Visionen werden alltagstauglich: Trends der CES
Las Vegas (dpa/tmn) - Die ganz großen Neuheiten sind auf der Technikmesse CES nicht zu sehen - stattdessen zeigen die Hersteller vor allem Detailverbesserungen. So stehen etwa bei Fernsehern und Smartgeräten alltägliche Funktionen im Mittelpunkt.
Ultraflache Fernseher mit extrem hochauflösenden Bildern. Armbanduhren, die vom Herzschlag bis zum Kalorienverbrauch alles messen. Oder gleich das komplett vernetzte Haus, das sich per Smartphone-App auch im Urlaub steuern lässt. Seit Jahren werden solche Geräte und Ideen immer wieder auf den Technikmessen dieser Welt präsentiert. Auch die Consumer Electronics Show (CES) in Las Vegas (6. bis 9. Januar) ist da keine Ausnahme. Der Fokus liegt dieses Jahr aber nicht so sehr auf Zukunftsträumerei, sondern eher darauf, die Visionen reif für den Alltag zu machen.
Bestes Beispiel dafür sind die Fernseher mit 4K- oder Ultra-HD-Auflösung: Die gibt es auf der CES natürlich auch wieder zu sehen - ultraflach bei Sony, gebogen bei LG oder mit neuer Bildtechnologie bei Samsung. Große Schwäche der Geräte war jedoch immer, dass es zu wenig Inhalte in den hohen Auflösungen und wenig einheitliche Standards gibt. Das könnte sich jetzt ändern: Auf der CES haben Hersteller wie Samsung, Sony und Sharp sowie Content-Lieferanten wie Netflix, Disney und Fox die Gründung der UHD Alliance bekanntgegeben, die diese Probleme lösen soll.
Auch im Bereich der Heimautomation, meist Smart Home genannt, zeigen viele Hersteller nicht mehr die großen Visionen, die ohnehin nur in einem Neubau funktionieren. Stattdessen gibt es konkrete Lösungen, die sich auch in bestehende Häuser und Wohnungen integrieren lassen. Sowohl WeMo als auch Elgato zeigen auf der CES Baukastensysteme, mit denen der Nutzer aus verschiedenen Sensoren, einem zentralen Gerät und einer App sein eigenes intelligentes Heim zusammenbaut.
Bei so vielen Neuheiten für das vernetzte Zuhause oder Auto, unter anderem von Volkswagen, Daimler und BMW, müssen andere Geräte, die sonst im Mittelpunkt der CES stehen, mit etwas weniger Rampenlicht auskommen. Bei den Smartphones beschränken sich viele Hersteller deshalb auf Detailverbesserungen, potenzielle Stars wie das Galaxy S6 von Samsung glänzen durch Abwesenheit.
Auch bei Notebooks und Tablets fehlt auf der CES die ganz große, neue Idee. Stattdessen wird Bestehendes überarbeitet oder neu verpackt. Von HP gibt es zum Beispiel einen Kleinstrechner im Stil des Mac mini zu sehen, den Pavilion Mini Desktop. Lenovo zeigt ein neues Flaggschiff der Thinkpad-Reihe, das Thinkpad X1 Carbon, sowie neue Varianten der Yoga genannten Convertibles. Und Acer hat ein Chromebook im ungewohnten 15,6-Zoll-Format mit zur Messe gebracht. Andere Varianten des Google-Computers mit Onlinepflicht sind in der Regel deutlich kleiner.
Mehr Aufmerksamkeit als die klassischen Messestars bekommen in Las Vegas andere Geräte für unterwegs, die sogenannten Wearables. Das sind zum Beispiel die bekannten Fitness-Armbänder, aber auch Smartwatches. Mehrere Neuheiten aus beiden Bereichen zeigt auf der Messe zum Beispiel Garmin, darunter die intelligente Armbanduhr Vivoactive. Sony hat seine Smartwatch 3 nicht überarbeitet, sondern nur in ein Edelstahlgehäuse gepackt.
Neu ist dagegen die Watch-Serie von Alcatel One Touch, bei der der Hersteller Funktionsvielfalt mit massentauglichen Preisen kombinieren will. Details dazu gibt es aber noch nicht. Und Hersteller Zensorium will mit seiner Smartwatch Being sogar die Laune des Trägers messen - Beruhigungstipps bei Stress inklusive. Lenovo hat derweil den Fitnesstracker Vibe Band VB10 mit akkufreundlichem E-Ink-Display angekündigt, das nach aktuellem Stand aber nicht in Europa erscheint.
Ganz ohne Zukunftsvisionen und ungewöhnliche Ideen geht es auf der CES aber natürlich nicht. Besonders kurios ist etwa der Pacif-i der britischen Firma Blue Maestro, ein Schnuller mit verschiedenen Sensoren und Bluetooth, mit dem Eltern per Smartphone-App die Körpertemperatur von fiebernden Kindern überwachen können.