Xing und LinkedIn: Vernetzen für die Karriere
Berlin (dpa/tmn) - Soziale Netzwerke dienen dem Austausch mit Freunden, der Unterhaltung oder der Selbstdarstellung. In Business-Netzwerken geht es vor allem um die berufliche Perspektive: Die Mitglieder von Xing und LinkedIn suchen nützliche Kontakte und Karrierechancen.
Facebook fragt: „Was machst du gerade?“ Xing hingegen lässt die Nutzer erklären, „Warum ich auf Xing bin“. Der IT-Experte Tom Hensel gibt zum Beispiel in seinem Profil unter anderem an, dass er neue Aufträge sucht und interessante Personen kennenlernen möchte. „Xing ist enorm wichtig für mich“, sagt der Hamburger. „Die meisten Anfragen zu den Diensten, die ich leiste, erreichen mich über diese Plattform.“ Viele Aufträge könne er gar nicht annehmen, da er bereits an andere Projekte gebunden sei. „Dennoch entstehen so Kontakte, die zu einem späteren Zeitpunkt zu einer Zusammenarbeit führen können.“
Der Nutzwert für die berufliche Karriere steht im Zentrum der beiden Business-Netzwerke Xing und LinkedIn. Beide wurden 2003 gegründet, Xing zunächst unter dem Namen Open BC (Open Business Club). Heute sind bei LinkedIn weltweit mehr als 100 Millionen Menschen vernetzt, darunter mehr als eine Million in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Xing hat 10,8 Millionen Mitglieder, davon 4,7 Millionen im deutschsprachigen Raum.
„Netzwerke haben schon immer schon eine wichtige Rolle gespielt“, erklärt Xing-Vorstandsvorsitzender Stefan Groß-Selbeck. „Wir tragen dazu bei, dass sie demokratisiert werden. Sie finden nicht mehr im Hinterzimmer statt, sondern sind jetzt sichtbar für jeden und laden alle zur Teilnahme ein.“
Besonders viele Möglichkeiten bieten Business-Netzwerke Freiberuflern und anderen Selbstständigen. In der Hoffnung auf Anfragen und Aufträge geben sie in ihrem Profil Fähigkeiten, Leistungen und Referenzen an. Daneben dienen Xing und LinkedIn der Vernetzung von Experten in bestimmten Fachgebieten. In den Gruppen kommen Gleichgesinnte aus verschiedenen Unternehmen oder Einrichtungen mit anderen Spezialisten zusammen und tauschen sich aus.
Die Business-Netzwerke dienen auch als Forum für die Vermittlung von Arbeitsplätzen. Hier kommen Personalchefs von Unternehmen, freie Personalberater, Arbeitslose und an einem Wechsel interessierte Angestellte zusammen. „Das Recruiting verlagert sich in die Netzwerke“, glaubt Groß-Selbeck.
Nie sei es wichtiger gewesen, die eigene berufliche Online-Identität zu pflegen, betont der Europa-Pressesprecher von LinkedIn, Richard George. Es sei üblich geworden, dass potenzielle Kunden, Geschäftspartner und Arbeitgeber bei neuen Kontakten erst einmal Informationen bei Google suchten. „Wenn man die Kontrolle über die eigene berufliche Online-Identität übernimmt, kann man sicherstellen, dass sie das eigene professionelle Profil finden, mit den Informationen zu Qualifikation und Erfahrungen - und eben nicht die Fotos von der letzten Party am Samstagabend.“
Die Basismitgliedschaft ist in beiden Netzwerken kostenlos. Wenn man bei Xing den Zugang zur umfassenden Suche in allen Profilen bekommen oder auch regelmäßig erfahren will, wer das eigene Profil angeschaut hat, benötigt man die „Premium“-Mitgliedschaft für 6,95 Euro im Monat bei einjähriger Bindung. Bei LinkedIn gibt es drei gestaffelte „Business“-Modelle zu Preisen von 19,95 bis 74,95 Dollar (rund 14 bis 53 Euro) im Monat.
Für den Einstieg in die geschäftliche Vernetzung genügt die Basismitgliedschaft, mit zunehmender Nutzung könnte dann die erweiterte Mitgliedschaft sinnvoll werden. „Die Kosten eines Premium-Accounts sehe ich als Ausgaben für Werbung und Akquise“, sagt Tom Hensel. „In Anbetracht meiner Auslastung sind diese verschwindend gering.“
Der Hauptunterschied zwischen Xing und LinkedIn ist der Grad der Internationalisierung. „Im Prinzip erfüllen beide Plattformen denselben Zweck“, sagt IT-Experte Hensel. „Die Frequenz, in der mich Anfragen über LinkedIn erreichen, ist im letzten Jahr deutlich höher geworden, die Mehrzahl der Anfragen erreicht mich aus dem Ausland.“
Und immer wichtiger wird die Vernetzung unterwegs. „Alle sechs Monate verdoppelt sich der mobile Traffic von Xing“, sagt Groß-Selbeck. Beide Netzwerke haben Apps für iPhone und Android-Handys entwickelt. Xing-Mitglieder können sich so auch auf Konferenzen ganz schnell vernetzen, mit einem virtuellen Händeschütteln.