Else Lasker-Schülers Friedensfest

Gerold Theobalts Stück „Prinz Jussuf von Theben“ wird nun auch in Israel gezeigt.

Szene aus dem Stück, das die Studierenden extrem körperlich umsetzen.

Foto: ja/Franziska Götze

Anfang September steht in Israel ein neues Theaterstück über Else Lasker-Schüler auf den Spielplänen des Tmu Na-Theaters in Tel Aviv (einmal) und des Incubator-Theaters in Jerusalem (zweimal). Anlass ist der 150. Geburtstag der Dichterin, die 1869 in Elberfeld das Licht der Welt erblickte. Es ist das erste Mal, dass ein deutsches Bühnenwerk über Else Lasker-Schüler von einem Ensemble aus der Bundesrepublik in Israel aufgeführt wird (mit Untertiteln in Hebräisch). Zugleich ist es bereits das vierte Theaterstück, das die Else Lasker-Schüler-Gesellschaft bei dem Wuppertaler Dramatiker und ehemaligen stellvertretenden Generalintendanten der Wuppertaler Bühnen, Gerold Theobalt, in Auftrag gegeben hat.

Das Stück „Prinz Jussuf von Theben“ zeigt exemplarisch den künstlerischen Aufbruch in der Zeit von 1898 bis zum Ende des Ersten Weltkriegs in Form von dokumentarischen Materialien und fiktiven Dialogen mit Gedichten und Prosazitaten aus Else Lasker-Schülers Werk. Die „Märchenfigur“ Prinz Jussuf ist auch ein Statement für die Symbiose von Orient und Okzident, Judentum und Islam – von Mann und Frau. Die Inszenierung besorgte Kieran Joel. Es spielen Studierende des Dritten Jahrgangs Schauspiel der Folkwang-Universität der Künste in Essen, geleitet von Theobalt. Die jungen Leute haben sich monatelang intensiv mit Werk und Leben Else Lasker-Schülers befasst.

Die Schirmherrschaft in Israel hat NRW-Ministerpräsident Arnim Laschet; gefördert wird das Projekt vom Wuppertaler Ehrenringträger Eberhard Robke und Veit Feger aus Ehingen. Die 20-köpfige Folkwanggruppe, zu der auch Hajo Jahn und Doris Rother von der Else Lasker-Schüler-Gesellschaft gehören, nimmt in Israel auch an einem Workshop mit jüdischen und muslimischen Studenten des „Performing Art Studios“ Tel Aviv teil und besucht in Jerusalem die Gedenkstätte Yad Vashem und das Grab der Dichterin auf dem Ölberg.

Wer zusammen feiert, schlägt
sich nicht die Köpfe ein

Das Stück „Prinz Jussuf von Theben“ arbeitet mit einem kargen Bühnenbild, in dessen Mittelpunkt ein großer Tisch wie beim letzten Abendmahl steht. Es ist eine Performance, die die Inhalte einiger weniger Gedichte geradezu extrem körperlich umsetzt: Das „Grenzenlose“ geht bei einer Art lyrischem Waterboarding oder auf dem Laufband bis an die Grenze der Belastbarkeit. Politische Bezüge bis in die Gegenwart sind gewollt – einschließlich Israel/Palästina-Konflikt und Else Lasker-Schülers unkonventionellen Lösungsvorschlags eines Volksfestes mit Karussells und Waffeln in der Altstadt von Jerusalem. Denn wer zusammen feiert, der schlägt sich nicht die Köpfe ein.

In Wuppertal wird das Stück – mit Livemusik - am 18. Oktober im Theater am Engelsgartent und Ausschnitte davon bei der Eröffnung der Ausstellung „Else Lasker-Schüler und die Avantgarde“ am 6. Oktober im Von der Heydt-Museum gezeigt.

Das gesamte Jubiläumsjahr zu Ehren Lasker-Schülers steht unter dem Motto „Meinwärts“, einem Kunstwort der Dichterin aus ihrem Gedicht „Weltflucht“.