O2 macht erstmals mehr als 1 Milliarde Euro Gewinn
München (dpa) - Der Trend zu Smartphones macht sich für den Telekommunikationsanbieter O2 bezahlt: Die deutsche Tochter des spanischen Telefónica-Konzerns übertraf 2010 beim Gewinn erstmals die Marke von einer Milliarde Euro.
Das Plus von 23 Prozent beim Überschuss auf 1,145 Milliarden Euro lag zwar vor allem an der Übernahme des Hamburger DSL-Anbieters Hansenet. Aber auch ohne die Übernahme legte der Gewinn um 10 Prozent und der Umsatz um 7,9 Prozent auf 4,83 Milliarden Euro zu - vor allem dank des Runs auf Smartphones. Im Datengeschäft lassen sich vergleichsweise hohe Preise erzielen.
Wie O2-Chef René Schuster am Freitag in München sagte, spürte das Unternehmen vor allem im vierten Quartal den Verkaufsstart der neuen iPhones von Apple. Der Anteil der Smartphones an allen Mobiltelefonen, die bei O2 in den letzten drei Monaten des Jahres über den Ladentisch gingen, erreichte 88 Prozent. Der Datenumsatz ohne SMS stieg dadurch im vergangenen Jahr um 31 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Die Zahl der Mobilfunkkunden stieg um gut 1,5 Millionen auf rund 17 Millionen.
2011 setzt Schuster darauf, die großen Wettbewerber im hart umkämpften deutschen Markt mit neuen Produkten unter Zugzwang zu bringen. Noch im ersten Halbjahr solle den Kunden mit sogenannten LTE-Netzen die nach UMTS nächste Generation für die schnelle Datenübertragung zur Verfügung stehen. Bislang gelten Vodafone und die Deutsche Telekom als erste Adressen bei Geschäftskunden und privaten Nutzern, die besonderen Wert auf schnelle Dienste im Fest- und Mobilfunknetz legen.
Die spanische Mutter macht derweil Druck und will Erfolge sehen. Seit der Übernahme von O2 im Herbst 2006 investierte Telefónica rund 7 Milliarden Euro in den viertgrößten deutschen Anbieter. Allein im vergangenen Jahr waren es knapp 3 Milliarden Eurp. Fast die Hälfte davon entfiel auf LTE-Netze, 900 Millionen Euro auf den Kauf von Hansenet.
Mit der Übernahme kann O2 nun fast deutschlandweit Kunden DSL-Dienste anbieten. Das Unternehmen stieg auch im Festnetz zum viertgrößten Anbieter auf. Der Abbau von rund 1000 Stellen, der für viel Unruhe im Unternehmen sorgte, ist laut O2-Finanzchef André Krause „so gut wie abgeschlossen“. Im dritten Quartal wendete das Unternehmen nach seinen Angaben 202 Millionen Euro für die Restrukturierung auf.
Der Mutterkonzern Telefónica erwirtschaftete 2010 unterm Strich ein Ergebnis von knapp 10,2 Milliarden Euro - fast 31 Prozent mehr als im Vorjahr. Der Umsatz stieg um 7,1 Prozent auf 60,7 Milliarden Euro, wie das Unternehmen in Madrid mitteilte. Analysten waren dennoch von dem Ergebnis enttäuscht, sie hatten mit einem Gewinn von mehr als 11 Milliarden Euro gerechnet.