Riesenkonsole als Schaltzentrale: Microsofts Xbox One im Test
Berlin (dpa/tmn) - Acht Jahre ist der Start der Xbox 360 her - höchste Zeit für den Nachfolger. Die Xbox One steht ab sofort in den Läden. Für 499 Euro gibt es viel Grafikleistung und interessante Funktionen, aber auch Schönheitsfehler.
Die Xbox One im Praxistest.
Nur spielen war gestern: Ab sofort steht die neue Xbox One für 499 Euro in den Läden - und sie will viel mehr sein als bloß eine Konsole. Gesten- und Sprachsteuerung sowie TV-Anschlüsse sollen sie zur Schaltzentrale im Wohnzimmer machen. Die Redaktion hat den Nachfolger der Xbox 360 angeschaut und ausprobiert.
Beim Auspacken fällt die Xbox One zuerst durch ihre enorme Größe auf. Oben sieht man eine Oberfläche aus Klavierlack, die Staub und Fingerabdrücke magisch anzieht. Beim ersten Start muss die Xbox One einmal mit dem Internet verbunden werden und ein mehrere hundert Megabyte großes Update herunterladen. Wer mag, kann die Konsole danach auch offline betreiben.
Nach dem Update geht die Einrichtung schnell und problemlos über die Bühne: Wer schon ein Xbox-Live- oder Outlook-Konto bei Microsoft hat, meldet sich damit an, alle anderen können sich direkt auf der Konsole ein neues Konto erstellen. Anschließend wird nur noch die Kameraleiste Kinect kalibriert.
Sofort loszocken dürfen Ungeduldige danach aber nicht: Die Spiele sind teilweise über 30 Gigabyte groß und brauchen oft zunächst ein mehrere Gigabyte großes Update aus dem Netz. Viele Titel lassen den Spieler aber schon während der Installation mit dem Spielen anfangen.
Verblüffend gut funktioniert die Sprachsteuerung der Xbox One. Die Konsole hört aber nur auf bestimmte Kommandos wie „Xbox, Ausschalten!“ oder „Xbox, gehe zur Startseite!“. Der Wechsel zwischen Betriebssystem, Apps und Spielen geht so erstaunlich schnell.
Ein weiterer Vorteil der Kameraleiste Kinect ist die Möglichkeit, sich ohne Passwort per Gesichtserkennung einzuloggen. Das klappt im Test ganz ohne Aussetzer. Einmal registrierte Besitzer einer Xbox können sich so auch auf anderen Geräten anmelden. Wer das nicht will, kann die Gesichtserkennung in den Einstellungen aber auch ausschalten.
Auf Wunsch steuert die Xbox One außerdem Fernseher und AV-Receiver. Dann reicht zum Beispiel ein „Xbox, Ton aus!“ für Stille im Wohnzimmer. Mit einem Receiver am HDMI-Eingang kann die Xbox sogar zur Settop-Box für Kabel- und Satellitenfernsehen werden. Die OneGuide genannte Funktion ist zurzeit allerdings noch eher auf den US-Markt ausgerichtet.
Beim Controller hat Microsoft im Vergleich zum Gamepad der Xbox 360 nur Details geändert. Auffällig sind vor allem die oberen Schultertasten, die nun mehr Druck und eine andere Fingerhaltung brauchen, die kleineren Analogsticks und die raue Oberfläche. Größte Verbesserung ist aber das neue Steuerkreuz.
Die zwei wichtigsten Spiele zum Start der Xbox One sind das Rennspiel „Forza Motorsport 5“ und „Ryse“, ein Actionspiel im alten Rom. „Forza“ bietet die gewohnt gute und realistische Rennspielkost. „Ryse“ ist grafisch eindrucksvoll, spielerisch aber simpel und sehr gewalttätig. Familienfreundlicher ist „Zoo Tycoon“, in dem der Spieler seinen eigenen Tierpark baut. Und schließlich gibt es viele Spiele für die Xbox One, die auch auf anderen Konsolen erscheinen - darunter „Assassin's Creed 4“, „Need for Speed: Rivals“ und „Fifa 14“ sowie die Shooter „Battlefield 4“ und „Call of Duty: Ghosts“.
Allerdings fallen mit der Zeit auch ein paar Kinderkrankheiten der Xbox-Oberfläche auf. So ist zum Beispiel kaum nachvollziehbar, was die Konsole gerade herunterlädt und installiert, und wie lange das noch dauern wird. Selbst die simple Information, wie viel Platz auf der 500-Gigabyte-Festplatte noch vorhanden ist, ist im Einstellungsmenü nicht zu finden. Stattdessen regelt die Konsole vieles automatisch und löscht zum Beispiel lange nicht genutzte Spiele von alleine.
Einstellen kann man aber, was beim Ausschalten der Konsole passieren soll: In der ersten Variante wechselt die Xbox One in einen Standby-Betrieb, in dem weiter Updates heruntergeladen werden. Auch das Mikrofon der Kinect ist noch aktiv - nach einem „Xbox, Anschalten!“ fährt die Konsole schnell wieder hoch, verbraucht aber dauerhaft Strom. Beim richtigen Ausschalten ist das nicht so, das Hochfahren aus diesem Zustand dauert aber eine gute Minute.