Oracle hat die Lust am Firmen-Shopping nicht verloren
Berlin (dpa) - Der IT-Konzern Oracle will sich auch in diesem Jahr mit Firmenzukäufen verstärken. In den vergangenen Jahren habe Oracle jeweils durchschnittlich zehn Firmen übernommen, sagte Deutschland-Geschäftsführer Jürgen Kunz der Nachrichtenagentur dpa.
„Wir werden weiter organisch wachsen, planen aber auch die Fortsetzung unserer Akquisitionsstrategie. Wir untersuchen etwa 200 Ziele im Jahr und übernehmen dann ungefähr zehn.“ Dabei gehe es stets um sinnvolle Ergänzungen des bestehenden Produktangebots.
Erste Übernahme in diesem Jahr war für 1,9 Milliarden Dollar (1,43 Milliarden Euro) die kalifornische Firma Taleo, die Lösungen für das Personalmanagement in der Cloud entwickelt. Das Cloud Computing, also die Bereitstellung von IT-Dienstleistungen aller Art über verteilte Rechenzentren im Netz, ist einer der Trends, in die Oracle weiter investieren will - und nach Einschätzung von Branchenexperten gegenüber der Konkurrenz noch Nachholbedarf hat.
Als weiteren Trend nannte Kunz das Schlagwort „Big Data“ - also die Verwaltung und Analyse von immer größeren Datenbeständen. „Hier werden unstrukturierte Daten größeres Gewicht bekommen“, sagte Kunz und nannte als Beispiel die massenhaft in Sozialen Netzwerken anfallenden Informationen. Diese lassen sich nicht ohne weiteres in die fest definierten Felder einer strukturierten Datenbank übernehmen. Software für solche Datenbanken bildet das Kerngeschäft von Oracle.
Das Oracle-Schlüsselprodukt zur Erfassung großer Datenmengen ist das System Exadata, ein integriertes Angebot aus Datenbank, Betriebssystem und Hardware. „Ganze Server-Farmen lassen sich so auf ein oder zwei Exadata-Server reduzieren“, sagte Kunz. Diese Datenbank-Maschine sei das bislang erfolgreichste Produkt von Oracle.
Zu dem vom Konkurrenten SAP vorangetriebenen System Hana mit der besonders schnellen Bereitstellung von Datenbanken im Arbeitsspeicher eines Computers sagte Kunz, solche In-Memory-Systeme gehörten auch zum Produktangebot von Oracle. Ungeachtet der noch andauernden Rechtsstreitigkeiten zwischen Oracle und SAP sei der Druck der SAP-Kunden groß, Oracle-Techniken zu unterstützen. Die Kunden könnten gut damit umgehen, dass es zwischen Oracle und SAP eine Mischung aus Zusammenarbeit und Wettbewerb gebe, sagte Kunz und fügte hinzu: „Wir können mit der Co-Opetition besser leben als SAP.“ Als Co-Opetition wird das Nebeneinander von Wettbewerb (Competition) und Zusammenarbeit (Cooperation) bezeichnet.
Kunz rechtfertigte die im vergangenen Jahr von Oracle getroffene Entscheidung, die Itanium-Prozessoren von Intel, die vor allem von Hewlett-Packard (HP) für die Produktion von Firmenrechnern verwendet werden, nicht länger zu unterstützen. Die Itanium-Plattform sei veraltet, sagte der Manager. Die von Sun übernommene Prozessor-Plattform Sparc werde Oracle hingegen ebenso weiterentwickeln wie das Unix-Betriebssystem Solaris.
Die ebenfalls mit der Übernahme von Sun Microsystems im Jahr 2010 erworbene Java-Technologie sei ein zentraler Pfeiler der Oracle-Infrastruktur, sagte Kunz. In einem Prozess in San Francisco wirft Oracle dem Internet-Konzern Google derzeit vor, mit dem Handy-Betriebssystem Android Patente und Urheberrechte für Java zu verletzen. Google erkennt dies nicht an.