Eine Reise durch die Welt der Kirchenkrippen
In Krefeld kann die Darstellung der Weihnachtsgeschichte auf sehr vielfältige Weise bewundert werden.
354 nach Christus: Damals wurde das erste nachweisbare Weihnachtsfest gefeiert. Seitdem entwickelten sich auch die wichtigsten Figuren des Weihnachtsgeschehens. Mit Beginn des 14. Jahrhunderts hatte sich dann die kleine Runde etabliert, die heute als so normal erscheint: die Heilige Familie, Ochs und Esel, Engel, Hirten, die drei Könige und der Stern von Bethlehem.
Doch bereits 1223 kann die erste Darstellung der Weihnachtsgeschichte erwähnt werden. Damals war es Franz von Assisi, der statt einer Predigt, die Erlebnisse aus jener Zeit mit Mensch und Tier nachbildete. In Deutschland gibt es die Krippe seit dem Jahr 1808. Mit den Holzfiguren wird die Geschichte lebendig und mit ihr kann sich der Betrachter als Teil der Krippenwelt fühlen.
Heimat in der Kirchenkrippe durch lokale Bezüge
Als Teil der Krippe fühlen sich die Krefelder vor allem in St. Cyriakus in Hüls. Hier ist sogar Lokales mit dabei. Beispielsweise die „alte Kluus“ – die „alte Klausur“ war früher ein Beginen-Kloster. Und auch Details in den Gebäuden wurden genau erfasst. Und haben so mache Krippen schmucklose Wände hinter sich, gibt es andere, wie die in St. Dionysius, die echte Tannenbäume als Kulisse nutzen. Besucher der St. Clemens in Fischeln sehen hingegen echte Palmen, die sich an eine orientalische Leinwand-Kulisse anpassen. Seit 1999 erstreckt sie sich hier über neun Meter Breite und vier Meter Höhe – 1999 erstellt vom Künstler Rüdiger Tiefers, er war vor seinem Tod lange für die Bühnen bei den „Krieewelsche Pappköpp“ zuständig. In bunten Farben präsentieren sich Palmen, Zypressen und Berg unter einem Sternenhimmel.
Als Dekorationsmaterial arbeiten viele Krippenbauer mit Stroh, Moos und Sägespänen, während die Dionysius-Kirche Sand und Rindenmulch nutzt. Rindenmulch scheint generell ein beliebtes Mittel der Wahl zu sein – auch in anderen Kirchen wie die Oppumer Schutzengelkirche. Im Gegensatz zu einigen anderen Kirchen, stellt die Dionysius-Kirche ihre Krippe ganz klassisch dar. Eine Holzhütte bietet Schutz für Ochs und Esel. Und auch das Jesuskind fand an Weihnachten dort seinen Platz.
Zahlreiche Nebenfiguren gesellen sich zu der Heiligen Familie
Auf eine besonders lange Lebenszeit können insbesondere die Figuren der Cyriakus zurückblicken. Ein Künstler in Oberammergau fertigte sie vor 150 bis 200 Jahren an. Andere Krippen sorgen mit der Zeit gerne für Neuerungen. So bekamen die Figuren der St.-Clemens-Kirche vor rund zwanzig Jahren neue Kleider.
Die Begleiter der Menschen sind oftmals die gleichen. Ochs und Esel finden sich überall, ebenso wie verschiedene Schafe. Doch gibt es in der Innenstadt auch einen Schafsbock und in Hüls ein „Streichelschaft“. Mit seinem wollenen Fell sind streichelnde Kinderhände sogar erwünscht. Und manchmal passieren auch kleine Wunder und die Tierwelt erhält Nachwuchs. Vor einigen Jahren kam, bis heute aus unbekannter Herkunft, ein felliges Lämmchen mit dazu. Mit dabei: Ein einzelnes schwarzes Schaf.
Jede Darstellung bietet ihre eigenen Besonderheiten
Ein Kamel ist nicht in jeder Kirche zu finden. In Hüls hat es jedoch sogar noch einen Kameltreiber zur Gesellschaft. Bei genauem Betrachten bringt das Kamel zum Schmunzeln: Es steht auf Pferdehufen – ein kleiner Fehler des Künstlers. Dafür beherbergt die Schutzengelkirche in Oppum auch mal Bischöfe und Kardinale, bis hin zu Kranken, Flüchtlingen und Blinden. Sie ist die einzige Kirche Krefelds, die mit ihrer Krippendarstellung Kritik an aktuellen Ereignissen übt – 2018 war es beispielsweise die Kritik an der Sichtweise der Amtskirche, die in ihrer Darstellung Paragrafen und Gesetze anbeteten.
So manche Kirche hat auch ihre besonderen Lieblinge. Die Hirtenfrau aus Hüls wird liebevoll „Ursel“ genannt. Hier freut sich das Jesus-Kind auch über das Geschenk eines kleinen Hirtenjungen. Den Stern von Bethlehem findet man in jeder Krippe. Immer ist er zentral über der Hütte oder Torbögen angebracht.