Giftpfeile nach Final-Auftakt zwischen Bayern und ALBA

München (dpa) - Bei schweißtreibenden 34 Grad in der Halle kühlten die Gemüter auch nach der Schlusssirene des ersten Playoff-Finales um die deutsche Basketball-Krone nicht ab.

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ALBA-Coach gegen Schiedsrichter, Bayern-Trainer gegen Liga-Bosse, ALBA-Manager gegen Bayern-Star, Bayern-Topwerfer gegen ALBA-Coach: Nach dem 88:81 (44:39)-Erfolg der Münchner im ersten Endspiel gegen den langjährigen Branchenprimus aus Berlin flogen reichlich verbale Giftpfeile durch den Audi Dome. Vor dem zweiten Duell der beiden Liga-Größen am Donnerstag (18.15 Uhr) sind die Hauptdarsteller längst auf Betriebstemperatur.

„Es wird die Hölle sein in Berlin“, sagte Bayern-Center Yassin Idbihi bei Sport1 voraus. Auf einen freundschaftlichen Empfang dürfen sich die Münchner in der Hauptstadt nicht einstellen, dazu hatten zu viele Szenen aus Partie eins die Verantwortlichen bei ALBA erzürnt - allen voran die 50 Freiwürfe, die die Referees um Hauptschiedsrichter Boris Schmidt dem Gegner zusprachen. „Das ist, glaube ich, das erste Mal in meinem Leben, dass ein Team so oft an die Linie durfte“, klagte ALBA-Trainer Sasa Obradovic.

Seit Beginn der digitalen Datenerfassung zur Saison 1998/99 gab es nur neun Bundesliga-Partien, in denen eine Mannschaft mehr Freiwürfe schießen durfte, wie Liga-Sprecher Dirk Kaiser auf Anfrage berichtete. „Bei manchen Entscheidungen hat man das Gefühl, da wird gewürfelt“, hatte ALBA-Manager Marco Baldi schon zur Halbzeit bei Sport1 gesagt.

Die Berliner warfen vor allem Malcolm Delaney, in der regulären Saison zum „Wertvollsten Spieler“ der Liga gewählt, Schauspielerei und den Unparteiischen Naivität vor. „Manche Dinge muss man sehen. MVP Delaney macht Flopping, lässt sich fallen und bekommt das Foul“, klagte Coach Obradovic über den Amerikaner, mit 16 Punkten bester Werfer der Bayern. „Da wurde mit verschiedenen Maßstäben gemessen.“

Angesprochen auf den Schwalben-Vorwurf wurde dann freilich Delaney sauer und schimpfte in Richtung Obradovic: „Er sagt seinen Spielern doch ganz klar, dass sie mir den Ellbogen jedes Mal ins Gesicht hauen sollen. Das haben die vom ersten Spiel an gemacht.“ ALBA-Routinier Sven Schulze hatte Delaney einmal im Vorbeilaufen zu Boden gestreckt. „Er provoziert halt die ganze Zeit!“, meinte Berlins Sportdirektor Mithat Demirel.

Taktik und Gangart wollen beide Teams beibehalten, ein hitziger Fight ist in Berlin vor rund doppelt so vielen Fans zu erwarten - und das, obwohl die Multifunktionshalle am Ostbahnhof deutlich kühler sein dürfte als die extrem aufgeheizte Bayern-Arena. Mit offiziell 34 Grad war die Halle übrigens neun Grad wärmer als die in den Statuten der Basketball-Bundesliga BBL festgeschriebene Höchsttemperatur. Eine eigentlich vorgesehene Strafe erwartet die Münchner dennoch nicht, hat doch die Liga am frühen Spieltermin um 16.15 Uhr festgehalten.

Bayern-Coach Svetislav Pesic beschäftigte sich nach dem Teilerfolg im Kampf um die erste Meisterschaft seit 59 Jahren nicht nur mit dem sportlichen Auftreten seiner Schützlinge, die dank eines 12:0-Laufs im zweiten Viertel das Match gedreht hatten. Schnell schoss sich der Ex-ALBA-Trainer auf die BBL ein, die einen Antrag auf Spielverlegung abgelehnt und die Bayern weniger als drei Tage nach dem fünften Halbfinale gegen Oldenburg wieder auf den Court geschickt hatte. „Das ist Wettbewerbsverzerrung“, ereiferte sich der Trainer, „die Situation war nicht gut für uns und nicht für ALBA. In einem Finale sollten alle die gleichen Bedingungen haben.“

Am Donnerstag geht der Basketball-Thriller in die zweite Runde. Dann dürfte vor allem Ex-„Albatros“ Heiko Schaffartzik im Fokus stehen, seit seinem Weggang das Hassobjekt der Berliner Fans. Der Bayern-Spielmacher durfte den wartenden Reportern am Sonntag übrigens sicherheitshalber nichts zum Match in seiner früheren Halle sagen - aber dafür hatten sich ja andere Beteiligte schon genug gezofft.