Xing mit Gewinnsprung
Hamburg (dpa) - Das Karriere-Netzwerk Xing macht in diesem Jahr seine bislang besten Geschäfte: Das Hamburger Internet-Unternehmen steigerte seinen Gewinn im zweiten Quartal im Jahresvergleich um 76 Prozent auf 2,37 Millionen Euro.
Der Umsatz nahm um 23,1 Prozent auf 16,3 Millionen Euro zu. „Für uns ist es ein sehr erfolgreiches Jahr“, sagte Vorstandschef Stefan Groß-Selbeck am Mittwoch der Nachrichtenagentur dpa. „Und wir sind überzeugt, dass noch weitere gute Jahre kommen werden. Gerade im deutschsprachigen Raum ist das Potenzial des beruflichen Netzwerkens noch bei weitem nicht ausgeschöpft.“
Bei Xing können registrierte Nutzer ein Profil ihrer beruflichen Aktivitäten anlegen und miteinander kommunizieren. Das Geld kommt vor allem aus den Beiträgen zahlender Mitglieder, die auf mehr Funktionen zugreifen können. Im ersten Halbjahr stammten aus dieser Quelle 70 Prozent der Erlöse von rund 32 Millionen Euro - rund zehn Prozentpunkte weniger als ein Jahr zuvor, weil andere Dienste schnell zulegen.
Dazu gehören vor allem Angebote für das sogenannte E-Recruiting, also die Suche von Unternehmen nach geeigneten Mitarbeitern. Das Geschäft mit Dienstleistungen bei der Personalsuche wuchs in der ersten Jahreshälfte um 85 Prozent auf 5,5 Millionen Euro. „Die Unternehmen müssen aktiver auf potenzielle Jobsuchende zugehen, der Wettbewerb ist da härter geworden“, sagte Groß-Selbeck. Allerdings sei da auch noch Aufklärungsarbeit zu leisten.
Auf die Frage nach der möglichen Übernahme einer Online-Stellenbörse antwortete der Xing-Chef, eine solche Entscheidung stehe zwar nicht unmittelbar bevor. Zukäufe seien aber schon immer Teil der eigenen Strategie gewesen.
So hat Xing Ende vergangenen Jahres auch die auf Eventmarketing spezialisierte Firma amiando gekauft. Weitere Dienste sollen in den nächsten Monaten an den Markt gebracht werden, wie Groß-Selbeck ankündigte. Grundlage dafür sei die Erneuerung der Plattform xing.com, die deutlich verschlankt worden sei. „Da haben wir noch einiges vor“, sagte Groß-Selbeck. „Für uns steht ganz klar der geschäftliche Nutzen im Vordergrund. Das ist das, was uns von anderen unterscheidet.“ Zum neuen Sozialen Netzwerk Google+ sagte der Xing-Chef, der Austausch von Inhalten über das Konzept von „Kreisen“ sei eine interessante Anwendung, erinnere ihn aber eher an Twitter.
Die Zahl der Xing-Mitgliederzahl stieg um 640 000 auf 11,12 Millionen - darunter 769 000 zahlende Mitglieder. In den deutschsprachigen Ländern vernetzt Xing 4,9 Millionen Menschen.
Beim Xing-Konkurrenten LinkedIn sind es 115,8 Millionen Mitglieder. Der globale Marktführer konnte seinen Umsatz im ersten Quartal nach dem Börsenstart im Mai mehr als verdoppeln, um 120 Prozent auf 121,0 Millionen Dollar (85,9 Mio Euro). Beim Gewinn blieben unterm Strich 4,5 Millionen Dollar (3,2 Mio Euro).
Die Xing-Aktie litt in den vergangenen Tagen unter den allgemeinen Börsenturbulenzen. Am Mittwoch reagierte die Frankfurter Börse positiv auf die Quartalszahlen; das Papier lag am Nachmittag mit 45,50 Euro bei plus zwei Prozent gegenüber dem Vortag. Im September könnte die Xing-Aktie in den TecDax der Börse aufgenommen werden, wenn die nächste Index-Überprüfung stattfindet. Der TecDax umfasst die 30 größten Technologiewerte.