Völlig hochaufgelöst: Was Camcorder können müssen
München/Stuttgart (dpa/tmn) - Für 3D-Bilder braucht es mittlerweile keine Profikameras mehr. Die meisten Camcorder für dreidimensionale Bilder kosten aber noch deutlich mehr als 1000 Euro. Wer 3D nicht braucht, bekommt schon für 500 Euro gut ausgestattete HD-Kameras.
Ob Hochzeit, Urlaubsreisen oder die ersten Schritte des Nachwuchses - mit einem Camcorder lassen sich die schönsten Erlebnisse festhalten. Doch laut dem Consumer Electronics Markt Index (CEMIX) sinkt die private Nachfrage. So wurden im ersten Quartal 2011 nur 171 000 Geräte verkauft - ein Rückgang um 11,2 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Mit HD und 3D versuchen die Hersteller nun dem Trend entgegenzuwirken. In der Einsteiger- und Mittelklasse sollten Kunden aber auf andere Funktionen achten.
Nicht nur Hollywood kann millionenteure Streifen in 3D produzieren - inzwischen hat auch jeder Hobbyfilmer die Chance, dreidimensional aufzunehmen. „3D-Homevideos sind etwas völlig Neues und ein Riesenspaß für jeden, der einen entsprechend ausgerüsteten Fernseher zu Hause hat“, sagt Martin Biebel, Redakteur der Fachzeitschrift „Videoaktiv“. Erste 3D-fähige Full-HD-Modelle wie der HDR-TD10E von Sony und oder das JVC-Modell GS-TD1 sind bereits auf den Markt - mit Online-Preisen von 1300 und 1500 Euro aber immer noch kostspielig.
Eine Welle günstiger 3D-Camcorder soll im Herbst kommen. Es gibt aber schon erste preiswertere Alternativen: „Mit einem speziellen Vorsatz können einige 2D-Camcorder von Panasonic auch 3D erzeugen“, erklärt Biebel. „Dabei kann allerdings die Zoomfunktion nicht verwendet werden.“ Der CLT1 genannte Aufsatz kostet um die 250 Euro, im Set mit dem Camcorder HDC-SDT 750 EG gibt es ihn für rund 900 Euro. Im „Videoaktiv“-Test erhielt das Gerät die Note „sehr gut“ (77 Punkte), ebenso zum Beispiel der rund 600 Euro teure Legria HFS20 von Canon (73). Mit „gut“ bewertet wurden beispielsweise der HDC-SD 99 EG von Panasonic (67), der Canon Legria HFM 406 (70), aber auch das JVC-Gerät GZ-HM 845 E (66) oder der Samsung HMX-S15 (66), die alle um 500 Euro kosten.
„High Definition ist nicht mehr die Zukunft, sondern die Realität - heutzutage sollten daher nur noch Videokameras gekauft werden, die das Format HD1080/50 unterstützen“, rät Holger Scheel von der Fachzeitschrift „Videokamera objektiv“ in München. Tatsächlich finden sich Camcorder ohne HD-Auflösung nur noch im untersten Einsteigerbereich. Bei HD ist es Scheel zufolge weniger wichtig, ob es sich um Formate wie HDV (1440 mal 1080 Pixel) oder AVCHD (1920 mal 1080 Pixel) handelt, oder ob in Voll- (50p) oder Halbbildern (50i) aufgenommen wird.
Camcorder arbeiten entweder mit Ein- oder Drei-Chip-Technik. Letztere sorgt theoretisch für bessere Bilder. Für den Kauf ist die Chipzahl aber nicht unbedingt entscheidend, sagt Scheel: „Eine gute Einchip-Kamera schafft es heute schon problemlos, die Grenzen der 1080/50-Aufzeichnung auszureizen“. Mehr Beachtung sollte dagegen der Weitwinkel bekommen: „In der Praxis ist er wichtiger als der Zoomfaktor, hier sollten mindestens 32 Millimeter möglich sein“. Dann gebe es auch mit einem optischen Zoomfaktor von etwa zwölf in den meisten Situationen gute Bilder.
Mit Steuerelementen wie Drehrädern können Film-Einsteiger auch ohne fundierte Kenntnisse großen Einfluss auf das Bild nehmen. Das mag kompliziert klingen, doch einige manuelle Justierungen sind laut Scheel auch in unteren Preisklassen unerlässlich: „Grundsätzlich sollte man immer die Möglichkeit haben, möglichst schnell und von Hand Belichtung und Fokuspunkt vorzugeben.“ Bei Camcordern mit Touchscreen ließen sich Bildteile oft per Fingertipp scharf stellen.
Bänder spielen bei modernen Geräten keine Rolle mehr. „Die SD-Karte hat sich als Speichermedium durchgesetzt“, sagt Martin Biebel. „Aktuelle Geräte sollten dabei den neuesten Standard SDXC unterstützen.“ Eine Stunde Video nehmen etwa 16 Gigabyte Speicherplatz ein. Für die Wiedergabe auf dem Fernseher ist eine HDMI-Schnittstelle erste Wahl, für die Verbindung zu älteren Computern kann auch ein USB-Anschluss hilfreich sein. Wer Videos direkt vom Camcorder auf älteren Fernsehern wiedergeben will, braucht einen Anschluss mit analogem FBAS-Signal. Viele Hersteller bauen dafür eine analoge Multifunktionsbuchse ein und liefern Adapter etwa für Composite-, S-Video- oder Komponenten-Kabel (YUV) mit.
Aufgeladen werden alle Camcorder-Akkus heute direkt im Gerät selbst. Optional sind aber meist Ladegeräte erhältlich, in denen zum Beispiel der Zweit- oder Drittakku geladen werden kann. „Die integrierten Akkus sind leistungsfähiger als früher, in der Regel verfügen sie über eine Laufzeit von zwei Stunden und mehr“, sagt Biebel. Der Klang von Camcorder-Aufnahmen lässt sich oft mit einem externen Mikrofon verbessern, zum Beispiel mit Aufsteck-Modellen.
In Sachen Größe und Gewicht unterscheiden sich die meisten Modelle für Einsteiger (Preisklasse 300 bis 600 Euro) oder in der Mittelklasse (600 bis 1000 Euro) kaum voneinander. Die meisten dieser Geräte sind sehr kompakt und wiegen zwischen 300 und 500 Gramm.