Duell der schwarzen Kisten: Xbox One und Playstation 4 kommen
Los Angeles (dpa/tmn) - Starke Technik, kantiges Design und Internetanbindung für Spiele-Streams und Cloud-Dienste: Auf den ersten Blick haben die neuen Konsolen von Sony und Microsoft viel gemeinsam.
Unterschiede gibt es aber bei den Spielen, in den Details - und beim Preis.
Auf der Computerspielmesse E3 in Los Angeles (11. bis 13. Juni) haben Microsoft und Sony Details zu ihren neuen Konsolen bekanntgegeben. Xbox One und Playstation 4 (PS 4) sollen dank leistungsstarker Technik nicht nur eine schönere Grafik zaubern, sondern mit künstlicher Intelligenz und Cloud-Anbindung auch ganz neue Spielerlebnisse bieten. Zum Schnäppchenpreis gibt es das alles nicht. Zum voraussichtlichen Start der Konsolen im November soll Sonys PS 4 399 Euro und Microsofts Xbox One 499 Euro kosten.
Beide Konsolen haben viel gemeinsam. Sowohl Xbox One als auch PS 4 sind im Grunde leistungsfähige Standard-PCs mit AMD-Prozessor und -Grafikchip, acht Gigabyte Arbeitsspeicher, Festplatte und Blu-ray-Laufwerk. Selbst beim Design sind sich beide nicht unähnlich: Schlichte, rechteckige Kisten ohne viel Schnickschnack in Schwarz oder Dunkelgrau. Eine in den USA bereits erhältliche alte Xbox 360 im neuen One-Gehäuse soll auch in Deutschland verkauft werden.
Die Technik mag sich ähneln, bei den verfügbaren Spielen wird es jedoch Unterschiede geben. Microsoft hat auf der E3 unter anderem „Ryse: Son of Rome“ angekündigt. Das Action-Adventure von Crytek versetzt den Spieler in die Rolle eines Legionärs im alten Rom. Dazu gibt es unter anderem „Forza Motorsport 5“. Im familienfreundlichen „Project Spark“ können im Stil des Playstation-Titels „Little Big Planet“ eigene Spielewelten erschaffen werden.
Nur für Erwachsene geeignet sind das Zombie-Spiel „Dead Rising 3“ und „Titanfall“ von Electronic Arts. Hinter diesem Titel verbirgt sich ein neuer Shooter der ehemaligen Entwickler von „Call of Duty“, in dem die Spieler riesige Kampfroboter steuern.
Sony zeigt auf der E3 dagegen unter anderem den Shooter „Killzone: Shadowfall“, das Rennspiel „Drive Club“ und das bunte Action-Adventure „Knack“, die alle zum Konsolenstart erscheinen. Etwas später folgen das Superhelden-Abenteuer „Infamous: Second Son“ oder die Rollenspiele „Final Fantasy 15“ und „Kingdom Hearts 3“.
Zahlreiche wichtige Spiele erscheinen aber für beide Systeme. Von Ubisoft kommt zum Beispiel „Watch Dogs“, in dem der Spieler als Hacker Verbrecher bekämpft. Electronic Arts hat „Battlefield 4“ angekündigt, das die Leistung der neuen Konsolen für besonders realistische Grafik und Mehrspielerpartien mit bis zu 64 Teilnehmern nutzt. Hinzu kommen Titel wie „Fifa 14“ und „Assassin's Creed 4“, die sowohl auch noch für die alten Konsolen sowie für den PC erscheinen.
Beide Konsolen wollen nicht nur Spielemaschine, sondern auch Entertainment-Zentrale im Wohnzimmer sein. Dafür haben die Hersteller Partnerschaften mit Online-Videotheken oder Musikstreaming-Diensten geschlossen. Über beide Konsolen können Spieler Aufzeichnungen oder Live-Übertragungen ihrer Games mit Freunden teilen. Die PS 4 hat dafür sogar einen eigenen Share-Button am Controller.
Ansonsten haben sich die Controller beider Konsolen nur in Details geändert. Microsoft spendiert seinem Gamepad neue Schultertasten und ein besseres Steuerkreuz. Bei Sony gibt es in der Controller-Mitte nun eine Fläche für Touch-Steuerung. Das Dualshock-Pad der PS 4 übernimmt zudem die Funktionen der Bewegungssteuerung Move.
Microsoft setzt bei der Xbox One weiter auf die Bewegungssteuerung Kinect. Die dafür erforderliche Leiste mit Kamera und Mikrofon ist nun fester Bestandteil jeder Xbox. Damit der Nutzer die Konsole per Sprachkommando einschalten kann, ist der potenzielle Wohnzimmer-Spion auch auf Horchposten, wenn die Xbox gerade nicht läuft. Nutzer sollen diesen Stand-by-Modus aber abschalten können.
Nicht umgehen lässt sich aber die Online-Pflicht der Xbox One. Zum Spielen muss die Konsole zwar nicht ständig Netzverbindung haben. Allerdings darf sie auch nicht länger als 24 Stunden offline sein. Wird diese Frist überschritten, können Besitzer mit der Konsole so lange nur noch fernsehen und Blu-rays anschauen, bis sie wieder eine Verbindung herstellen. Außerdem will Microsoft den Handel mit gebrauchten Spielen einschränken: Ein einmal mit einem Nutzerkonto verknüpftes Spiel lässt sich künftig nur noch unter bestimmten Umständen auch von anderen Nutzern spielen - etwa von Familienmitgliedern, die die gleiche Konsole nutzen. Verleihen oder verkaufen können Xbox-Besitzer ihre Spiele aber nicht mehr.
Auf der PS4 soll es solche Einschränkungen nach Angaben von Sony nicht geben. Für Mehrspielerpartien über das Internet müssen Nutzer aber künftig auch bei Sony zahlen: Bei beiden Konsolen ist dafür nun eine Mitgliedschaft bei Playstation Plus beziehungsweise Xbox Live Gold erforderlich, die je nach Anbieter vier bis sechs Euro im Monat kostet. Bisher hatte nur Microsoft Mehrspieler-Partien abgerechnet.
Wer auf PS 3 oder Xbox 360 bereits für die Premiumdienste zahlt, kann sein Nutzerkonto auf den Nachfolgern einfach weiter nutzen. Die alten Spiele funktionieren auf den neuen Konsolen aber nicht mehr: Sowohl Xbox One als auch PS 4 sind nicht abwärtskompatibel.