Düsseldorf: Fotoarchiv Stadt bewirbt sich um das zentrale Fotoarchiv

Das Fotomuseum ist gestorben, es lebe das Foto-Institut. Was hat es damit auf sich? Warum Düsseldorf?

Martin Parr, Humorist mit der Kamera, zeigt im NRW-Forum eine knipsende Touristin vor einer Pyramide.

Foto: Martin Parr

Die Idee für ein Foto-Archiv stammt nicht von der Stadt Düsseldorf, sondern von Monika Grütters, Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien. Sie lud Anfang Juli Experten und Künstler zu einem Symposium nach Berlin. Becher-Schüler wie Thomas Struth und Laurenz Berges nahmen daran teil. Sie hält das Archiv für dringend notwendig und kündigt auch Bundesmittel dafür an. Düsseldorf will sich für den Standort bewerben. Aber was heißt das?

Der Plan der Kultur-Staatsministerin des Bundes

Monika Grütters sieht in der Fotografie das Speichermedium des kollektiven visuellen Gedächtnisses und im Fotoarchiv ein Zentrum der Forschung und Aufbewahrung. Museen als Sachverwalter des materiellen Kulturerbes seien mit kompletten Künstlernachlässen aus der Fotokunst überfordert. Kunsthändler und Galeristen seien nur bedingt Beschützer des fotografischen Erbes. Grütters fürchtet, dass Nachlässe von weniger berühmten Fotografen in der Mülltonne landen, weil die Erben mit den Bilderbergen nichts anfangen können. „Ich will dem drohenden Verlust wertvollen Kulturguts nicht tatenlos zusehen“, sagt sie. Das Fotoarchiv soll also ein riesiges Fotosammelbecken sein. Die Staatsministerin vergleicht es mit dem Deutschen Literaturarchiv in Marbach. Dessen Aufgabe ist es, Dokumente zu sammeln, zu ordnen und zu erschließen. Grütters erklärt: „Das künstlerische Erbe herausragender deutscher Fotografen soll aufgearbeitet, bewahrt und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden.“

Das Fotoinstitut aus Sicht des Landes NRW

Am Symposium in Berlin nahm als Vertreterin des Landes NRW Ingrid Stoppa-Sehlbach teil, die im Ministerium für Kultur und Wissenschaft für bildende Kunst zuständig ist. Sie erklärt im Gespräch mit unserer Zeitung: „Wir müssen uns mit den Ländern austauschen. Es gibt in Deutschland schon an vielen Stellen Kompetenz. Ich nenne Beispiele am Folkwang in Essen, in der Sammlung Ludwig in Köln, in der Pinakothek in München. Auch Dresden hat ein großes Fotozentrum. Düsseldorf hat etwas.  All diese Zentren kann man nicht übersehen.“ Das spricht nicht gerade für Düsseldorf.

Zu den Aufgaben des Fotoarchivs zählt Stoppa-Sehlbach auch die technische Forschung: „Sie gilt der Digitalisierung, den technischen Innovationen, der Konservierung und Restaurierung.“

Das Fotozentrum aus Sicht der Stadt Düsseldorf

Kulturdezernent Hans-Georg Lohe hält dieses überörtliche Fotoinstitut für „prädestiniert in Düsseldorf, denn hier habe die künstlerische Fotografie ihren Ursprung.“ Der Part der Stadt sei es, das Grundstück anzubieten. Bekanntlich geht die aktuelle Überlegung dahin, den Standort des Gartenamts im Hofgarten vorzuschlagen. Entschieden sei noch nichts. Man suche auch nach anderen Möglichkeiten. Das Barockschlösschen am Ende des Kunstpalastes komme nicht in Frage, auch wenn die Eon-Akademie soeben ausgezogen ist. Es sei zu klein, so der Kulturdezernent.

Eines stehe fest, sagt Lohe: Man halte nichts vom Vorschlag der Projektschmiede, einen Neubau direkt gegenüber vom NRW-Forum zu planen.