NRW gründet Zentrum gegen Internetkriminalität

Düsseldorf (dpa) - Ein neues Cybercrime-Zentrum im nordrhein-westfälischen Landeskriminalamt dient Opfern von Internetkriminalität künftig als zentrale Ansprechstelle - der im Netz gemobbten Schülerin ebenso wie dem Mittelständler, dem Hacker den Online-Shop lahmgelegt haben.

Rund 100 Polizisten, Wissenschaftler und Techniker sollen dort selbst ermitteln oder Ermittler vor Ort unterstützen. „Wir setzen hier einen strategischen Schwerpunkt und bündeln unsere Kräfte“, sagte NRW-Innenminister Ralf Jäger (SPD) am Dienstag in Düsseldorf. Im Gegensatz zum Nationalen Cyber-Abwehrzentrum des Bundes in Bonn, das im April seine Arbeit aufnahm, soll das Düsseldorfer Zentrum auch ermitteln und nicht nur koordinieren, heißt es. In dieser Form sei das Zentrum wegweisend für andere Bundesländer.

Die Computerforensiker im Cybercrime-Zentrum des Landeskriminalamts sollen sich der Flut von Straftaten entgegen stemmen, die heute mit Computern und im Internet begangen werden. Sie können die Chips aus verbrannten Handys auslesen Skimming-Banden auffliegen lassen, die Kontodaten an Geldautomaten über Funk auslesen.

Jäger räumte ein, dass die Polizei selbst Opfer mehrerer Hackerangriffe geworden sei: Die Hackergruppe „Anonymous“ habe Webseiten attackiert, und einem Hacker unter dem Alias-Namen „Darkhammer“ sei es gelungen, auf Polizeirechner vorzudringen. Den Ermittlern des LKA sei aber auch der Gegenschlag gelungen, den Hacker bereits nach wenigen Tagen festzunehmen.

Einer Bande aus Estland seien die Düsseldorfer ebenfalls auf die Schliche gekommen: Die Kriminellen hatten 2,5 Millionen Rechner weltweit infiziert, davon 400 000 in Deutschland, um mit sogenannten „Trojanern“ die Konten ihrer Besitzer zu plündern. Eine ganze Reihe von Verdächtigen sei bei dem Versuch festgenommen worden, das Geld abzuheben.

Im Jahr 2010 wurden in NRW mehr als 48 000 Straftaten registriert, bei denen die Tat über das Internet begangen wurde. Die Fälle von Computerkriminalität, beispielsweise Computersabotage oder Datenveränderung, haben gegenüber 2009 um 27 Prozent auf fast 20 000 zugenommen.