Wie Rechtsextreme im Web 2.0 agieren
Berlin (dpa/tmn) - Ob bei Facebook, SchülerVZ oder Wer-kennt-wen - Rechtsextreme setzen immer mehr auf Soziale Online-Netzwerke, um ihre Thesen zu streuen und Jugendliche anzuwerben. Was können Nutzer dann tun?
Berlin (dpa/tmn) - Ob bei Facebook, SchülerVZ oder Wer-kennt-wen - Rechtsextreme setzen immer mehr auf Soziale Online-Netzwerke, um ihre Thesen zu streuen und Jugendliche anzuwerben. Was können Nutzer dann tun?
Rechtsextreme sind immer häufiger in Sozialen Online-Netzwerken anzutreffen. Das geht aus einem aktuellen Bericht der Organisation Jugendschutz.net hervor. Was können Nutzer tun, wenn sie im Web 2.0 auf rechtes Gedankengut stoßen? Wie argumentieren Neonazis? Ein Überblick.
Wie erkenne ich Rechtsextreme in sozialen Netzwerken?
Die eher „stumpfen Rechten“ zeigten ihre radikale Gesinnung oder die Zugehörigkeit zu einer rechten Partei meist explizit in ihrem Profil, erklärt die Expertin Anna Groß, die für das Projekt Soziale Netzwerke ohne Nazis („no-nazi.net“) der Amadeu Antonio Stiftung arbeitet. Auch Zahlencodes, wie 88 für „Heil Hitler“ seien häufig zu sehen. Buttons mit rechten Parolen werden nicht mehr nur an der Kleidung getragen, sondern auch ans Profilfoto geheftet.
Gibt es Neonazis, die nicht so deutlich auffallen?
„Versteckte Nazis“ gäben sich mit attraktiven Fotos und harmlosen Hobbys betont normal, erklärt Groß. Oft verrieten sie sich aber, weil sie rechte Bands und Liedermacher sowie einschlägige Szene-Literatur oder Filme bei ihren Interessen angeben. Außerdem seien sie häufig mit „NPD-Funktionären verzahnt“, also mit ihnen befreundet oder in denselben Fanseiten angemeldet.
Was für Fanseiten oder Gruppen sind das?
Meist seien es Gruppen und Kampagnen, „die Themen aus dem normalen Leben aufgreifen“, weiß Groß. Besonders stark engagieren sich Rechtsextreme zum Beispiel für die Forderung „Todesstrafe für Kinderschänder“. Ein Thema, dass in Sozialen Netzwerken auch viel Zustimmung von unpolitischen Nutzern erhalte.
Wo diskutieren Rechtsextreme noch mit?
„Häufig gingen Kommentare oder Fanseiten auch in die Richtung: 'Deutsche Mädchen von Ausländern angemacht'“, erklärt Anna Groß. Außerdem werde mit „Polenfeindlichkeit“ gegen die europaweite Öffnung der Arbeitsmärkte Stimmung gemacht oder gegen kriminelle Ausländer gehetzt. Oft verweisen Rechtsextreme in Kommentaren zudem auf das Recht der freien Meinungsäußerung oder beschweren sich gegen die Zensur anderer „nationaler“ Meinungen.
Wie reagiert man am besten auf rechte Kommentare?
Um die Kommentatoren nicht noch zu bestätigen, ist es meist besser, solche Beiträge einfach zu ignorieren. Hilfreich sei auch ein Hinweis, der den Schreiber entlarvt, meint Groß - nach dem Motto: „Dieser User ist ein Nazi. Seht euch mal seine Webseite an.“ Bei den meisten Netzwerken gibt es zudem Buttons, mit denen rassistische oder andere beleidigende Beiträge an den Betreiber gemeldet werden können. Wichtig sei es auch, andere Nutzer aufzufordern, solche Beiträge zu melden, betont Groß. Umso schneller würden diese gelöscht.
Lohnt es sich zu diskutieren?
Geht man auf die Kommentare rechtsextremer Nutzer ein, entwickele sich schnell eine Diskussion, die mit dem eigentlichem Thema nichts zu tun habe, warnt Groß. Denn das Ziel der Rechten sei vor allem ihre „Thesen unters Volk zu bringen“, um damit „weniger gefestigte Jugendliche“ zu beeinflussen.