Ruckler auf dem Minidisplay: Monitore schwächeln beim TV-Empfang

Frankfurt/Main (dpa/tmn) — PC-Monitore können nicht nur Filme, Spiele und Internetseiten anzeigen, sondern auch Fernsehsendungen empfangen. In der Praxis gibt es aber oft Probleme mit Bild- und Tonqualität.

Und für das Wohnzimmer sind selbst große Monitore oft zu klein.

Warum überhaupt noch einen teuren Fernseher kaufen? Viele PC-Monitore haben inzwischen TV-Tuner an Bord und lassen sich so auch als Fernseher einsetzen. Gut geeignet sind sie dafür aber nur bedingt, warnen Experten. „Alleine die Größen vermitteln nicht unbedingt Kino-Feeling“, sagt Ingrid Pilgram vom Zentralverband der Elektrotechnik- und Elektronikindustrie (ZVEI). Für den optimalen Fernseh- und Filmgenuss empfiehlt sie eher ein klassisches TV-Gerät.

Wer dagegen ein paar Abstriche beim Fernsehen machen kann oder ohnehin nur gelegentlich in die Röhre schaut, genießt mit dem TV-Tuner im Monitor ein paar Vorteile. In Single-Haushalten und kleinen Wohnungen lässt sich so zum Beispiel eine Menge Platz sparen. „Und sicherlich ist es so, dass ein Gerät preislich günstiger ist als die Anschaffung von zwei einzelnen Geräten“, sagt Pilgram. Monitore mit TV-Tuner gibt es schon ab etwa 150 Euro.

In der Regel sind Zuschauer am PC-Monitor auf Analog-TV, Digitalkabel (DVB-C) und Antennenempfang über DVB-T beschränkt - digitales Satellitenfernsehen (DVB-S) unterstützen bisher nur wenige Modelle. Auch eine separate Fernbedienung für den Fernsehbetrieb liegt nicht jedem Monitor mit TV-Tuner bei. Zur Standardausstattung gehört dagegen eine CI-Schnittstelle, mit der Nutzer kostenpflichtige Programme wie die HD-Versionen der Privatsender freischalten können.

Vor allem bei schnellen Filmbildern stoßen die Monitore schnell an ihre Grenzen. „In der Regel sind die Monitore für das Arbeiten mit stehenden Bildern ausgelegt“, erklärt Jürgen Ripperger vom Verband der Elektrotechnik (VDE). Denn Internetseiten und Office-Anwendungen kommen meist ohne viel Bewegung aus, sagt der Experte: „In Fernsehern ist dagegen die Bewegtbildverarbeitung zur Vermeidung von Ruckeln und Artefakten besonders berücksichtigt.“

Auch die Tonqualität spielt bei der Entscheidung zwischen Fernseher und PC-Monitor eine Rolle. Die Fernsehhersteller hätten zu Beginn der Flachbildära den Ton zwar vernachlässigt, erklärt Ripperger. „Die Audioqualität wurde im Laufe der Jahre aber immer weiter verbessert.“ Bei normalen PC-Monitoren ohne zusätzliche Lautsprecher sei das nicht gegeben. Nach Angaben von Stiftung Warentest gibt es nur wenige Monitore mit Lautsprechern, die ihrer Bezeichnung tatsächlich gerecht werden. Mit guten externen Boxen oder Kopfhörern lässt sich dieses Problem aber schnell beheben.

Der vielleicht wichtigste Faktor ist aber die Größe des Geräts. „Sicher kann ich auch mit einem 22-Zoll-Bildschirm fernsehen, ich müsste dann aber schon sehr nah am Bildschirm sitzen“, sagt Friedrich Gierlinger vom Institut für Rundfunktechnik in München.

„Eine angenehme Größe für den Schreibtisch sind 22 Zoll“, sagt Ingrid Pilgram. Das entspricht etwa einer Bilddiagonale von 55 Zentimetern. Das Format für das Wohnzimmer beginne dagegen bei 32 Zoll (81 cm), sagt die Expertin. Wie groß ein TV-Display idealerweise sein sollte, hängt von der Sitzposition des Nutzers ab: Der optimale Betrachtungsabstand zum Bildschirm beträgt etwa das Zweieinhalb- bis Dreifache der Displaygröße. „Bei einem Fernseher mit einer Bildschirmdiagonale von 40 Zoll (106 cm) liegt der ideale Sitzabstand zum Beispiel bei ungefähr 2,5 Metern“, erklärt Pilgram. Von einem 22 Zoll großen PC-Monitor sollten Anwender im Idealfall also nicht mehr als etwas über 1,50 Meter entfernt sitzen. Am Schreibtisch ist das kein Problem, auf dem Sofa schon.

Dass PC-Bildschirme beim TV-Empfang einen weiteren Nachteil haben, merkt der Nutzer spätestens dann, wenn er etwas seitlich vom Gerät sitzt. „Der seitliche Betrachtungswinkel bei PC-Monitoren
ist - entsprechend der gedachten Anwendung - in der Regel kleiner“, sagt Ripperger. Wollen mehrere Personen am Monitor zusammen fernsehen, müssen sie sehr eng zusammenrücken. Anders bei Fernsehgeräten: „Der seitliche Betrachtungswinkel ist hier größer, damit auch seitlich sitzende Personen noch ein ausreichend gutes Bild sehen“, sagt Ripperger. Für Haushalte mit mehreren Personen sei eine Trennung von Fernseher und PC-Monitor aber ohnehin besser: So lassen sich Computer und TV auch gleichzeitig nutzen.

„Fernseher sind eben optimiert auf die Wiedergabe typischer Fernsehinhalte“, sagt Ingrid Pilgram. Das hat nicht nur mit Bild- und Tonqualität zu tun, sondern auch mit der Benutzerführung und weiteren Features: Sogenannte Smart-TV-Funktionen, mit denen Fernsehsender zusätzliche Inhalte zum gerade gesendeten Programm anbieten können, empfangen PC-Monitore in der Regel nicht. Dafür gibt es bei manchen Modellen aber eine Bild-im-Bild-Funktion. Sie ermöglicht es, beim Fernsehen parallel im Internet zu surfen oder zu arbeiten. Außerdem haben PC-Monitore mit TV-Tuner häufig auch einen Mediaplayer an Bord, mit dem sich Filme und Bilder von angeschlossenen USB-Sticks oder -Festplatten abspielen lassen.