Wasserversorgung Ganz Wuppertal trinkt Talsperrenwasser

Das Wasserwerk in Benrath wird für 6,7 Millionen Euro modernisiert. Für die Dauer der Bauarbeiten werden auch die westlichen Stadtteile mit Talsperrenwasser versorgt.

 Die Dhünn-Talsperre aus der Luft fotografiert.

Die Dhünn-Talsperre aus der Luft fotografiert.

Foto: wz/Peter Sondermann

6,7 Millionen Euro werden die Wuppertaler Stadtwerke bis voraussichtlich September in die Modernisierung des Wasserwerks Benrath stecken. Während der Arbeiten werden auch die Haushalte in Vohwinkel, Teile Elberfelds und Erkrath-Hochdahl ausschließlich mit Talsperrenwasser aus dem Bergischen Land versorgt. Das soll sich aber weder auf die Qualität des Wassers noch auf die Trinkwassergebühren auswirken. Stadtdirektor Johannes Slawig geht mittelfristig von einem konstanten Wasserpreis aus.

In den vergangenen Jahren wurden zwar immer wieder einmal Verbesserungen am Filtersystem in Benrath vorgenommen, aber die letzte umfassende Sanierung des Wasserwerks, das 1879 erbaut wurde, liegt Jahrzehnte zurück. Seit vielen Jahren geht das Werk nun erstmals wieder für mehrere Monate vom Netz, weil unter anderem die Steuerungstechnik erneuert wird.

Talsperrenwasser oder Rheinuferfiltrat – das sei keine Frage der Wasserqualität, sondern allein des Härtegrades, sagt Diplom-Ökonomin Margit Herkenrath von der WSW Energie & Wasser AG. Das Wasser aus Benrath wird nicht aus dem Rhein geschöpft und dann gefiltert, sondern es stammt aus bis zu 27 Meter tiefen Brunnen, die in Naturschutzgebieten auf der anderen Rheinseite gebohrt wurden.

Die Wasserhärte des Rheinuferfiltrats beträgt 11 Grad deutscher Härte, das Talsperrenwasser weist 5,5 Grad auf. „Ob jemand härteres oder weicheres Wasser besser findet, ist Geschmackssache und es hängt davon ab, wofür er es verwenden will. Im Wasser aus Benrath sind mehr Mineralstoffe enthalten, da fließt praktisch Mineralwasser aus der Leitung“, so Margit Herkenrath.

Die Wuppertaler bezahlten viele Jahre Spitzenpreise für das Trinkwasser. Seit der Übernahme der Trinkwassersparte der Stadt von den WSW im Jahr 2013 zahlen sie Spitzengebühren. Die Stadt stellt den hohen Gebühren von 1,71 Euro pro Kubikmeter den großen Aufwand gegenüber, der für die Qualität und die Sicherung der Versorgung geleistet werde.

So kamen die Wuppertaler problemlos durch den trockenen Sommer im vergangenen Jahr. Um die Trinkwasserreserven in der Dhünn-Talsperre, der Kerspe-Talsperre und der Herbringhauser Talsperre zu schonen, wurde die Produktion im Wasserwerk Benrath erhöht. „Wir können aber gar nicht so viel dort entnehmen, wie das Wasserrecht uns erlaubt“, sagt Margit Herkenrath. Obwohl es ein absolutes Hitzejahr war, sinkt der Wasserverbrauch, da Privathaushalte und Industrie verstärkt auf eine Ressourcen schonende Technik setzen. Inzwischen sind die Talsperren wieder gut gefüllt.

Bergischer Trinkwasserverbund
versorgt 500 000 Menschen

Die Wasserversorgung im Tal der Wupper war schon zu Zeiten der Frühindustrialisierung ein wichtiges Thema, denn die Region verfügt über geringes Grundwasser, und die Wupper wurde schon früh industriell genutzt.

Der Anfang wurde 1879 mit dem Wasserwerk Benrath und dem Bau der Leitungen nach Vohwinkel und Elberfeld gemacht. Um Spitzenverbräuche abzudecken, kamen zur Jahrhundertwende die Talsperren der Barmer hinzu. Die Talsperren wurden vor einigen Jahren von den WSW an den Wupperverband verkauft. Der Bergische Trinkwasserverbund sichert inzwischen die Trinkwasserversorgung für 500 000 Menschen in der Region und könnte auch die Notversorgung für Düsseldorf leisten.

„Seit der Übernahme der Trinkwassersparte von den WSW konnten wir die Wassergebühren konstant halten. Ich habe den Ehrgeiz, das so lange wie möglich fortzusetzen“, sagt Stadtdirektor Johannes Slawig. Die Investitionen in das Wasserwerk Benrath seien im Budget enthalten, eine Gebührenerhöhung sei nicht geplant. Ob die Gebühren auf Dauer stabil bleiben, hänge nicht zuletzt vom Gesetzgeber ab.

„Höhere Anforderungen an die Reinheit des Trinkwassers könnten Auslöser für technische Veränderungen sein. Beim Abwasser wird seit Jahren über eine vierte Reinigungsstufe diskutiert, die hohe Investitionen erforderlich machen würde“, so Slawig. Auf der sicheren Seite sind die Wuppertaler, was die Nitratwerte im Wasser betrifft. Sowohl das Wasser aus Benrath als auch aus den Talsperren kommt aus Wasserschutzzonen, zu denen landwirtschaftliche Betriebe einen Sicherheitsabstand halten müssen und wo die Düngung von Wiesen und Feldern verboten ist.