Trend 3D-Fernsehen: Die Verbraucher zögern noch
Berlin (dpa/tmn) - Die Elektronikbranche hat es als den nächsten großen Trend ausgerufen: Fernsehen in 3D. Doch die Verbraucher halten sich noch merklich zurück: zu teuer die Geräte, zu gering das Angebot.
Der Blockbuster Avatar von James Cameron hat mit seinem blauen Fantasy-Märchen ein Millionen-Publikum in die Kinos gezogen und eine neue Euphorie in Sachen 3D entfacht. Doch was das Fernsehen zu Hause angeht, üben sich die Verbraucher noch in Zurückhaltung. Während der Branchenverband Bitkom davon ausgeht, dass bis 2015 mit acht Millionen verkauften Geräten in jedem fünften Haushalt in Deutschland ein 3D-Fernseher stehen wird, wurden seit März nach Angaben der Gesellschaft für Unterhaltungselektronik gfu gerade einmal 53 000 Geräte verkauft.
Wer 3D-Filme auf dem TV-Gerät sehen will, benötigt dafür nach wie vor eine spezielle Brille. In der Regel setzen die Hersteller dabei auf die Shutter-Technologie. Dabei werden in schneller Folge hoch aufgelöste Bilder jeweils für das rechte und das linke Auge ausgesendet. Das jeweils andere Bild wird dabei von der aktiven Shutter-Brille verdunkelt. Das menschliche Hirn setzt dann die stereoskopischen Bilder zu einer räumlichen Darstellung zusammen.
Das Fernsehbild wird durch die Shutter-Brille deutlich verdunkelt. Auch die Kontraste leiden und die Farben schwächen ab. Deshalb benötigt der Nutzer einen qualitativ hochwertigen Fernseher, der das Bild in besonders guter Auflösung darstellt. Die Experten empfehlen mindestens HD ready, mit einer Bildqualität von 1080 progressiven Bildzeilen. Auch eine Bildwiederholrate von mindestens 120 Hertz ist für ein gutes 3D-Bild erforderlich, da pro Sekunden jeweils mindestens 60 Bilder für das rechte und das linke Auge ausgesendet werden, erläutert die Blu-ray-Disc Group Deutschland. Neue Modelle mit zusätzlicher LED-Backlight-Technologie gleichen zudem den durch die Brillen erzeugten Helligkeitsverlust wieder aus.
Nahezu jeder große Hersteller hat mittlerweile 3D-fähige Fernsehmodelle im Angebot. Im Schnitt geben die Verbraucher nach Angaben des Bitkom rund 2000 Euro für ein neues Gerät aus. Um den richtigen 3D-Effekt genießen zu können, sollte die Bildschirmdiagonale etwa dem halben Betrachtungsabstand entsprechen, rät die Blu-ray Disc Group Deutschland. Bei zweieinhalb bis drei Metern Entfernung wäre damit also ein Bildschirm mit knapp 130 Zentimetern (50 bis 52 Zoll) sinnvoll.
„Den Verbrauchern ist gesagt worden, dass 3D-TV die Zukunft ist“, sagte Paul Gray vom Marktforschungsinstitut DisplaySearch. Neben dem bislang noch „riesigen Preisunterschied“ gebe es aber auch sehr wenig Inhalte in 3D für den Fernseher. Über das Fernsehsignal sind mit wenigen Ausnahmen wie über Sky HD und Canal+ HD bislang kaum Inhalte in 3D verfügbar. Der Nutzer benötigt also auch einen Blu-ray-Player, um 3D-Filme abspielen zu können.
Derzeit sind in Deutschland erst wenige 3D-Filme im Handel. „Und bei den verfügbaren gibt es noch immense Qualitätsunterschiede“, sagte Oliver Berben, Geschäftsführer der Constantin Film. Neben Musik-Titeln wie dem Live-Konzert der Fantastischen Vier oder dem Starpianisten Lang Lang gibt es unter anderem Animationsfilme wie „Wolkig mit Aussicht auf Fleischbällchen“ und „Jagdfieber“ von Sony sowie „StreetDance 3D“ vom Verleiher Universum Film und „Eine Weihnachtsgeschichte“ aus den Disney-Studios.
Künstlich verknappt wird das Angebot durch eine neue Verkaufsstrategie der Gerätehersteller: Sie legen ihren 3D-Fernsehern und Blu-ray-Playern exklusiv einzelne Filmtitel bei. Viele potenzielle Käufer dürften sich erhoffen, sich mit einem neuen 3D-Fernseher auch „Avatar“ zu Hause ansehen zu können. Vorerst allerdings werden das nur Käufer eines Panasonic-Fernsehers oder -Abspielgeräts können. Auch „Ice Age 3“ sicherte sich Panasonic exklusiv. Inzwischen setzt Samsung auf die gleiche Strategie und vertreibt mit seinen 3D-Geräten exklusiv den Animationsfilm „Monsters vs. Aliens“.