NSN-Chef: Nur drei Netzwerkausrüster werden übrigbleiben

Barcelona (dpa) - Der Chef des Telekom-Ausrüsters Nokia Siemens Networks (NSN), Rajeev Suri, sieht auf seine Branche eine große Auslese zukommen. „Langfristig werden weltweit nur drei Netzausrüster überleben“, sagte der Manager der Finanz-Nachrichtenagentur dpa-AFX auf dem Mobile World Congress in Barcelona.

„Zwei Anbieter werden wegfallen. Wir werden überleben.“ Heute gibt es fünf große Unternehmen, die Telekom-Anbieter mit der nötigen Technik beliefern. Dazu gehören Ericsson aus Schweden, der französisch-amerikanische Konzern Alcatel-Lucent und die chinesischen Rivalen Huawei und ZTE. „Die Verlierer werden sich auf Nischen konzentrieren und sich aus dem breiten Mobilfunkmarkt verabschieden“, sagte Suri. Schulterschlüsse wie die Zusammenlegung der Netzsparten von Nokia und Siemens zu NSN werde es nicht mehr geben.

Wie Alcatel-Lucent wird NSN zwischen dem Marktführer Ericsson und der günstigen Konkurrenz aus China zerrieben. Suri will den Konzern aus den roten Zahlen holen. Seinen Trumpf sieht er darin, dass NSN bereits drastische Sanierungsmaßnahmen ergriffen habe. NSN zieht sich aus dem Festnetz zurück und konzentriert sich auf lukrative mobile Breitbandnetze. „Wir setzen auf Innovation und den Kostenabbau. Andere werden folgen und ihre Strategie ebenfalls verengen. Wir waren nur schneller.“

Den drastischen Schnitt machte das Unternehmen im vergangenen Herbst. Seit der Fusion der Netzsparten von Nokia und Siemens 2007 hatte NSN Milliarden-Verluste erlitten. Bis Ende nächsten Jahres fallen 17 000 der 74 000 Arbeitsplätze dem Rotstift zum Opfer - davon 2900 in Deutschland. Mit diesem Schritt will Suri die Kostenbasis um eine Milliarde Euro drücken.

Damit dürften die Einsparungen allerdings noch nicht vorbeisein. „In diesem Augenblick arbeiten wir an unserem Umbau, aber wir können noch mehr Einsparungen ausmachen“, sagte Suri. Kostensenkungen sind für NSN eine Frage des Überlebens. Im Herbst hatten die Muttergesellschaften noch einmal eine Milliarde Euro nachgeschossen. „Weitere Hilfen brauchen wir nicht. Ab hier schaffen wir es alleine“, betonte der NSN-Chef. Dem Vernehmen nach hatten die Eigner NSN auch klargemacht, dass diese Geldspritze die letzte sein werden.

Den Finanzhilfen folgte eine erfolglose Suche nach einem Käufer. Ziel seiner Bemühungen sei nun, NSN profitabel und fit für einen Börsengang zu machen, sagte Suri. „Mit einem Börsengang können unsere Gesellschafter entscheiden, in welche Richtung sie mit ihrem Engagement bei NSN gehen wollen.“

Ein erheblichen Teil des Umsatzes erzielt NSN nicht mit Bau und Erneuerung von Netzen, sondern mit Dienstleistungen. Zunehmend überlassen Telekomanbieter den Ausrüstern einzelne Aufgaben wie Überwachung oder gleich den ganzen Betrieb der Netze. Diese Dienstleistungen liefern bereits die Hälfte des Umsatzes, der im vergangenen Jahr bei 14 Milliarden Euro lag. So übernimmt NSN teilweise oder ganz den Betrieb von 180 Kunden mit insgesamt mehr als 700 Millionen Endnutzern. Einen Nachfrageschub erwartet Suri in den gesättigten Märkten in Westeuropa und den USA. „Dort werden sich Telekomanbieter verstärkt darauf konzentrieren, ihre Kundenbindungen zu stärken und den Betrieb der Netze anderen überlassen.“

Eine weiteres Produkt ist Liquid Net, eine Dachtechnik, die verschiedene Mobilfunkstandards an den Sendemasten vereint. Der Anbieter erhöht damit die Kapazität und senkt die hohen Stromkosten. Mit der neuen Technik wissen Telekomanbieter, welches Gerät benutzt wird und stellen den Datenstrom darauf ein. Ein Smartphone kann weniger Daten verarbeiten als ein iPad. So verringert sich der Datenstrom auf das nötige Maß. Das ist wichtig, weil der Daten-Verkehr mit Diensten wie YouTube oder Facebook ohnehin explosionsartig steigt. Noch wird Liquid Net erst von wenigen Telekomanbietern genutzt. Richtig einschlagen werde die Technik im zweiten Halbjahr, sagte Suri.

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