Rettung für Apple Macintosh: Zehn Jahre Mac OS X
Cupertino (dpa/tmn) - Der Aufstieg von Apple hat ein Fundament: das Betriebssystem Mac OS X. Damit läutete der zurückgekehrte Firmengründer Steve Jobs vor zehn Jahren den Neuanfang ein. Bis heute treibt OS X die Mac-Rechner an - und ein Teil davon auch iPhones und iPads.
Der 24. März 2001 markiert in der Geschichte von Apple ein historisches Datum. An diesem Tag beendeten Apple-Chef Steve Jobs und sein Team eine jahrelange Odyssee auf der Suche nach einem neuen Betriebssystem für seine Macintosh-Computer und brachten erstmals Mac OS X in die Läden.
Auch wenn man sich heute kaum noch an dieses dunkle Kapitel der Firmengeschichte erinnert: Apple Computer stand in der zweiten Hälfe der 90er Jahre nicht nur wirtschaftlich mit dem Rücken zur Wand. Das in die Jahre gekommene Macintosh-Betriebssystem OS 9 konnte damals nicht mit Microsofts Windows mithalten. „Unabhängig von den finanziellen Problemen, die Apple damals hatte, war es für die Geeks damals klar, dass Apple auf dem Weg in den technologischen Ruin war“, schreibt der US-Kolumnist John Siracusa zum OS-X-Jubiläum bei Ars Technica.
Als Apple 1997 kurz vor einer Insolvenz stand, zog der damalige Apple-Chef Gil Amelio die Notbremse, holte den zwölf Jahre zuvor geschassten Apple-Mitbegründer Steve Jobs als Berater ins Unternehmen zurück und kaufte dessen Firma NeXT für 400 Millionen Dollar. NeXT hatte ein technisch sehr fortschrittliches Betriebssystem (NeXTStep) entwickelt, das die Basis für die neue Macintosh-Software bildete.
Mit der Software, die am 24. September 2001 als Mac OS X 10.0 für 329 Mark auf den Markt kam, wagte Apple damals einen radikalen Schnitt. „Das neue System brachte eine moderne objektorientierte Architektur, Speicherschutz - wichtig für die Stabilität und Sicherheit - und präemptives Multitasking, bei dem der Betriebssystemkern die Abarbeitung der einzelnen Prozesse steuert, auf den Mac“, sagt Stephan Ehrmann, Chefredakteur der Fachzeitschrift „Mac & i“.
Auch Jochen Viehoff, Kurator am Heinz Nixdorf Museumsforum in Paderborn, glaubt, dass Apple damals die richtige Richtung einschlug: „Es war eine taktisch sehr kluge Maßnahme, auf den Kernel eines Unix-Systems zu setzen.“ Damit habe Apple auch das Fundament für den späteren Umstieg auf die Chips von Intel gelegt, weil sich das Betriebssystem leicht auf die neue Hardware-Plattform anpassen ließ.
Auch die deutlich elegantere Oberfläche „Aqua“ wurde komplett neu gestaltet. Die harten Kontraste, die noch die Optik von Mac OS 9 prägten, wurden unter OS X durch milchig-weiße Flächen, hellgraue Streifenmuster und bunte Farbtupfer abgelöst. Mac OS X führte eine Leiste am unteren Bildschirm-Rand ein, in der Symbole für Programme, Ordner, Dateien und Web-Adresse abgelegt werden können. Das Dock imitierte Jahre später Microsoft mit der Taskleiste von Windows 7.
Der erste Macintosh-Rechner, der mit dem neuen Mac OS X ausgeliefert wurde, war der im Juli 2001 vorgestellte iMac „Kiva“. In diesem Gerät steckte noch ein vergleichsweise langsamer G3-PowerPC-Prozessor von Motorola, auf dem das neues System nur ruckelig lief. Erst mit der darauffolgenden iMac-G4-Generation überwand Apple dann die Startschwierigkeiten.
Seit der Premiere im März 2001 aktualisiert Apple sein Mac OS X im Rhythmus von ein bis zwei Jahren und benennt die Systeme immer nach einer Raubkatze. Das derzeit noch aktuelle System 10.6 Snow Leopard (Schnee-Leopard) wurde im August 2009 eingeführt. Für diesen Sommer wird die Version 10.7 Lion (Löwe) erwartet, mit der Apple Elemente aus dem Tablet-Computer iPad auf den Mac bringen wird.
Die Übernahme von Bedienkonzepten aus der mobilen Welt ist aber keine Einbahnstraße: „Mac OS X hat anders als Windows auch früh den Anschluss an mobile Hardware geschafft: Ein Teil davon läuft unter dem Namen iOS auf iPhone, iPad, iPod touch und dem Apple TV“, erläutert Ehrmann. Mit dem System konnte Apple also auf neue Herausforderungen reagieren. Apple-Chef Steve Jobs hatte dies bei der Präsentation des Systems im März 2001 wohl schon vorausgeahnt, als er sagte: „Wir wollten etwas, was 15 Jahre hält.“