Nintendo 3DS im Test: Das 3D-Erlebnis ohne Brille

Berlin (dpa) - Wenn es um neue Spielgeräte ging, war Nintendo immer besonders kreativ. Jetzt wagen sich die Japaner mit einer Neuigkeit auf den Markt: Die mobile Konsole 3DS lädt zu einem dreidimensionalen Spielvergnügen ohne Brille ein.

Nintendos mobile Spielkonsole 3DS hat einen Bildschirm für dreidimensionale Bilder, der ganz ohne die sonst obligatorische Brille funktioniert. Das ermöglicht ein neues Spielerlebnis - wenn einem von der dritten Dimension nicht schlecht wird.

Auf den ersten Blick ähnelt die neue Kompaktkonsole von Nintendo ihren Vorgängern: Zusammengeklappt passt sie gut in die Jackentasche oder den Rucksack, geöffnet blickt man auf zwei Bildschirme, ein Steuerkreuz und ein paar Knöpfe.

Neu ist zum einen das „Schiebepad“, ein runder Joystick auf der linken Seite des Geräts. Er ist hilfreich, wenn viel Gefühl gefragt ist - etwa wenn man in der Flugsimulation „Pilotwings Resort“ einen Gleiter durch die Lüfte steuert. Wenn es hektisch zugeht wie im Prügelklassiker „Super Street Fighter IV“, leistet das Steuerkreuz allerdings bessere Dienste.

Die andere Neuerung verrät der Name der 3DS: Der obere Bildschirm soll Spielen eine zusätzliche Dimension verleihen. Dafür müssen Spieler lediglich den Schieberegler auf der rechten Seite betätigen. „Abhängig von Ihrer persönlichen Vorliebe kann der 3D-Effekt maximiert, auf ein moderates Maß reduziert oder vollständig ausgeschaltet werden“, erklärt Nintendo.

Das ist wichtig: Ist der Bildschirm nicht richtig justiert, bekommt man schnell Kopfschmerzen. Und wer die Klappkonsole nicht im richtigen Winkel und Abstand vor die Nase hält, sieht unscharfe oder doppelte Bilder. Auf der Rückbank des Autos oder in einer ruckelnden S-Bahn kann das einem schnell den Spaß verderben.

Auf Dauer ist der 3D-Effekt ohnehin anstrengend - nicht umsonst rät der Hersteller Nintendo, alle 30 Minuten eine Pause zu machen. Manche Spieler werden lieber ab und zu den 3D-Effekt pausieren lassen. Sicherheitshalber sollen Kinder bis 6 Jahren sogar ganz auf den Tiefeneffekt verzichten. Es gibt sogar eine passwortgeschützte Kindersperre.

Auf neuartige Spielkonzepte dürfen Fans allerdings vorerst nicht hoffen. „Wir wollen unsere Software so vielen Leuten wie möglich anbieten, und einige können nicht 3D sehen“, sagte Nintendo-Producer Hideki Konno dem US-Magazin „Wired“. Daher solle jedes Spiel zwei- wie auch dreidimensional funktionieren. So wird es beispielsweise keine Puzzles geben, die sich ohne Tiefenwirkung nicht lösen lassen.

So oder so: Der 3,5-Zoll-Bildschirm überzeugt auch im 2D-Modus. Denn hier hat Nintendo im Vergleich zu den älteren DS-Geräten deutlich aufgerüstet. Die Auflösung von 800 x 240 Pixeln - 400 x 240 für jedes Auge - erlaubt eine knackig-klare Darstellung. Das macht auch ohne Tiefenwirkung Spaß. Punktabzug gibt es hingegen für den Akku. Nintendo gibt die Laufzeit mit drei bis fünf Stunden an. Wer intensiv daddelt, kommt kaum über die untere Grenze hinaus.

Die Kameras machen weniger Spaß. Die beiden Augen auf der Rückseite des Gerätes können zwar ihre Aufnahmen zu einem 3D-Bild zusammensetzen. Doch die Qualität ist weit davon entfernt, dass es sich dazu eignen würde, in Urlaubserinnerungen zu schwelgen. Nur bei sehr gutem Licht sehen die Fotos passabel aus.

Dafür öffnen die Kameras die Tür für neue Spielkonzepte - Stichwort „Augmented Reality“. Dem Gerät liegen einige Karten bei, die Spieler im Raum verteilen und durch die Kameras anvisieren können - auf dem Bildschirm werden dann Super Mario oder Kisten in 3D über das Bild geblendet. Den Entwicklern wird sicher noch einiges einfallen. Das gilt auch für die Bewegungssensoren. Erste Spiele setzen bereist darauf. In der Simulation „Steel Diver“ steuert man sein U-Boot damit. Auch in „Ocarina of Time“ sollen sie zum Einsatz kommen.

Das Spielangebot ist gut - schon weil das Gerät abwärtskompatibel ist und alte DS-Titel wiedergibt. Wenn auch nicht in 3D. Auch dafür gibt es zum Start eine Reihe Titel, von Actionkrachern wie „Ghost Recon“ und „Splinter Cell“ über Simulationen wie „Sims 3“ und „Pro Evolution Soccer“ bis zum Rennspiel „Asphalt 3D“. Sie alle sind nicht gerade billig, 40 bis 50 Euro werden in der Regel fällig. Startet man das Spielvergnügen mit dem 250 Euro teuren Gerät und einem Spiel, ist man also schnell 300 Euro los.

Für Interaktivität soll die Vernetzung der Konsole sorgen: Dank WLAN und einer Funktion namens Streetpass sucht die 3DS nach anderen Konsolen in der Umgebung. Spieler finden so leichter zusammen, auch wenn sie sich vorher nicht kannten. Wie gut die Kuppelei läuft, zeigt sich aber erst, wenn ausreichend Spieler eine 3DS in der Tasche haben.