Öffentliche Telefone sterben auch im Funkloch aus
Ahorntal (dpa) - Im Ahorntal, eine kleine, idyllische Gemeinde im Landkreis Bayreuth, ist es mit dem Handyempfang so eine Sache. Ihn gibt es in einigen Bereichen nicht. Dafür drei Basistelefone der Telekom, die so ausschauen, als hätte man einer Telefonzelle das Häuschen geklaut.
Praktisch sind die Telefonzellen bei einem Notfall oder einer Autopanne im Funkloch trotzdem noch. Oder? In den vergangenen fünf Jahren, so habe ihm die Telekom mitgeteilt, sei mit den Apparaten allerdings kein einziges Telefongespräch geführt worden, sagt Ahorntals Bürgermeister Gerd Hofmann (Freie Wähler). Da gebe es eigentlich kein Argument mehr für den Erhalt der Telefone, räumt der Rathauschef ein. Deshalb wird die Telekom die Säulen mit den Telefonen bald abmontieren; eine Mehrheit im Gemeinderat hat dem Plan des Unternehmens zugestimmt.
Natürlich, sagt Hofmann, hätte man in Gebieten mit schlechtem Handyempfang auch weiterhin gerne die Möglichkeit, beispielsweise in einem Notfall telefonieren zu können. Aber die Wirtschaftlichkeit sei nun auch einmal ein Argument. Zudem hofft er, dass der Ausbau des Handynetzes vorankommt und die Netzabdeckung bald besser wird.
Der Siegeszug der Mobiltelefone hat dafür gesorgt, dass die Telefonzelle im Ortsbild nahezu komplett ausgestorben ist. 2006 gab es noch 110 000 gelb- oder magentafarbene Telefonzellen in Deutschland. Heute betreibt die Telekom laut einem Sprecher nur noch rund 35 000. Daneben gebe es auch noch private Anbieter.
Gefragt sind öffentliche Telefone vor allem an Flughäfen oder Bahnhöfen. In Nürnberg etwa sind auch in der Innenstadt noch öffentliche Telefone zu sehen, ebenso in Forchheim, wo sogar noch eine gelbe Telefonzelle mitten in der Stadt steht und wie ein Relikt aus den 1980er-Jahren wirkt.
Auf dem Land sind die öffentlichen Telefone weniger gefragt - obwohl hier die Handynetze vielfach schlecht ausgebaut sind. Aber offenbar wissen sich die Menschen dort anderweitig zu helfen und brauchen kein öffentliches Telefon. Die Telekom habe mit der Bundesvereinigung der kommunalen Spitzenverbände deshalb eine Vereinbarung getroffen, sagt der Sprecher: „Die Telekom darf Städte und Gemeinden wegen eines Abbaus ansprechen, wenn auf deren Gebiet extrem unwirtschaftliche öffentliche Fernsprecher mit einem Umsatz von weniger als 50 Euro pro Monat stehen.“ Denn: „Der Unterhalt einer Telefonzelle kostet Geld, etwa für Strom, Standortmiete und Wartung.“
Wilfried Schober vom bayerischen Gemeindetag sagt, es wäre natürlich aus politischer Sicht wünschenswert, dass der Zugang zu öffentlichen Telefonen überall gewährleistet ist. Er denke da vor allem an Notfälle: Es wäre gut, im Funkloch auf öffentliche Telefone zurückgreifen zu können. Zugleich aber hat er auch Verständnis für wirtschaftliche Überlegungen der Anbieter.
Auch im Frankenwald, wo so manches Funkloch die Handynutzer vom Telefonieren oder Surfen abhält, gehören Telefonzellen der Vergangenheit an. „Die sind verschwunden“, sagt Manfred Zeitler, Geschäftsleiter der Gemeinde Wilhelmsthal im Landkreis Kronach. Drei Telefone an Säulen gebe es aber noch - vor allem in Bereichen ohne Netzabdeckung. Genutzt werden sie dennoch kaum. Offenkundig gebe es schlichtweg auch im Funkloch keinen Bedarf.
Die Telekom als Betreiber habe sich schon vor Jahren an die Gemeinde gewandt mit dem Wunsch, die Geräte abbauen zu dürfen, da sie längst nicht mehr wirtschaftlich seien. Doch das hätte nur mit der Zustimmung des Gemeinderates funktioniert, das Gremium aber habe seine Zustimmung verweigert. Warum solle man die Telefone ohne Not aufgeben, habe sich die Ratsmehrheit gefragt, schildert Zeitler.