Werte-Index 2014: Gesundheit an erster Stelle
Berlin (dpa) - Die Suche nach einer Balance zwischen Körper und Geist war gestern. Heute geht es vielen Menschen um optimale Fitness. Der Körper wird zum Kapital, die Gesundheit zum obersten Ziel. Zu diesem Ergebnis kommt die Studie „Werte-Index 2014“.
Gesundheit ist für Internetnutzer in Deutschland auf den ersten Platz zentraler Werte gerückt. Sicherheit, zumindest von staatlicher Seite organisiert, spielt nur noch eine untergeordnete Rolle. Das geht aus dem „Werte-Index 2014“ hervor, den der Trendforscher Peter Wippermann am Dienstag (19. November) in Berlin vorgestellt hat. Für die Studie werteten Experten Beiträge von Nutzern auf deutschen Internetseiten zwischen März 2012 und Februar 2013 aus. Untersucht wurde, welche Rolle verschiedene vorab ausgewählte Werte wie Sicherheit, Anerkennung, Ehrlichkeit oder Gerechtigkeit im Internet spielen. Die zehn wichtigsten Themen wurden in den Index aufgenommen.
Wippermann bezeichnete es als überraschend, dass der Wert Gesundheit, der im jüngsten Index 2012 noch auf Platz 3 gestanden hatte, so aufgestiegen ist. Fast die Hälfte der Nutzer (49 Prozent) diskutierte demnach über Diagnosen und Therapien von Krankheiten. Viele Menschen sorgen sich um sich selbst und um ihren Körper. Dieser werde jetzt als „Mittelpunkt unserer eigenen Welt“ als „Standortvorteil und eigenes Kapital“ gesehen, was man einbringen könne, sagte der Trendforscher.
Entsprechend legten viele Menschen Wert darauf, sich sportlich zu optimieren. „Sich möglichst überfordern, sich fast militärisch zu trainieren ist etwas, was in den neuen Trendsportarten überall zu sehen ist“, sagte Wippermann mit Blick auf das Beispiel Crossfit-Training. Statt der Suche nach einer Balance zwischen Körper, Seele und Geist stünden plötzlich Ertüchtigung und Wettkampfbereitschaft im Vordergrund.
Zu den spannenden Entwicklungen gehört laut Wippermann auch, dass der Erfolg wieder wichtiger wird. Der Wert lag vor zwei Jahren noch auf Platz 6. Er werde heute aber weniger stark materiell definiert als früher. Lebensqualität wird aus Sicht der Forscher wichtiger als immer neuer materieller Gewinn.
Interessant sei auch, dass die Bedeutung der Natur zugelegt habe. Dieser Wert stieg von Platz 9 (2012) auf die Position 6. Wippermann erklärte dies damit, „dass wir plötzlich damit anfangen, die Natur als spirituellen Sinngeber zu sehen, als etwas Unschuldiges, Ewiges, was uns Kraft und Orientierung gibt, wie man mit schlechten Zeiten umgeht“. Ein Ausdruck dafür sei die große Verbreitung von Zeitschriften wie „Landlust“ und anderen Blättern, die die schönsten Seiten des Landlebens zeigen.
Den letzten Platz auf der Skala nimmt die Sicherheit ein. Wippermann betonte, dass sich die Nutzer hier weniger auf den Staat verlassen: „Es glaubt niemand mehr, dass Sicherheit von außen organisiert wird.“ Es gehe eher darum, sich selbst durchzuboxen. „Sicherheit wird im Kleinen gesucht, im Alltag und nicht mehr von NSA & Co.“, betonte Wippermann. Das Vertrauen in die Politik sinke generell seit Jahren.
Da die Mehrheit der Bundesbürger das Internet nutzt und nur 15 Prozent der Bevölkerung „offline“ sind, gehen die Experten davon aus, dass ihre Studie eine „hohe Aussagekraft“ hat. 2009 wurde der Trend-Index erstmals veröffentlicht, damals noch auf der Grundlage von rund 150 000 Beiträgen. Diesmal seien rund 1,7 Millionen Beiträge von 150 verschiedenen Quellen, darunter Portale von Zeitschriften und Zeitungen, Diskussionsforen und Blogs ausgewertet worden, sagte Jens Krüger vom beteiligten Marktforschungsunternehmen TNS Infratest.