Netzagentur-Studie: Surfer bekommen oft zu wenig Speed
Berlin/Bonn (dpa/tmn) - Vollmundig locken Internet-Provider Kunden mit hohen Surfgeschwindigkeiten. Doch die beworbene Bandbreite wird in der Praxis oft nicht erreicht, wie eine Studie der Bundesnetzagentur ergeben hat.
Die geringsten Abweichungen zwischen der als maximal möglich in Aussicht gestellten und tatsächlich erreichten Bandbreite traten in der untersten Bandbreitenklasse von bis zu 2 Megabit pro Sekunde (Mbit/s) auf. Das gilt den Angaben der Bundesnetzagentur zufolge übergreifend für alle Technologien, Anbieter und Tarife.
Die größten Abweichungen wurden dagegen in der obersten Bandbreitenklasse von 50 bis 100 Mbit/s bei Kabelanschlüssen und bei LTE-Anschlüssen mit 25 bis 50 Mbit/s gemessen. Bei DSL-Anschlüssen ergaben sich die größten Abweichungen in der Bandbreitenklasse von 8 bis 18 Mbit/s.
Für die Studie hatten mehr als 226 000 Nutzer in ganz Deutschland die Bandbreite ihres Internetanschlusses gemessen. Die Netzagentur hatte die Messstudie aufgrund einer Vielzahl von Kundenbeschwerden über Geschwindigkeitsabweichungen gestartet.
Die geringsten Abweichungen von der vermarkteten Download-Geschwindigkeit traten der Studie zufolge bei Kabelanschlüssen auf. Allerdings liegen die Datenübertragungsraten für Upload und Download bei dieser Technologie vergleichsweise weit auseinander.
Zwischen ländlichen, halbstädtischen und städtischen Regionen zeigten sich hingegen nur geringe Differenzen zwischen vertraglich vereinbarter „bis zu“- und tatsächlich erreichter Bandbreite, wobei jedoch Anschlüsse in städtischen Regionen - mit Ausnahme stationärer LTE-Anschlüsse - in der Regel geringere Abweichungen aufwiesen.
Eine Analyse der zeitlichen Verteilung der Datenübertragungsrate ergab für DSL-Anschlüsse keine Abhängigkeit von der Tageszeit, heißt es in der Untersuchung. Im Gegensatz dazu zeigten Kabelanschlüsse und stationäre LTE-Anschlüsse eine leichte Verringerung der Datenübertragungsrate in den Abendstunden um bis zu 10 Prozent.
Stichpunktartige Untersuchungen mobiler UMTS-Anschlüsse ergaben regional sehr unterschiedliche Datenübertragungsraten und ließen keinen von Ort und Zeit unabhängigen Rückschluss auf die Qualität der mobilen Internetzugänge zu.
Parallel zur Messstudie hat die Bundesnetzagentur auch die Standardverträge der Anbieter untersucht. Dabei habe sich gezeigt, dass fast alle Anbieter gegenüber den Kunden flexible Angaben zur verfügbaren Bandbreite machen. „Der Kunde weiß so nur vage, mit welcher Leistung er konkret rechnen kann“, kritisierte Jochen Homann, Präsident der Bundesnetzagentur. „Auch nach Vertragsabschluss und erfolgter Schaltung besteht kein überschwängliches Bemühen, dem Endkunden aktiv einen transparenten Überblick über die Leistungsfähigkeit des konkreten Anschlusses zu bieten.“
Seit Anfang Mai 2012 müssen Internetprovider schon vor Vertragsabschluss die am Wohnort erreichbare Mindestgeschwindigkeit angeben. Verbraucher sollten sich deshalb gezielt nach der Bandbreite erkundigen, die sie tatsächlich erwarten können.