Plagiatsjäger: Konservative nicht bevorzugtes Ziel

Frankfurt/Main (dpa) - Die anonymen Plagiatsjäger, die eine wichtige Rolle bei der Entlarvung der abgekupferten Doktorarbeit von Ex-Minister Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) spielten, haben es angeblich nicht speziell auf konservative Politiker abgesehen.

„Wir schauen Arbeiten von Leuten aller Parteien an“, sagte ein Netzaktivist der „Frankfurter Rundschau“ (Samstag). Der als „AnnaNym“ getarnte Mathematiker meinte: „Es gibt keine Präferenzen. Und es können ja auch noch weitere Plagiatsfälle kommen.“

Recherchen des Internetportals „GuttenPlag“ hatten den CSU-Politiker Karl-Theodor zu Guttenberg in arge Bedrängnis gebracht - schließlich trat er von seinen Ämtern zurück. Die Seite „VroniPlag“ nahm die Doktorarbeit der FDP-Europapolitikerin Silvana Koch-Mehrin unter die Lupe - und auch sie kostete die Plagiatsaffäre das Amt. „Wir wollen den Ruf der Wissenschaft und der Politik verbessern, auch wenn das kurzfristig wahrscheinlich nicht der Fall ist“, meinte „AnnaNym“, der angeblich für beide Plattformen forschte.

Ihre Identität halten die Plagiatsjäger geheim, auch bei den aktuellen Vorhaltungen gegen den FDP-Europaabgeordneten Jorgo Chatzimarkakis. Anonymität schütze die Aktivisten, sagte der Interviewpartner Nummer zwei, der Informatiker „PlagDoc“. Die von ihnen unterstützten Plattformen bekämen aggressive Emails, ein Mitarbeiter sei nach einem Leserbrief sogar bedroht worden. „Der Tenor war: Wie kriegen euch alle. So etwas möchte ich selbst nicht erleben.“

Nicht ein Einzelner solle im Vordergrund stehen - sondern die Arbeit der Gruppe. „Dass wir mit Spitznamen auftreten, ist auch ein Teil der Internetkultur“, sagte „AnnaNym“. Zudem seien die beiden Plattformen sehr groß und verschieden, einer könne nicht für alle sprechen. Zum Interview mit der Zeitung hatten sich die Unbekannten zwar getroffen - der Ort blieb aber „eine Stadt in Süddeutschland“.

Das Internetprojekt „GuttenPlag Wiki“ ist für den Grimme Online Award nominiert. Sollte das Portal den Preis gewinnen, wollen die Aktivisten einen Stellvertreter zur Verleihung schicken.