Konzert in Red Box Popmusik-Urgestein begeistert
Holt. · Heinz Rudolf Kunze spielte zum ersten Mal in Mönchengladbach.
„Es ist ein bunter Blumenstrauß von Dingen, die uns im Leben zustoßen können“, beschreibt Heinz Rudolf Kunze (HRK) die Songtexte seines neuen Albums „Schöne Grüße vom Schicksal“, das im Mai 2018 veröffentlicht wurde. „Es sind skurrile, humorvolle, nachdenkliche und grimmige Dinge, die das Leben für uns bereithält. Es besteht ja nicht nur aus Schwarz und Weiß, es gibt auch die Zwischentöne, die bunten Ereignisse.“ Entsprechend sind seine Texte formuliert. Das Repertoire reicht von bissig und sarkastisch zu nachdenklich und romantisch.
Niemand weiß, ob es das Schicksal wirklich gebe, es sei eine Hoffnung. „Der Zufall ist für mich keine lebenswerte Idee,“ erklärt der Musiker. „Fügung bitte ja, auch wenn ich den Plan nicht begreife.“
Es sind Lieder des neuen Albums mit denen er das Konzert eröffnet. Mit „Raus auf die Straße“ erzählt HRK am Klavier vom Aufbruch und der auch nach all den Jahren noch immer andauernden Liebe zwischen Sänger und Publikum. „Der Abend vor dem Morgen danach“ oder „Der Vogel der nach Süden zieht“ fragen nach Sinn und Vorbestimmung. In „Schäme Dich nicht Deiner Tränen“ singt er von Vergänglichkeit und dem Vorsatz, die verbleibende Zeit zu genießen. Seine Texte sind nie oberflächlich, sie gehen unter die Haut. Der Germanist und Philosoph schreibt Songtexte mit Wortkunst und spielt mit Sprache. „Poesie hat eine musikalische Qualität, sie ist für mich die Brücke zur Musik, und mit ihr lassen sich manche Dinge treffender erklären,“ verrät er.
Mit seinen Texten bringt er Emotionen, Gedanken und Erkenntnisblitze in seine Musik. „Es ist ein Spieltrieb von mir. Ich kann überall, wo ich gehe und stehe schreiben, wenn es mich anfällt. Auch morgens unter der Dusche, wenn das warme Wasser auf den Kopf prasselt, löst sich, was sich in der Nacht offenbar angesammelt hat. Das muss ich dann, noch halbnass, aufschreiben“.
Begeistertes Publikum holt Kunze mehrmals zurück auf die Bühne
Die Themen seiner Stücke sucht er nicht bewusst aus. „Man kann es nicht richtig erklären, es kommt zu mir, ich muss es nicht suchen,“ sagt HRK. Warum, wann und wie er zu den Texten kommt, weiß er nicht. „Es muss mich anfliegen, meine Antennen erreichen, nur dann kommt etwas dabei heraus.“
Trotz der Palette an neuer Dichtkunst, vergisst er nicht, seine Fans mit alten Stücken zu erfreuen. „Dein ist mein ganzes Herz“ und „Hallo Himmel“ dürfen nicht fehlen. An Klavier und Gitarre sogar mit Trommel oder im Duett mit Sängerin Natalie Pütz erleben ihn die Besucher als Vollblutmusiker, der auch mit über 60 Jahren Intensität in seine Songs bringt und kein Blatt vor den Mund nimmt, der mal in bösartigen Zeilen seiner Wut freien Lauf lässt und dann wieder nachdenklich, skeptisch und romantisch dichtet.
Seine Verstärkung, die ihn auf der Tour durch die 18 Stationen begleitet, sind Lenard Schmidthals am Bass, Jens Carstens am Schlagzeug, Matthias Ulmer am Keyboard, Peter Koobs und Andrew Gläser an der Gitarre. Als Sängerin unterstützt Natalie Pütz die Musiker. Mehrmals holt das begeisterte Publikum den Rockmusiker zurück auf die Bühne. „Ich bin beeindruckt. Welches bösartige Schicksal hat mir Mönchengladbach bisher vorenthalten?“ So kann man auf ein Wiedersehen in der Stadt hoffen.