama-Rundgänge werben seit Donnerstag (4.8.) auf der Homepage der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden (SKD) für den Besuch der Gemäldegalerie Alte Meister, der Türckischen Cammer, des Historischen Grünen Gewölbes und der Porzellansammlung. Die restlichen acht Museen sollen nach und nach folgen, sagte SKD-Kommunikationschef Stephan Adam.
Damit behalte der Museumsverbund die virtuelle Präsentation und die Rechte daran in eigener Hand. „Wir sind damit unabhängig von Partnern.“ Die SKD werden sich daher aus der 3D-Internetwelt „Second Life“ zurückziehen, kündigte der Kaufmännische Direktor Dirk Burghardt an. Das Interesse an der darin als Dresden Gallery reproduzierten Gemäldegalerie Alte Meister habe spürbar nachgelassen. Sie wird nach vier Jahren geschlossen. „Sie hat aber viel Aufmerksamkeit für die SKD, Dresden und Sachsen gebracht“, so Burghardt.
Die Gemäldegalerie Alte Meister war 2007 das weltweit einzige in der Simulationswelt mit einer originalgetreuen Kopie vertretene Museum. Mit 150 000 Besuchern aus 35 Ländern ist die Bilanz eher mager. „Es hat keiner nachgezogen“, sagte Burghardt. Im Gegensatz zu „Second Life“ brauchen Besucher der Rundgänge auf der SKD-Homepage nun keine eigene Figur (Avatar), um Raffaels Madonna und die Werke von Rubens, Rembrandt, Tizian oder Dürer zu sehen.
Mittels Zoom kommen sie ganz nah an einzelne Stücke sowie die historische und moderne Raumausstattung heran. „Es ist nicht Second Life, sondern Real Life“, sagte Vize-Generaldirektor Dirk Syndram. Einige Objekte sind bereits mit einer Beschreibung versehen. Für die Recherche einzelner Stücke steht auch eine neue Sammlung, die „Online Collection“, im Internet zur Verfügung. Im Zuge des „Daphne“-Projekts sind in der Bilddatenbank zunächst 20 000 Stücke mit Fotos und Beschreibungen über ein Web-Oberfläche zugänglich. Bei „Daphne“ werden laufend weitere Daten eingespeist.
Die Bestände der zwölf Museen werden seit 2008 inventarisiert und recherchiert. Zur Erfassung der 1,2 Millionen Objekte wurde die Museumsdatenbank „Daphne“ entwickelt. Bisher wurden fast 300 000 Objekte aufgenommen, sagte Projektleiter Gilbert Lupfer. Wissenschaftler fahnden dabei auch nach einst jüdischem Kunstbesitz, der zwischen 1933 und 1945 entzogen wurde, nach Stücken der „Schlossbergung“ 1945 sowie Werken, die von Republikflüchtlingen zu DDR-Zeiten beschlagnahmt wurden.
Im Unterschied zu Datenbanken anderer Museen gebe es bei der SKD Online Collection nicht nur eine Suchmaske, sagte Internetberater Steve Johnson. Über Raffaels Sixtina, Lehmbrucks Kniende, Canaletto-Blick, Bilder von Cranach, Caspar David Friedrich und Neo Rauch, Meissener Porzellan und Smaragdstufen-Mohr kann der User hier Kunstwerke nach Titel, Künstler, Zeittafel oder Museum recherchieren und sich persönliche Ausstellungen als Diashow kreieren.