Quelle kommt als Online-Marktplatz wieder
Hamburg (dpa) - Ein legendärer Markenname kehrt zurück - allerdings steckt ein ganz anderes Unternehmen dahinter: Die Internetseite Quelle.de ist seit Mittwoch online. „Wir bieten rund 250 000 Artikel aus den Bereichen Wohnen, Haushalt, Accessoires und Elektro auf einem Online-Marktplatz an“.
Das sagt Tim von Törne, Geschäftsführer der Quelle GmbH in Hamburg. Bald schon sollen es eine Million Produkte sein. Logo und Farbgebung der Seite erinnern an das Fürther Traditionsunternehmen, auch das Sortiment ist ähnlich. Es gibt allerdings keine Kleidung. Und das Geschäftsmodell unterscheidet sich sehr von dem einstigen Großunternehmen.
„Quelle.de ist eine Plattform für leistungsfähige Händler“, wirbt von Törne. Das Unternehmen stellt keine eigenen Waren auf die Seite, sondern übernimmt für andere Händler die Abwicklung, den Kundenkontakt, die Zahlung und das Marketing. Dazu bedarf es nur einer kleinen Mannschaft. Bislang sind rund 30 Mitarbeiter bei der neuen Quelle beschäftigt, perspektivisch könnten es mal 50 bis 60 werden. Als erstes Umsatzziel haben die Quelle-Manager einen dreistelligen Millionenbetrag ins Visier genommen. Der Umsatz fällt allerdings bei den Händlern an; Quelle bekommt eine Provision für die Dienstleistung.
„Quelle stand für Zuverlässigkeit, Vertrauen und Einfachheit“, sagt der Geschäftsführer. „Daran wollen wir anknüpfen.“ So sei die Seite einfach zu bedienen, die Zahlungsarten seien wie bei dem alten Versandhandel gestaltet, einschließlich Ratenzahlung und Rechnung. Auch die populäre Quelle-Marke „Privileg“ findet sich wieder, allerdings als einzige. Von Törne hofft, dass viele der alten Quelle-Kunden auf seine Seite kommen. „Immerhin war Quelle noch 2009 der drittgrößte Online-Händler in Deutschland.“
Der größte ist Otto, der die Quelle-Markenrechte für Deutschland, Österreich, die Schweiz und Russland gekauft hat. „Wir fahren das aber eher wie ein unabhängiges Startup-Unternehmen“, sagt von Törne. Das Unternehmen ist nicht in der Otto-Zentrale im Stadtteil Barmbek untergebracht, sondern in eigenen Räumen im gediegenen Eppendorf. Von Törne, der selbst bei verschiedenen Startup- und Internet-Unternehmen gearbeitet hat und nicht aus der Otto-Gruppe kommt, hat eine junge Mannschaft versammelt. „Mit 40 Jahren gehöre ich schon zu den Älteren.“
Das Versandhaus Quelle wurde 1927 in Fürth von Gustav Schickedanz gegründet und hatte schon in den 30er Jahren Millionen Kunden. Der Firmengründer, dem vorgeworfen wurde, als frühes NSDAP-Mitglied von der sogenannten Arisierung jüdischen Vermögens profitiert zu haben, bekam 1949 die Vollmacht über sein Unternehmen zurück und machte Quelle zu einem der führenden Versandhäuser der Nachkriegszeit. Der Hauptkatalog hatte eine Auflage von acht Millionen Exemplaren. 1999 wurde Quelle in eine Aktiengesellschaft umgewandelt und fusionierte mit Karstadt zu KarstadtQuelle, später Arcandor genannt. Dort war Quelle dann wieder eine Tochterfirma, wurde 2009 insolvent und dann abgewickelt.