Endspiel in Hagen: Urgestein Gießen hilft nur ein Sieg

Gießen (dpa) - Auf der Homepage der LTi Gießen 46ers läuft eine Uhr. 45 Jahre, 6 Monate, 25 Tage zeigte der Ticker am Donnerstag stolz an - so lange gehören die Hessen nun schon ununterbrochen der Basketball Bundesliga an.

Doch der Zeitstrahl ist vom Stillstand bedroht.

Verlieren die 46ers am Samstag ihr letztes Saisonspiel bei Phoenix Hagen, sind sie sportlich abgestiegen - und die deutsche Eliteklasse ist nach 45 Jahren, 6 Monaten und 27 Tagen um einen Traditionsstandort ärmer.

„Man muss versuchen, positiv zu bleiben. Wir spielen nicht gegen etwas, sondern für etwas“, sagte Gießens Trainer Björn Harmsen vor dem Showdown in Hagen. „Für“ ein weiteres Jahr im Oberhaus kämpfen die Gießener also, aber der Trend ist negativ. Während die in der Tabelle zwei Punkte besser platzierten Hagener mit dem Rückenwind aus zuletzt zwei Siegen in den Abstiegskrimi gehen, reisen die Gießener mit dem schweren Rucksack von zwei Niederlagen an.

Vor allem die deutliche Heimpleite gegen Bonn vor einer Woche steckt den Spielern noch in den Knochen. „Wie gelähmt“, habe seine Mannschaft gespielt, musste Harmsen nach der ernüchternden Niederlage eingestehen.

In den verbleibenden Tagen vor dem „Finale“ schöpft der junge Coach daher noch einmal alle Möglichkeiten aus. Der Club bezieht extra ein Trainingslager in Heidelberg, bei dem sich auch ein Sportpsychologe um die Profis des Tabellenvorletzten kümmern soll.

Basketball ist in Gießen Kult. In der 77 000-Einwohner-Stadt gibt es keine Konkurrenz durch einen übermächtigen Fußball-Club. Wer Spitzensport sehen will, geht in die in die Jahre gekommene, aber traditionsreiche Sporthalle Ost. Fünfmal wurden die Mittelhessen deutscher Meister, letztmals allerdings bereits 1978. Prominente Namen wie Dirk Nowitzkis Mentor Holger Geschwindner oder die Europameister Henning Harnisch und Michael Koch liefen in Gießen dem orangenen Leder hinterher.

Zuletzt ging es für die 46ers aber meist ums nackte Überleben. Zweimal waren sie bereits abgestiegen, doch sowohl 2004 als auch 2009 blieben sie nachträglich dank finanzieller Probleme von Konkurrenten und einer Wildcard erstklassig. Auch in diesem Jahr könnte es eine Rettung nach der Saison geben. Bislang hat aus der Zweiten Liga nur der Mitteldeutsche BC die Lizenz für die Erste Liga bekommen.

Allerdings ist nicht gesichert, dass die Liga überhaupt wieder eine Wildcard vergibt. Die Gießener wollen die Rettung daher auf dem Parkett perfekt machen und können sich der Unterstützung ihrer Fans sicher sein. 400 Anhänger werden den Bundesliga-Dino nach Hagen begleiten. Der Rest verfolgt das Abstiegs-Endspiel im Fernsehen oder vor dem Liveticker - und hofft, dass die Uhr auf der Homepage auch am Samstagabend gegen 22.00 Uhr noch Grund zum weiterlaufen hat.

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