Smartphones rücken vor - Nokia rutscht ab

Egham (dpa) - Der Vormarsch der Smartphones krempelt den Handy-Markt um. Branchenführer Nokia fiel im ersten Quartal dieses Jahres weltweit auf den niedrigsten Marktanteil seit 1997 zurück, wie das Marktforschungsunternehmen Gartner berichtete.

Dagegen belegt Apple erneut einen Platz unter den Top fünf im gesamten Handy-Markt und rückt mit seinem iPhone vom fünften auf den vierten Platz vor. Die Stärke des Google-Betriebssystems Android sichert zudem den südkoreanischen Herstellern Samsung und LG vordere Plätze.

Nokia fiel auf einen Marktanteil von 25,1 Prozent zurück, wie Gartner berechnete. Vor einem Jahr kamen die Finnen noch auf 30,6 Prozent. Grund für die stete Talfahrt ist vor allem die Schwäche bei den Smartphones. Nokia mit seinem Betriebssystem Symbian wurde von der Android-Plattform überholt, auf die diverse Hersteller zurückgreifen.

Insgesamt wurden weltweit 427,8 Millionen Mobiltelefone verkauft - ein Plus von 19 Prozent. Knapp jedes vierte abgesetzte Handy ist inzwischen ein Smartphone (23,6 Prozent). Ihr Absatz stieg im Jahresvergleich um 85 Prozent.

Der Spitzenwechsel im Smartphone-Geschäft verlief atemberaubend schnell. Noch vor einem Jahr führte Nokia den Markt mit scheinbar komfortablen 44,2 Prozent an, Android steckte gerade einmal in jedem zehnten Computer-Telefon. Heute steht die Android-Plattform fest auf Platz eins mit 36 Prozent, Nokia glitt auf 27,4 Prozent ab.

Die Speerspitze beim Angriff der Androiden ist aktuell Samsung. Im gesamten Handy-Markt stehen die Südkoreaner auf Platz zwei mit einem Marktanteil von zuletzt 16,1 Prozent. Vor einem Jahr waren es zwar noch 18 Prozent. Der Knick sei aber nur vorübergehend und liege vor allem daran, dass Samsung zu Jahresbeginn neue Modelle angekündigt habe, die erst jetzt in den Markt kommen, erklärte Gartner. Das dürfte sich bei den Zahlen zum zweiten Quartal auszahlen.

Dass Samsung Nokia vom Spitzenplatz in der Handy-Branche verdrängen werde, glaube sie trotzdem nicht, sagte Gartner-Analystin Carolina Milanesi. Dafür sei die Marktposition der Finnen in den sogenannten Wachstumsmärkten wie Indien oder Afrika zu stark. In den Ländern Westeuropas hingegen stehe Samsung zum Teil jetzt schon auf Rang eins. Um den Marktanteil zu halten, drücke Nokia die Preise für seine Telefone - was die Erträge schmälern könnte.

Immer wieder wird zudem spekuliert, dass eine Welle günstiger Android-Telefone Nokias Geschäft auch im unteren Preissegment aushöhlen könnte. „Das sehe ich bisher nicht“, sagte Milanesi.

Gartner ist zugleich recht optimistisch, was die Aussichten für die Smartphone-Kooperation von Nokia und Microsoft angeht. Die Experten sagen den Nokia-Smartphones mit Windows Phone 7 als Betriebssystem einen Marktanteil von 20 Prozent zum Jahr 2015 voraus. Dafür müssten die Partner allerdings auf günstige Preise kommen und die Mobilfunk-Betreiber überzeugen, schränkte Gartner-Analystin Roberta Cozza ein. Im ersten Quartal wurde Microsoft laut Gartner nur 1,6 Millionen Telefone mit dem Ende 2010 gestarteten System Windows Phone 7 los.

Apple konnte den iPhone-Absatz mit knapp 16,9 Millionen verkauften Geräten mehr als verdoppeln. Damit ist Apple die Nummer drei im Smartphone-Geschäft mit 16,8 Prozent und schaffte es sogar auf den vierten Platz in der gesamten Handy-Branche - wenn auch nur mit einem relativ bescheidenen Marktanteil von 3,9 Prozent. Dafür sind die iPhones hochprofitabel. Nach Berechnungen einiger Marktbeobachter wie etwa der Analyse-Firma Asymco sichert sich Apple damit mehr als die Hälfte der Gewinne in der Handy-Branche.