Netzpiraten setzen Musikbranche weiter zu
London (dpa) - Die internationale Plattenbranche hat die Regierungen in aller Welt dringend aufgerufen, stärker gegen illegale Musik-Downloads aus dem Internet zu kämpfen. Länder wie Südkorea oder Frankreich hätten bereits strengere Maßnahmen gegen die Piraterie ergriffen.
Das sagte die Vorsitzende des Weltverbandes der Phonoindustrie (IFPI), Frances Moore, am Donnerstag in London. Obwohl die Nachfrage nach Songs aus dem Internet ständig wachse, seien derzeit weiterhin rund 95 Prozent aller Downloads illegal.
Die Verluste durch kostenloses Herunterladen von Musik, aber auch Videos und Filmen, könnte die Kreativbranche allein in Europa bis zum Jahr 2015 rund 1,2 Millionen Jobs kosten, heißt es im „Digital Music Report 2011“ des Verbandes. Auch die Vielfalt der Musik sei in Gefahr, weil unter anderem heimische Künstler weniger gefördert werden könnten. Der IFPI-Verband vertritt 1400 große und kleinere Musikfirmen in mehr als 66 Ländern.
Insgesamt geht die Entwicklung weltweit weiterhin weg von CD oder Platte hin zur Musikdatei aus dem Netz. Im Jahr 2010 stieg der Umsatz mit heruntergeladener Musik um 6 Prozent auf 4,6 Milliarden US-Dollar (3,4 Mrd Euro). Mittlerweile kommt fast ein Drittel des gesamten Umsatzes der Plattenfirmen aus dem digitalen Geschäft: Der Anteil wuchs im vergangenen Jahr um 6 Prozentpunkte auf 29 Prozent.
In Deutschland sieht die Situation allerdings noch etwas anders aus. „Wir haben in Deutschland weiterhin einen starken physischen Markt“, sagte Pressesprecher Daniel Knöll vom Bundesverband Musikindustrie. CDs machten noch immer rund 80 Prozent des Umsatzes aus. Doch auch der digitale Markt dehnt sich weiter aus - für das vergangene Jahr wird ein Umsatzwachstum von 33,2 Prozent erwartet. Studien zufolge könnte der Anteil der Downloads am Gesamtumsatz um 3 Prozentpunkte auf 11 Prozent gestiegen sein.
Allerdings gehen die Umsätze der Labels vermutlich weiter zurück: Im Jahr 2009 nahmen die Plattenfirmen in Deutschland 1,803 Mrd Euro ein - inklusive Lizenzen sowie Erlösen aus neuen Geschäftsfeldern wie Merchandising und Künstlermanagement; der reine Musikverkauf brachte 1,53 Mrd Euro. Für 2010 liegen noch keine Branchendaten vor, ein leichtes Minus wird aber erwartet.
Weltweit hat im Jahr 2010 erstmals ein Song die 10-Millionen-Hürde bei der Anzahl der legalen Downloads geknackt: „Tik Tok“ der US-Popsängerin Kesha wurde 12,8 Millionen Mal heruntergeladen. Auf Platz zwei lag Lady Gaga mit „Bad Romance“, das es auf 9,7 Millionen Einheiten brachte.