Lärmkiste oder Leisetreter: PC-Gehäuse und Kühlung

München (dpa/tmn) - Wie schnell, wie viel Speicher, welche Grafikkarte? Wer einen neuen PC sucht, stellt sich zuerst solche Fragen. Das Drumherum wird weniger beachtet. Dabei haben Gehäuse, Netzteil und Kühlung großen Einfluss auf Lärmentwicklung und Energieverbrauch.

Vier Wände und ein Dach, fertig ist das Haus. Was für eine Wohnimmobilie gilt, lässt sich im Prinzip auch auf ein Computergehäuse übertragen. Doch genau wie sich Architekten bei Häusern austoben können, haben Designer längst Hüllen in allen möglichen Farben und Formen für Arbeits- oder Spielerechner entworfen. Wer auf der Suche nach einem passenden Zuhause für CPU und Grafikkarte ist, sollte sich von der Optik aber nicht zu sehr blenden lassen, sagt Siggy Moersch, Ratgeberautor aus München: „Auch ein hübsches Gehäuse kann schlecht verarbeitet sein.“

Denn ein Computergehäuse ist mehr als eine simple Hülle. „Es muss in der Lage sein, gewisse Lasten und Stöße auszuhalten, es muss Brandschutz bieten und den Nutzer vor Stromstößen bewahren“, zählt Harald Frerk auf. Er ist beim Prüfinstitut des Verbands der Elektrotechnik, Elektronik, Informationstechnik (VDE) für die Überprüfung von IT-Geräten zuständig. Dazu kommen aber noch weitere Faktoren: Ein schlecht verarbeitetes Gehäuse kann einen eigentlich ruhigen Rechner in einen permanenten Unruheherd verwandeln.

Die Lüfter hinten und vorne im Gehäuse sowie auf der CPU sind in den meisten Computern die Haupt-Lärmquellen. Bei einer Grafikkarte kommt oft noch ein Lüfter hinzu. Ein wenig Lautstärke produzieren Rotoren aber immer. Denn drehen sie sich nicht, strömt auch keine frische Luft in den Rechner. Wie laut die Lüfter wirklich dröhnen, hängt stark vom Gehäuse ab. „Schlecht ist immer, wenn drehende Elemente direkt auf Metall liegen“, erklärt Siggy Moersch. Das gilt nicht nur für Lüfter, sondern auch für die Festplatte. Denn handelt es sich nicht um SSD-Speicher, rotieren im Innern Scheiben.

Verbraucher sollten deshalb beim Gehäusekauf immer darauf achten, dass zwischen Gehäuse und Lüfter oder Laufwerk isolierende Plastikteile liegen. Damit übertragen sich Schall und Vibrationen nicht so schnell auf die Hülle. „Metall leitet nicht nur Strom, sondern auch Schall“, erklärt Moersch. Am besten sei es, das Gehäuse vor dem Kauf unter die Lupe zu nehmen und daran zu rütteln. Klappergestelle oder Exemplare mit scharfen Kanten scheiden aus.

Wer bereits einen eher lauten PC zu Hause stehen hat, kann sich mit ein paar Tricks behelfen. Eine fehlende Isolierung zwischen Wand und Lüfter lässt sich zum Beispiel mit Gummistiften und -bändern aus dem Baumarkt nachrüsten. Auch vorsichtiges Staubsaugen im Rechner kann einen spürbaren Effekt haben. Hilft all das nichts, müssen eventuell die Lüfter getauscht werden. „Das geht bei modernen Geräten ziemlich unkompliziert und kostet pro Gerät nicht mehr als 20 Euro“, sagt Michael Schmelzle, Redakteur bei der Zeitschrift „PC Welt“. „Nur beim CPU-Lüfter braucht man manchmal etwas mehr Geschick.“

Schmelzle empfiehlt Lüfter mit Kugellager und eher Marken- als No-Name-Produkte. „Die sind kaum teurer und spürbar langlebiger.“ Gut sei, wenn auf der Verpackung die Lautstärkeentwicklung in Dezibel (dBA) angegeben ist. Viele Grafikkarten und Mainboards gibt es auch mit passiver Kühlung, also ganz ohne Lüfter. „Das sind aber meist nicht die aktuellsten Karten“, sagt Siggy Moersch. Er rät allerdings davon ab, den Rechner komplett ohne Lüfter zu betreiben: „Etwas Luftzirkulation muss immer sein.“

Teurer als beim Lüfter wird es, wenn das mit dem Gehäuse verbundene Netzteil Lärm produziert. Ein Tausch kann sich aber gerade bei älteren Rechnern lohnen, sagt Schmelzle. „Neue Netzteile sind im Vergleich zu Modellen von vor ein paar Jahren deutlich effizienter.“ So ziehen sie unter anderem nur genau den Strom, den sie brauchen. Erkennen können Verbraucher energiesparende Geräte am gold- oder platinfarbenen Zertifikat „80 Plus“. Wer seinen PC noch ein paar Jahre betreibt, kann den Preis eines Netzteils mit geringerem Stromverbrauch wieder ausgleichen.

Beim Bau eines Rechners spielt neben der Qualität auch die Größe des Gehäuses eine Rolle. „Gerade als Anfänger schafft man sich am besten etwas mehr Platz zum Basteln“, sagt Michael Schmelzle. Auch Siggy Moersch empfiehlt eine Höhe von 60 bis 65 Zentimetern. „Da sollte eigentlich alles reinpassen.“ Ordnung im Computer schafft ein im Gehäuse eingebautes Kabelmanagement. Damit lassen sich die Strippen am Gehäuserand bündeln. Das erleichtert Bastelarbeiten und verbessert die Luftzirkulation.