Radikaler Umbau bei Hewlett-Packard

Palo Alto (dpa) - Der deutsche Chef Léo Apotheker krempelt den US-Traditionskonzern Hewlett-Packard um. Der weltgrößte Computer-Hersteller könnte sich von seinem PC-Geschäft trennen und will stattdessen Milliarden in den Kauf eines britischen Software-Spezialisten stecken.

Zugleich gibt sich Hewlett-Packard im Wettbewerb mit Apples iPhones und iPads sowie Smartphones mit dem Google-Betriebsystem Android geschlagen. Das Geschäft mit Geräten mit dem eigenen mobilen Betriebsystem webOS wird gestoppt, teilte das Unternehmen am Donnerstag mit.

Der Konzern prüfe alle Optionen für das PC-Geschäft inklusive einer kompletten oder teilweisen Abspaltung, hieß es. Außerdem bestätigte der US-Konzern Pläne für den Kauf der britischen Software-Firma Autonomy. Sie spezialisiert sich auf Programme, mit denen große Unternehmen ihre Datenbestände besser im Griff behalten können. HP will 25,50 Pfund pro Aktie in bar zahlen, am Donnerstag lag der Kurs bei 14,25 Pfund. Mit dem kräftigen Aufpreis dürfte Autonomy Hewlett-Packard rund 6,2 Milliarden Pfund kosten - oder gut zehn Milliarden Dollar, wie zuvor unter anderem die Finanznachrichtenagentur Bloomberg berichtet hatte.

Der Wandel passt in die Strategie, die der frühere SAP-Chef Apotheker in den vergangenen Monaten ausgegeben hatte: Fokus auf das lukrative Geschäft mit Software und Dienstleistungen, effizienteres Wirtschaften, mehr Wert für Aktionäre. Denn die Anleger waren zuletzt unzufrieden mit dem sinkenden Aktienkurs und schwachen Erträgen. Bereits mehrfach musste der Konzern die Prognosen für das Geschäftsjahr zurückschrauben. Mitte Mai hatte Apotheker in einem internen Schreiben vor einem „weiteren schwierigen Quartal“ gewarnt und gemahnt, Ausgaben auf ein Minimum zu beschränken. Jetzt wurden die Prognosen erneut gekappt.

Die Anleger konnte Hewlett-Packard mit den Ankündigungen zunächst nicht überzeugen: Die Aktie ging auf eine scharfe Talfahrt und verlor zum Handelsschluss rund sechs Prozent.

Abgesehen davon, dass die PC-Produktion an sich eine schlechtere Rendite abwirft als Software oder Dienstleistungen, hat HP zudem Probleme im Geschäft mit Privatkunden. Vor allem Apple macht dem weltgrößten PC-Bauer zu schaffen: Der Tablet-Computer iPad lockt Kunden von Notebooks weg. Das HP-Tablet TouchPad konnte sich nicht als Rivale etablieren - und wird jetzt auch keine weitere Chance bekommen. Die Geräte hätten interne Vorgaben und finanzielle Ziele verfehlt, erklärte HP. Der Konzern hatte große Pläne bei mobilen Geräten und kaufte dafür im vergangenen Jahr den Smartphone-Pionier Palm mitsamt webOS. Es solle aber noch geprüft werden, wie sich der Wert der webOS-Software „optimieren“ lasse.

Die gleichzeitig vorgelegten Zahlen für das dritte Geschäftsquartal untermauerten die Probleme, die Hewlett-Packard zu dem großen Umbau drängten. Der Umsatz legte lediglich um ein Prozent auf 31,2 Milliarden Dollar zu. Der Gewinn verbesserte sich um neun Prozent auf 1,9 Milliarden Dollar

Apotheker hatte im vergangenen November das Ruder vom geschassten Vorgänger Mark Hurd übernommen und steht deshalb unter besonderer Beobachtung: Hurd hatte das Unternehmen nach einer undurchsichtigen Affäre mit einer externen Mitarbeiterin vor einem Jahr verlassen müssen. Bei den Investoren hatte das Bestürzung ausgelöst. Denn Hurd hatte HP mit Kosteneinsparungen zu Milliardengewinnen getrieben und den Konzern durch Zukäufe zur weltweiten Nummer eins der Branche gemacht.

Der Umbau wurde einige Stunden vorher nach einem Bericht der Finanznachrichtenagentur Bloomberg bekannt. HP veröffentlichte danach eine erste Mitteilung noch vor US-Börsenschluss.