Twitter, Facebook und CNN kommen auf die Google-Brille
San Francisco (dpa) - Google verbindet seine Computer-Brille Glass mit anderen Online-Diensten. Unter anderem wurden Apps für das weltgrößte Online-Netzwerk Facebook und den Kurzmitteilungsdienst Twitter vorgestellt.
Damit kann man unter anderem mit der Datenbrille aufgenommene Fotos direkt mit seinen Facebook-Freunden teilen oder bei Twitter reinstellen.
Die Datenbrille Google Glass hat einen kleinen Bildschirm vor dem rechten Auge, über den Informationen angezeigt werden können. Google will damit die Internet-Nutzung unterwegs revolutionieren. So kann man damit per Sprachbefehl oder mit knappen Gesten ein Foto oder Video aufnehmen, sich Navigationsanweisungen einblenden lassen oder eine Google-Suche durchführen. Bei den neuen Apps von Facebook und Twitter bekommt ein Nutzer zum Beispiel auch Benachrichtigungen von ausgewählten Freunden angezeigt.
Auch mehrere große US-Medien - die „New York Times“, der Nachrichtensender CNN und das Magazin „Elle“ - haben Dienste für Google Glass entwickelt. Bei CNN etwa bekommt man Schlagzeilen zu ausgewählten Themenbereichen und kleine Videos oder kurze Bildergalerien angezeigt. Der Online-Speicherdienst Evernote bringt auf Glass eine App, mit der man sich zum Beispiel Einkaufslisten anzeigen lassen kann. Auch die Blog-Plattform Tumblr und das Online-Netzwerk Path sind dabei.
Die Apps wurden am Donnerstag bei der Entwicklerkonferenz Google I/O in San Francisco vorgestellt. Die Google-Brille ist zunächst für Software-Entwickler und erste Test-Nutzer in den USA verfügbar. Bis zu einer Verbraucher-Version dürfte nach früheren Angaben noch etwa ein Jahr vergehen.
Bis dahin will Google auch ein Paket von Werkzeugen für App-Entwickler veröffentlichen - ähnlich wie es sie etwa für die Entwicklung von iPhone- oder Android-Anwendungen gibt. Dann sollen auch zusätzliche Funktionen eingeführt werden. Unter anderem wird man in Zukunft Live-Video übertragen können, kündigte Googles Glass-Experte Timothy Jordan an.
US-Abgeordnete forderten Google in einem Brief auf, zu den sozialen Auswirkungen des Geräts Stellung zu nehmen. Sie wollen unter anderem wissen, ob Gesichtserkennungs-Software geplant sei, wie die Privatsphäre von Passanten geschützt werde und ob Google Änderungen seiner Datenschutz-Regeln plane.
Zunächst ließ Google nur eine eingeschränkte Palette an Funktionen zu. Dabei geht es hauptsächlich um Bilder, Navigation und Kommunikation per E-Mail oder Kurzmitteilungen. Über Google-Hangouts kann man sich aber auch live mit anderen Mitgliedern des Online-Netzwerks Google+ unterhalten.
Der gesamte Datenverkehr - auch wenn es um andere Dienste wie Facebook oder Twitter geht - läuft nicht direkt, sondern über Google-Server. Das liegt daran, dass die Inhalte für die Brille zum Teil aufbereitet werden müssen. So hat der kleine Glass-Bildschirm eine Auflösung von 640 mal 360 Pixeln, während die meisten Inhalte heute auf Displays mit viel mehr Bildpunkten ausgelegt sind. „Wir machen eine Menge an Optimierung“, sagte Jordan.
Google will bei dem Ausbau der Glass-Software behutsam vorgehen, denn die Spielregeln auf dem winzigen Bildschirm direkt am Auge sind anders als etwa auf einem Smartphone und müssen zum Teil erst noch in der Praxis entdeckt werden. Die eingeblendeten Informationen müssten unaufdringlich und kurz sein, immer zur aktuellen Situation passen und den Nutzer nicht verwirren, erklärte Jordan den Entwicklern.