Kaarster Landwirte Breitband: Landwirte wollen eine „Teststrecke“ anlegen

Kaarst. · Um die Kosten durch einen Ausbau der Telekom zu senken, wollen die Bauern in Vorleistung gehen.

Ein weiteres Thema der Winterversammlung der Ortsbauernschaften war die Dürre im Sommer 2018.

Foto: dpa/Guido Kirchner

Der Einladung zur Winterversammlung der NRW-Landwirtschaftskammer waren viele Vertreter der Ortsbauernschaften aus Kaarst und Meerbusch gefolgt und trafen sich in der Gaststätte Johnen im Broicherdorf. Juliane Wahode, Kreislandwirtin und stellvertretende Kreisvorsitzende, resümierte zunächst über die Folgen der Dürre des Vorjahres: „Viele Bauern waren am Rande ihrer Kräfte, haben aber ihr Programm durchgezogen.“ Gut gemeinte Ratschläge zum Anbau trockenresistenter Sorten stufte sie eher als Schläge denn als Rat ein: „Bauern kennen sich damit doch aus“, meinte die Fachfrau. Anträgen auf Dürrehilfe räumte sie keinen großen Erfolg ein.

Außerdem informierte Wahode über anstehende Veränderungen in der Agrarpolitik in Europa: „2020 muss die Agrarbeihilfe neu verhandelt werden“, so Wahode. Die großen Unbekannten seien die Ausgänge des Brexit und der Europawahl. Die Gelder der EU seien wichtig für die Landwirtschaft, es werde aber in Zukunft alles ökologisch bewertet – mehr Ökologie bedeute also mehr Geld. Ein neues Landes- und Naturschutzgesetz werde auf den Weg gebracht; und der Wasserschutz erweise sich als ein langlebiges Geschäft.

Die Stadt will bis Herbst
den Zustand der Wege prüfen

Bürgermeisterin Ulrike Nienhaus nahm anschließend Bezug auf Probleme in Kaarst. Bei den Wirtschaftswegen bestehe ein Nutzungskonflikt: Die Bauern müssten mit Fahrrad- und Autofahrern und Joggern konkurrieren, was auf Dauer nicht hinnehmbar sei. Zudem bereite der Zustand der Wege Sorge. Hier will die Stadt im Laufe der nächsten Monate Abhilfe schaffen: Eine Bestandsaufnahme ist eingeleitet und bis Ende des Sommers sollen die Ausbesserungsarbeiten erledigt sein.

Was für die Bauern unverzichtbar geworden ist: schnelles Internet. „Es ist wichtig, dass Höfe und Außenbereiche über genügend Breitbandkapazitäten verfügen“, sagte die Bürgermeisterin. In Kaarst gibt es noch vier weiße Täler: Broicherseite, Rottes, das Gewerbegebiet Kaarst-Ost und der Bürokomplex „An der Gümpgesbrücke“.

Im April 2020 sollen die
neuen Leitungen verlegt sein

Das Ausbaucluster sieht den Beginn des Breitbandausbaus im Herbst 2019 vor, Abschluss soll im April 2020 sein. Die Inbetriebnahme ist für Juli 2020 vorgesehen. Das Ganze funktioniert nur gemeinsam mit der Telekom: „Wir müssen sie ins Boot holen“, so Nienhaus.

Um sich unabhängiger zu machen und Kosten zu senken, soll in Eigenregie eine Teststrecke angelegt werden. Einige Landwirte haben ihre Beteiligung signalisiert – die Geräte sind vorhanden, um Kabelkanäle zu ziehen. Die Stadt kann laut Nienhaus kein Geld zur Verfügung stellen, die Bauern aber unterstützen und begleiten. Die Landwirte müssten sich selbst an den Kosten beteiligen – bei eigener „Bohrleistung“ würden diese aber wesentlich niedriger ausfallen als wenn die Telekom die Arbeiten alleine ausführt.