Podolski oder Pomatski?
Mit „PES 2008“ können PC-Nutzer erstmals auf Xbox-360-Niveau Fußball spielen. Wir verraten, ob das kaum veränderte „Fifa 2008“ da noch mithalten kann. Ein Vergleich.
"Fifa" von EA Sports oder "Pro Evolution Soccer" (PES) von Konami - wer Fußball am PC spielen will, hat seit Jahren nur diese beiden Alternativen. Während "Fifa" traditionell einen ganzen Berg von lizensierten Spieler- und Vereinsnamen in den Ring wirft, hat "PES" in den vergangenen Jahren vor allem in Sachen Realismus und Spielgefühl gepunktet. Mit "PES 2008" bekommen PC-Spieler nun erstmals die grafisch verbesserte Xbox-360-Variante vorgesetzt.
30 Ligen, knapp 50 Stadien, mehr als 500 Vereine, darunter auch die der 1. und 2. Bundesliga - das bietet nur "Fifa". Wer den Meistertitel mit Schalke holen oder den Wiederaufstieg mit Mönchengladbach schaffen möchte, schaut bei "PES" in die Röhre. Hier spielt Bayern München als einzige deutsche Mannschaft mit Teams wie RSC Anderlecht und Dinamo Zagreb in einer zusammengewürfelten Fantasie-Liga. Und unsere Nationalspieler heißen Kruger oder Pomatski - aus deutscher Sicht enttäuschend. Auch das Kribbeln vor dem Anpfiff, die Stimmung auf und neben dem Platz bringt "Fifa 2008" besser rüber als die Konkurrenz aus Japan. Dazu gibt es bei "Fifa" einen guten Manager-Modus.
Die 2008er Version von "Fifa" basiert abermals auf der veralteten Technik der Playstation2, obwohl die hübschen Versionen für Xbox360 und Playstation3 ohne Probleme auf einem modernen Rechner laufen würden. Konami zeigt, wie man es macht: "Pro Evolution Soccer" hat auf dem PC grafisch einen großen Sprung nach vorn gemacht und ist von den aktuellen Konsolen-Versionen nicht mehr zu unterscheiden. Vor allem die verbesserten Animationen machen Laune. Die Kommentatoren liefern in beiden Spielen gute Arbeit ab.
Hier hat Konami trotz des hohen Vorjahresniveaus nochmal ein bisschen zulegen können. Der Kick fühlt sich noch realer an, weil der Ball glaubwürdig verspringt oder abprallt. Wenn Barcelonas Deco aus zwölf Metern Vollspann abzieht, der Ball zwischen den Waden von Schweinsteiger durchzischt, gegen die Schulter von Lucio knallt und unhaltbar abgefälscht ins Bayern-Tor fliegt, dann sitzt der Spieler beeindruckt vor dem Rechner - diese Szene könnte man exakt so auch im TV sehen. "Fifa" macht das zwar auch nicht schlecht, die Kugel rollt und fliegt aber lange nicht so realistisch.
Auch bei den computergesteuerten Mit- und Gegenspielern liegt "PES" vorn: Endlich laufen die Teamkollegen ungenauen Pässen entgegen, anstatt stur auf der Stelle zur stehen und den Ball kampflos dem Gegner zu überlassen. Die KI von "PES" hat zwar auch kleinere Aussetzer, die von "Fifa" aber sorgt für Dauerfrust am Gamepad: Die vom PC gesteuerten Teamkameraden wirken vor allem in der Verteidigung unmotiviert. Besonders deutlich wird dies im "Be a Pro (Sei ein Profi)"-Modus, der einzigen echten Neuerung in Fifa 2008: Hier steuert der Mensch eine ganze Saison lang stets den gleichen Kicker und entwickelt ihn in Rollenspiel-Manier gezielt weiter. Das könnte richtig Spaß machen - wären da nicht die schlafmützigen Mitspieler, die in entscheidenden Situationen einfach stehen bleiben und dem Gegner zuschauen.
Die Eier legende Wollmilchsau können Fußball-Fans am PC auch in diesem Jahr nicht kaufen. Wer sein Lieblingsteam mit echten Stars zur virtuellen Meisterschaft führen will, ist bei "Fifa" besser aufgehoben. Herausfordernde Spiele gegen glaubwürdig agierende Gegner bietet dagegen nur "PES" - und ist deshalb klar die erste Wahl.
Konami Der Softwarehersteller ist aus einem Vermietungs- und Reparaturgeschäft für Jukeboxen hervorgegangen. Konzern-Chef Kagemasa Kozuki steigt 1973 in die Produktion von Spielautomaten ein, Spielesoftware kam später dazu. 2006 haben die Japaner umgerechnet 1,86 Milliarden Euro umgesetzt. Der Firmensitz ist in Tokio.
EA Sports ist eine Tochterfirma von Electronic Arts. Der Konzern wurde 1982 durch Trip Hawkins gegründet und sitzt im kalifornischen Redwood City. Electronic Arts hat 2006 umgerechnet 2,06 Milliarden Euro umgesetzt. Für 2007 peilt man ein Umsatzplus von fünf Prozent an.