Ein neuer Blick auf die Mobilität
Als Tochter von Tölke & Fischer erschließt Mofuma Geschäftsfelder wie Car-Sharing und Fuhrparkmanagement.
Wie das repräsentative Büro eines Chefs sieht der Raum von Sascha Ranz nicht aus. Im Erdgeschoss der Tölke & Fischer-Niederlassung an der Gladbacher Straße hat der 38-Jährige seinen Schreibtisch. Die Wände des Zimmers sind kahl, gleich vor seinem Fenster arbeiten die Monteure in der Werkstatt.
Ranz gestaltet dort als Geschäftsführer von Mofuma, einer Tochterfirma von Tölke & Fischer, die Zukunft des Autohandels. Eine wichtige Aufgabe, denn die Ansprüche der Kunden ändern sich. Ursprünglich hatte Ranz für sein Projekt ein stattlicheres Büro. Doch das Unternehmen ist schnell gewachsen, acht Angestellte haben seit der Firmengründung im Jahr 2017 ihren Dienst angetreten. Zwei Kollegen hätten daher an seinem Konferenztisch gearbeitet, sagt Ranz. Also ist er ins ruhigere Büro umgezogen.
Ranz ist einer, der sich nicht lange mit solchen Symbolen aufhält. Sein Job ist es, mit Gewissheiten zu brechen. „Aktuell ist in der Branche vieles im Wandel“, sagt Ranz und schiebt hinterher: „Das ist die richtige Zeit für mich.“ Die Ärmel seines weißen Hemdes hat er hoch gekrempelt, während er über sein Thema referiert. Das klassische Geschäftsmodell eines Autohauses mit Verkauf im Glaspalast und angeschlossener Werkstatt reicht ihm alleine nicht für die Zukunft. „Mobilität verändert sich. In den Städten möchten viele Menschen kein eigenes Auto mehr haben.“
Da müsse eine Handelskette wie Tölke & Fischer aufpassen und neue Angebote schaffen. Innovative Varianten der Autovermietung gehören ebenso wie Fuhrparkmanagement dazu. Daher der Name des Betriebs: Mofuma steht für Mobilität und Fuhrparkmanagement.
Mittelfristig könnten die neuen Geschäftsfelder etwa 30 Prozent des Ertrags bei Tölke & Fischer ausmachen. Aktuell dominiert das über Jahrzehnte etablierte Geschäft: Das Unternehmen vertreibt an mehr als zehn Standorten Fahrzeuge von zehn Marken.
In seiner sehr konservativen Branche müsse er den einen oder anderen Kollegen von Veränderungen überzeugen, sagt Ranz. Doch die Geschäftsführung des Mutterkonzerns lasse ihm freie Hand. „Aktuell wird man als Autohaus klein und uninteressant oder man wächst.“
Ranz will, dass sein Haus zur zweiten Gruppe gehört und erschließt neue Geschäftsfelder. „Wir bieten mittlerweile Fuhrparkmanagement für kleine Unternehmen mit fünf bis 50 Fahrzeugen an“, sagt Ranz. Viele in dieser Größenordnung seien ohnehin Kunden bei Tölke & Fischer, doch etablierte Fuhrparkmanager interessieren sich erst bei 100 oder mehr Fahrzeugen für einen Betrieb. „Wenn die Unternehmen das selber machen, bleibt viel Geld liegen“, sagt Ranz. Dort würden oft Laien die Rechnungen von Werkstätten nebenbei prüfen. „Bei uns kümmern sich Kfz-Meister. Die erkennen natürlich besser, ob etwas zu reklamieren ist“, sagt Ranz.
Auch Cár-Sharing hat
die Firma im Visier
Noch deutlich schneller wächst die zweite Sparte, die Ranz mit seinem Team aufbaut: verschiedene Modelle der Autovermietung. „Momentan ist Car-Sharing gefragt. Das ist eigentlich nichts anderes als die Vermietung“, sagt Ranz. In diesem Segment kooperiert Mofuma mit der Plattform faaren.com. Das Portal möchte das bei Serien oder Musik beliebte Abo-Modell auf Autos übertragen. Fahrer können einen Pkw für mindestens einen Monat mieten und alle vier Wochen entsprechend ihrer Bedürfnisse das Modell wechseln. Um Wartung und Instandhaltung müssten sich die Kunden nicht kümmern, verspricht der Anbieter. Mofuma beteiligt sich mit seinem Fuhrpark. „Viele wollen sich nicht mehr an das eine Auto binden. Flexibilität hat eine enorme Macht“, sagt Ranz.
Neben Flexibilität entscheiden Trends über den Erfolg. Auch darauf möchte Mofuma reagieren. So sind aktuell Urlaube mit dem Wohnmobil sehr beliebt. Dabei sollen die Wagen des Krefelder Händlers profitieren. Die Vermittlung läuft ebenso über ein Fachportal im Internet. Diese Beispiele zeigen, dass offenbar auch etablierte Autohäuser in Kooperationen gehen müssen. Alle Angebote alleine zu schaffen, ist weder vom personellen noch vom finanziellen Aufwand realistisch.
„Wir beschäftigen uns auch mit Entwicklungen abseits des Autos wie E-Bikes und E-Scooter“, sagt Ranz. Natürlich könne sein Haus nicht bei jedem Trend investieren, aber verpassen wolle man nichts. Ranz vermutet, dass neue Akteure auf den Markt drängen werden. „Es wird bestimmt einen großen Player des Formats Google geben, der ein umfassendes Mobilitätskonzept anbietet.“ Sprich andere Transportmöglichkeiten werden mit dem Auto kombiniert. „Gegen Google oder den Fahrdienstleister Uber können wir uns nicht wehren“, sagt Ranz: „Aber wir wollen den Kunden den gleichen Nutzen bieten, nämlich gut von A nach B zu kommen.“