Jenseits von Xbox und Playstation: Alternative Konsolen
Paderborn (dpa/tmn) - Eine moderne Spielkonsole mit Controller für 100 Euro oder weniger? Möglich ist das, wenn man den Entwicklern von Geräten wie Ouya oder GameStick glaubt. Teilweise können die kleinen Kisten sogar zum Mediaplayer werden oder Spiele vom PC streamen.
Xbox und Playstation kennt jeder. Aber was ist mit Ouya, Unu, GameStick, Mojo oder Shield? Auch dabei handelt es sich um Konsolen, meist mit Android-Betriebssystem. Sie sind nur deutlich günstiger und daher auch für Gelegenheitsspieler geeignet.
Den bekanntesten Namen unter den alternativen Konsolen hat vermutlich die Ouya. Im Sommer 2012 sammelte sie über die Crowdfunding-Plattform Kickstarter fast 8,6 Millionen US-Dollar ein. Ursprünglich hatten die Entwickler nur 950 000 angepeilt. Inzwischen ist das Gerät in den USA und Großbritannien regulär erhältlich. Für 99 US-Dollar (rund 75 Euro) bekommen Kunden einen kleinen Kasten mit Controller und Android. Spiele gibt es über eine eigene Plattform. Wann das Gerät in Deutschland erscheint, ist aber noch unklar.
Bei Kritikern sorgt die Konsole allerdings nicht für Begeisterungsstürme. „Die Ouya ist im aktuellen Zustand ein halbfertiges Produkt“, urteilt zum Beispiel „Golem.de“ über eines der ersten Geräte und kritisiert etwa das dürftige Spieleangebot. Es gibt aber Alternativen. Der GameStick ist zum Beispiel kaum größer als ein USB-Stick und wird an den HDMI-Eingang des Fernsehers angeschlossen. Zum Preis von 80 Euro gehört ein Controller, der per Bluetooth mit der Minikonsole verbunden wird. In den USA erscheint das Gerät in Kürze, einen deutschen Termin gibt es noch nicht.
Ähnlich wie Ouya und GameStick funktioniert auch die Android-Konsole Mojo der Firma Mad Catz. Das Unu von Snakebyte ist dagegen auf den ersten Blick nur ein sieben Zoll großes Tablet. Allerdings wird es zusammen mit einem Controller und einer TV-Dockingstation ausgeliefert, in der das Tablet zur Konsole wird.
Für Jörg Müller-Lietzkow hat das plötzliche Auftauchen alternativer Konsolen gleich mehrere Gründe. Dazu gehört zum Beispiel der vergleichsweise hohe Preis von Spielen auf anderen Plattformen. Dadurch sei ein zweiter Markt entstanden, erklärt der Professor für Medienorganisation und -systeme an der Universität Paderborn. „Die Verbraucher dort sind Gelegenheitsspieler, die nicht 50 Euro für ein Spiel ausgeben wollen, das sie anderswo mit ein wenig Werbung gratis bekommen.“
Hinzu kommen technische Gründe: Selbst kleine und günstig zu produzierende Chips seien heute sehr leistungsstark, sagt Müller-Lietzkow. „Das sieht man ja an modernen Smartphones.“ Das hält die Entwicklungskosten niedrig und erlaubt den Herstellern, auch mit moderaten Kaufpreisen Geld zu verdienen.
Müller-Lietzkow glaubt aber nicht, dass alle neuen Konsolen am Markt bestehen werden. Sorgen macht ihm vor allem die Software: „Auf den alternativen Geräten könnte es für Entwickler schwierig sein, ein Geschäftsmodell für hochwertige Titel aufzubauen“, sagt der Experte. „Wenn Android-Nutzer es gewohnt sind, kein Geld für Spiele auszugeben, warum sollten sie dann plötzlich 20 Euro zahlen?“
Für eine alternative Konsole könnte zwischen Nintendo, Sony und Microsoft aber Platz sein, sagt der Experte. Gute Chancen räumt er vor allem Grafikkarten-Hersteller Nvidia ein. Deren Konsole trägt den Namen Shield und ist in Nordamerika bereits erhältlich. Sie wird aber nicht an den Fernseher angeschlossen, sondern besteht aus einem Controller mit angeschlossenem Mini-Display. Darüber können Nutzer Android-Spiele laufen lassen. Shield soll aber auch Spiele vom PC auf sein Display streamen können.
Ouya und Co. sind mehr als reine Spielegeräte: Nutzer können in der Regel auch andere Apps und sogar ganz neue Betriebssysteme auf die Konsolen laden und sie so zum Beispiel zum Mediaplayer machen. Reizvoll für Fans alter Spiele ist, dass darauf auch viele Emulatoren laufen. Das sind Programme, die Klassiker von alten Konsolen wie dem Super Nintendo auf neuen Systemen zum Laufen bringen.
Damit begeben sich Spieler aber in eine rechtliche Grauzone. Download und Nutzung von Emulatoren seien zwar in der Regel nicht verboten, erklärt Till Jaeger, Fachanwalt für Urheber- und Medienrecht in Berlin. Schwieriger wird es dagegen bei den Spielen. Die gibt es zwar oft einfach als Datei im Netz, legal ist das aber nicht. Anders liegt der Fall nur, wenn man das Spiel irgendwann einmal gekauft und noch zu Hause liegen hat, sagt Jaeger. „Wer ein altes Spiel selbst rechtmäßig besitzt, darf es auch auf einem Emulator zum Laufen bringen.“