Nach Zahlenpfusch: Groupon verpflichtet Bilanzprofis

Chicago (dpa) - Die unter Druck geratene Schnäppchen-Website Groupon versucht, ihre Bücher in Ordnung zu bringen. Mit Daniel Henry und Robert Bass ziehen zwei ausgesprochene Bilanzprofis in das oberste Firmengremium ein und werden dort auch für die Überprüfung der Geschäftszahlen zuständig sein.

Henry ist hauptberuflich Finanzchef der Kreditkartenfirma American Express, Bass ist stellvertretender Verwaltungsratsvorsitzender und Partner bei der Buchprüfungsgesellschaft Deloitte.

Die beiden würden „unschätzbare Kompetenz“ in den Verwaltungsrat von Groupon bringen, erklärte dessen Vorsitzender Eric Lefkofsky am Montag. Das von Gründer Andrew Mason geführte Internetunternehmen hatte seine Geschäftszahlen gleich mehrfach korrigieren müssen, zuletzt die für das Schlussquartal 2011. Damit hatte Groupon viel Vertrauen bei den Anlegern verspielt und sich sogar eine Aktionärsklage eingehandelt. Seit Jahresbeginn hat sich der Kurs halbiert.

Anders als in Deutschland sitzen im Verwaltungsrat amerikanischer Prägung sowohl das Management als auch dessen unabhängige Kontrolleure zusammen. Für die beiden Neuzugänge verlassen Starbucks-Chef Howard Schultz und Technologie-Investor Kevin Efrusy das oberste Firmengremium. Schultz ist bereits ausgeschieden, Efrusy wird sich auf der Hauptversammlung im Juni nicht erneut zur Wahl stellen. Nach Bekanntwerden des Wechsels stieg die Aktie nachbörslich um 2 Prozent.

Bei Groupon können Unternehmen Rabatt-Coupons anbieten. Der Deal kommt zustande, wenn eine bestimmte Anzahl von Interessenten zuschlägt. Die Website selbst behält typischerweise rund die Hälfte des Gutschein-Werts als Kommission. Bis zuletzt fuhr Groupon aber hohe Verluste ein. Einige Kritiker halten das Geschäftsmodell sogar grundsätzlich für zum Scheitern verurteilt.

Auf den ersten Blick hatten die Geschäftszahlen von Groupon allerdings gar nicht so schlecht ausgesehen. Die Börsenaufsicht SEC meldete jedoch schon vor dem Börsengang im November Bedenken an und drängte auf Korrekturen. So hatte Groupon den gesamten Wert eines Rabattgutscheins in seinem Umsatz aufgeführt und nicht nur die erhaltene Kommission. Überdies hatte Groupon bei einer Gewinnzahl die hohen Marketingkosten ausgeklammert. Bei der letzten Korrektur Ende März - da war Groupon längst an der Börse - mussten die Reserven für zurückgegebene Gutscheine erhöht werden.