YouTube streitet mit Independent-Labels über Abo-Musikdienst
London (dpa) - Im Streit zwischen YouTube und unabhängigen Musik-Labels könnten Künstler wie Adele oder die Arctic Monkeys von der Google-Plattform verschwinden.
Es geht um die Vergütung bei einem neuen Abo-Dienst, die Independent-Firmen lehnen das Google-Angebot als zu niedrig ab. YouTube-Manager Robert Kyncl sagte der „Financial Times“, die Plattform wolle nicht mehr auf die unzufriedenen Musikfirmen warten und das Angebot auch ohne sie starten. Schließlich hätten Label, die 95 Prozent der Musikindustrie vertreten, den neuen Konditionen zugestimmt.
Für Aufsehen sorgte die Frage, was mit den Videoclips der Musikfirmen passiert, die nicht bei dem neuen Abo-Dienst mitmachen. Laut „Financial Times“ sagte Kyncl, YouTube werde „in wenigen Tagen“ damit anfangen, Videos zu blockieren, um sicherzustellen, dass alle Inhalte auf der neuen Plattform unter die neuen Vertragsbedingungen fallen. Das wurde in anderen Medien zum Teil als Absicht interpretiert, die Videos ganz bei YouTube zu sperren.
Das Branchenblog „Digital Music News“ schrieb dagegen am Mittwoch unter Berufung auf Personen mit Kenntnis der Konditionen, die Labels würden lediglich die Möglichkeit verlieren, Geld bei YouTube zu verdienen. Ohne die Teilnahme am neuen Abo-Dienst könnten sie auch nicht mehr das bisherige System Content ID nutzen, über das die Musik erkannt und für Anzeigen geöffnet wird. Das würde zwar keine direkte Blockade der Videos bedeuten, aber den Labels das wirtschaftliche Interesse nehmen, ihre Musik bei YouTube zu platzieren.
In Deutschland sind wegen des Dauerstreits der Plattform mit der Verwertungsgesellschaft Gema ohnehin weniger Musikvideos verfügbar als in anderen Ländern.
YouTube nahm zu der Diskussion nur ausweichend Stellung. Ein Sprecher erklärte auf Anfrage, auf Abonnements basierende Funktionen seien hinzugefügt worden, „um damit unseren Partnern aus der Musikindustrie neue Einkommensquellen zu ermöglichen - zusätzlich zu den Hunderten Millionen Dollar, die sie jährlich durch YouTube erwirtschaften“.
Nach bisherigen Informationen sperren sich unter anderem die Plattenfirmen XL Recordings und Domino gegen die neuen YouTube-Konditionen. XL Recordings hat Adele sowie Musiker wie Jack White oder Sigur Ros unter Vertrag, bei Domino sind die unter anderem die Artic Monkeys oder Franz Ferdinand zu Hause.
Die unabhängigen Musikfirmen lassen sich in den Gesprächen mit YouTube von der Rechteagentur Merlin vertreten, der über 20 000 kleinere Labels angehören. Ihre Branchenvereinigung Impala wirft Google vor, der Internet-Konzern wolle die kleinen Plattenfirmen mit seiner Marktmacht zu ungünstigen Konditionen drängen. Die drei Großen der Branche - den Marktführer Universal Music sowie Warner Music und Sony Music - hat Google für den neuen Abo-Dienst im Boot.