Oracle hält sich mit Software über Wasser

Redwood Shores (dpa) - Der teure Ausflug ins Hardware-Geschäft bereitet Oracle Probleme. Die leistungsstarken Firmenrechner des vor zwei Jahren für 7,4 Milliarden Dollar übernommenen Spezialisten Sun Microsystems verkaufen sich immer schlechter.

Das gut laufende Software-Geschäft musste im vierten Geschäftsquartal die Lücken schließen. Zusammengenommen stieg der Oracle-Umsatz von März bis Mai noch um ein Prozent auf 10,9 Milliarden Dollar (8,3 Mrd Euro). Konzernchef Larry Ellison wies vor allem auf das Wachstum im sogenannten Cloud Computing hin, bei dem Dienstleistungen und Software aus dem Netz angeboten werden. Der Gewinn verbesserte sich im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 8 Prozent auf 3,5 Milliarden Dollar.

Mit den vorzeitig vorgelegten Zahlen schnitt Oracle besser ab als Analysten erwartet hatten. Im frühen New Yorker Handel stieg die Aktie am Dienstag um 4 Prozent. Zu dem Kurssprung trug auch die Ankündigung von Oracle bei, für weitere 10 Milliarden Dollar eigene Aktien zurückzukaufen. Damit dürfen sich die verbleibenden Aktionäre auf einen größeren Anteil am Gewinn freuen.

Oracle ist eigentlich Spezialist für Datenbanken, hat sich durch zahlreiche Zukäufe aber immer breiter aufgestellt. So versucht Oracle bei der Unternehmenssoftware zu SAP aufzuschließen. Mit den Walldorfern liegen die Amerikaner im Dauerclinch. Mit derartigen Programmen erledigen Firmen etwa ihre Buchhaltung oder verwalten ihre Kunden. Oracle verleibte sich unter anderem die Rivalen Siebel und Peoplesoft ein.

Im Jahr 2010 kaufte Oracle Sun Microsystems. Die Hardware-Verkäufe brachen nun aber um 16 Prozent auf 977 Millionen Dollar ein. Ellison versprach, der Bereich werde im kommenden Jahr noch zu einer „Wachstumsgeschichte“ werden, weil mehr Kunden von Oracle nicht nur Software, sondern auch die Geräte kauften.

Auch das Servicegeschäft schwächelte im vergangenen Quartal. Dagegen stieg das wichtige Neugeschäft mit Software-Lizenzen um 7 Prozent auf 4,0 Milliarden Dollar. Der Zuwachs ist besonders bedeutsam, weil neue Software-Lizenzen später zumeist weitere Geschäfte mit Updates und Wartung nach sich ziehen.

Im gesamten Geschäftsjahr stieg der Konzernumsatz um 4 Prozent auf 37,1 Milliarden Dollar und der Gewinn legte um 17 Prozent auf knapp 10 Milliarden Dollar zu. Damit gehört Oracle trotz der Probleme bei den Firmenrechnern immer noch zu den profitabelsten Technologiefirmen überhaupt.

Dass die Vorlage der Quartalszahlen um mehrere Tage vorgezogen wurde, könnte mit der Situation um US-Verkaufschef Keith Block zusammenhängen. Im Zuge eines Streits mit Hewlett-Packard waren zuletzt mehrere seiner Nachrichten öffentlich geworden, in denen er den Sun-Kauf kritisierte. Auch dem bei Oracle untergekommenen früheren HP-Chef Mark Hurd warf er eine schwache Leistung vor. Nach Informationen des „Wall Street Journal“ hat Block Oracle bereits verlassen.