Wie der Song „Happy“ zum Welthit wurde
Berlin (dpa) - Es soll ein Song für Menschen sein, „die eine Pause brauchen“. Ein gute-Laune-Macher, eine kleine Auszeit für zwischendurch.
So zumindest sieht es der US-amerikanische Musiker Pharell Williams (40), dem mit „Happy“ ein Welthit gelungen ist. Ob im Radio, im Fernsehen oder auch im Internet: Derzeit ist dem Lied kaum zu entkommen. „Happy“ läuft auf allen Kanälen in Dauerschleife.
Nicht nur in Deutschland ist das so. Auf der ganzen Welt tanzen die Menschen zu dem Song. Die Videos aus zahlreichen Städten sind zu einem riesigen Hit geworden. Die Fans können anscheinend nicht genug davon bekommen.
Vollkommen neu ist das aber nicht. Ähnliche Phänomene gab es schon lange vor dem Internet-Zeitalter. „Diese Trends gibt es schon seit Jahrzehnten“, sagt der Münchner Social-Media-Experte Mirko Lange. „Zum Beispiel beim Time Warp aus der Rocky Horror Picture Show, YMCA von den Village People, beim Lambada oder dem Mambo No. Five. Jüngstes Beispiel war der Harlem Shake.“
Doch welche Erfolgsformel steckt dahinter? Ist so etwas vielleicht sogar planbar? Sicherlich, der Zufall spielt dabei auch eine entscheidende Rolle. Allen Trends gemeinsam ist, dass sie viele Menschen dazu animiert haben, das Gleiche zu tun und sich als Gemeinschaft zu fühlen. Zwei Elemente scheinen also besonders wichtig: die Eingängigkeit der Musik und der Mitmachaspekt.
„Beim Schreiben eines Hits wie "Happy" kommt es nicht nur darauf an, was wir mögen, sondern vor allem darauf, alles zu vermeiden, was wir ablehnen“, sagt der Musikwissenschaftler Volkmar Kramarz von der Universität Bonn. „Hit heißt: Es hat mich nichts gestört. Auch, nachdem ich den Song schon zwanzig Mal gehört habe.“ So ist der Bauplan für einen Hit, den kleinsten gemeinsamen Nenner des musikalischen Geschmacks zu treffen.
„Der Sound ist neutral, auch die Stimme ist weder betont weiblich noch männlich. Selbst der Text ist der neutralste überhaupt. Niemand wird etwas gegen haben, dass alle happy sind. Alles ist perfekt, aufgeräumt und 'schön'.“
Wer heute einen Hit produziert, der muss also fast nichts Neues schaffen. Er muss vor allem aus den uns allen schon lange vertrauten Materialen etwas zusammenbauen. Etwas, das wir möglichst lange und oft hören können.
Der Song ist jedoch nur ein Grund, wieso „Happy“ so populär geworden ist. Der zweite Aspekt ist ein 24 Stunden langes Musikvideo, in dem Menschen jeden Alters zu dem Song durch die Straßen von Los Angeles tanzen. Denn Pharrells Video hat Nachahmer gefunden. In fast 400 Städten haben Menschen eigene Versionen des Musikvideos erstellt.
Von Vancouver bis Buenos Aires, von Berlin bis Kapstadt und von Sydney bis Tokio: auf allen Kontinenten hat der Song Begeisterung ausgelöst. Auch in zahlreichen deutschen Städten wie Düsseldorf, Hamburg, Stuttgart, Köln oder jüngst auch im niedersächsischen Oldenburg sind Menschen beim Tanzen zu sehen.
„Der Erfolg ist schon im Titel begründet: „Happy“ macht die Menschen glücklich„, so Social-Media-Experte Lange. “Es ist ein Song, den viele Menschen toll finden. Zu „Happy“ kann jeder tanzen - das ist die Botschaft.“ Die Musik sei jedoch nur der Anfang. „Das Ursprungsvideo macht ein Angebot, einfach mitzumachen. Die Menschen können Teil einer Bewegung sein.“
Planbar ist solch ein Erfolg dennoch nicht, meint Lange. „Die Macher können aber mit vielen kleinen Teilen dazu beitragen.“