Oracle will SAP in der IT-Wolke schlagen
Redwood Shores (dpa) - Der amerikanische Software-Riese Oracle sagt dem deutschen Rivalen SAP wieder den Kampf an. Mit dem Trend zum Cloud Computing könne man die Walldorfer nun doch als Marktführer bei Unternehmenssoftware ablösen, verkündete Oracle-Chef Larry Ellison.
Allerdings investieren auch die Deutschen verstärkt in das Geschäft mit Software-Anwendungen aus dem Netz. Außerdem punktet SAP derzeit mit seiner Software Hana, die eine schnelle Auswertung von Unternehmensdaten durch Hauptspeicher-Datenbanklösungen und Analyseprogramme ermöglicht.
Bei Software, mit der Unternehmen ihre Geschäftsprozesse steuern können, jagt Oracle schon seit Jahren vergeblich dem deutschen Weltmarktführer SAP hinterher. Jetzt sieht Ellison jedoch die Wende gekommen. „Die wachsende Popularität des Cloud Computing gibt uns die große Chance, SAP als Nummer eins bei Anwendungssoftware abzulösen“, erklärte der für markige Worte bekannte Oracle-Chef am Dienstag. Beide Unternehmen gaben zuletzt Milliarden für diverse Cloud-Spezialisten aus.
Oracle fährt bereits seit Jahren einen rasanten Wachstumskurs mit Zukäufen am laufenden Band. Neben so bekannten Softwarefirmen wie Siebel oder Peoplesoft verleibte sich Oracle für 7,4 Milliarden Dollar auch den Server-Spezialisten Sun Microsystems ein.
Mit ebenfalls am Dienstag vorgelegten neuen Zahlen konnte Oracle die die Schmach des Vorquartals wieder wettgemacht. Der Gewinn stieg in dem Ende Februar abgeschlossenen dritten Geschäftsquartal um 18 Prozent auf 2,5 Milliarden Dollar. Beim Umsatz gab es im Jahresvergleich ein Plus von drei Prozent auf neun Milliarden Dollar. Im Vierteljahr davor hatte der Konzern die Erwartungen der Analysten deutlich verfehlt und war dafür mit Kursverlusten abgestraft worden.
Die wichtigen Erlöse mit neuen Softwarelizenzen legten um sieben Prozent auf 2,37 Milliarden Dollar zu. Sie stehen als Indikator für künftiges Wachstum besonders im Blickpunkt. Mit dem Zuwachs konnte Oracle die Analysten-Erwartungen deutlich übertreffen. Im Geschäft mit Hardware wie Servern gab es hingegen einen Rückgang von elf Prozent auf 1,47 Milliarden Dollar. Damit erweist sich der Zukauf von Sun Microsystems für Oracle immer mehr als kein besonders gutes Geschäft.
Obwohl das Plus bei Umsatz und Gewinn stark an die als enttäuschend eingestufte Entwicklung im Quartal davor erinnerte, übertraf Oracle diesmal die Prognosen. Zudem versprach Finanzchefin Safra Katz für das laufende Jahr die beste Rendite beim operativen Ergebnis seit Firmengründung. Die Aktie rauschte entsprechend nach oben. Im frühen New Yorker Handel legte sie um mehr als drei Prozent auf gut 31 Dollar zu. Die SAP-Aktie verzeichnete am Nachmittag deutscher Zeit in einem leicht schwächeren Markt ein dünnes Minus von 0,22 Prozent auf 53,88 Euro.