Nachricht über Bin Ladens Tod zuerst auf Twitter
Berlin (dpa) - Twitter war wieder einmal schneller: Die ersten Hinweise auf den Tod des Terroristenführers Osama bin Laden waren in dem Internet-Kurznachrichtendienst zu finden. Ein Twitter-Nutzer berichtete live von der Militäraktion in der pakistanischen Stadt Abbottabad - allerdings ohne zu wissen, worum es geht.
„Ein Hubschrauber schwebt um ein Uhr nachts über Abbottabad (ist ein seltenes Ereignis)“, lautete der erste Tweet des IT-Beraters Sohaib Athar (Twitter-Name @ReallyVirtual). Später berichtete er von einer schweren Explosion und einem Hubschrauberabsturz und dass laut einem Taxifahrer das Militär die Umgebung abriegelte. Später schrieb er: „Jetzt bin ich der Typ, der den Angriff auf Osama live gebloggt hat, ohne es zu wissen.“ Als die Anfragen kein Ende nahmen, twitterte er entnervt: „Bin Laden ist tot. Ich habe ihn nicht getötet. Bitte lasst mich jetzt schlafen.“
Ebenfalls noch vor der offiziellen Mitteilung der US-Regierung schrieb Keith Urbahn, ein ehemaliger Mitarbeiter des früheren Verteidigungsministers Donald Rumsfeld, in einem Tweet: „Eine vertrauenswürdige Person sagt mir, dass sie Osama bin Laden getötet haben.“
Nach der Rede von US-Präsident Barack Obama öffneten sich dann die Twitter-Schleusen: Zeitweise bezogen sich nach Angaben der Internet-Firma mehr als 4000 Tweets pro Sekunde auf den Tod des Al-Kaida-Führers. Die einen jubelten, andere fragten, ob nicht eine Verhaftung besser gewesen wäre. Viele Twitterer meinten, Obamas Wiederwahl stehe nun wohl nichts mehr im Wege. Häme gab es für den ehemaligen US-Präsidenten George W. Bush, dem es in seiner Regierungszeit nicht gelungen war, den Terroristen zu fassen.
Auch die Spaßvögel unter den Twitter-Nutzern stürzten sich auf das Ereignis. Einer legte einen neuen Twitter-Account mit dem Namen @GhostOsama (Osamas Geist) an. Dort twitterte der angebliche Osama aus dem Jenseits unter anderem: „Verdammt, ich habe versehentlich meine Ortsangaben bei Twitter veröffentlicht.“
Für ungewollte Lacher sorgten Verschreiber bei den Namen Obama und Osama. So vertippte sich auch Regierungssprecher Steffen Seibert am Morgen beim schnellen Twittern. Auf einmal stand da im Netz: „#Kanzlerin: Obama verantwortlich für Tod tausender Unschuldiger, hat Grundwerte des Islam und aller Religionen verhöhnt“. Nach Bemerken des Fehlers korrigierte sich der Sprecher, löschte die Mitteilung.
Das Internet aber hat keinen Radiergummi - der Tweet mit dem Tippfehler machte in Windeseile die Runde, wurde von zahllosen Nutzern des Kurzmitteilungsdienstes weitergetragen. Tatsächlich war Seibert in der Aufregung am Montagmorgen nicht der einzige, der die Namen Osama und Obama verwechselte - der US-Fernsehsender Fox blendete gar die Zeile ein: „Obama bin Laden is Dead“.