Langenfeld Momo muntert trauernde Kinder auf
Langenfeld. · Zwei Trauerbegleiterinnen laden im März zum gemeinsamen Lesen und Loslassen ein.
Wenn Kinder trauern, tun sie das oft still, verunsichert, mit Schuldgefühlen belastet und in sich gekehrt. Wenn der Vater gestorben ist oder die Mutter todkrank zu Hause im Bett liegt, ist die Welt aus den Fugen, bleiben oft weder Zeit noch Raum für die Kinder und ihre Bedürfnisse“, sagt Angela Strehl-Kociok. Diese Erfahrung hat die Sozialarbeiterin und zertifizierte Trauerberaterin häufig in Schulen und Kitas gemacht. Aus diesem Grund bietet sie gemeinsam mit der Pädagogin, Trauerberaterin und Schauspielerin Jitka Brick ab 9. März ein Trauerleseprojekt mit Hund im Familienzentrum am Götscher Weg an. Gedacht ist es für Kinder von zehn bis zwölf Jahren.
Die beiden Frauen wollen da helfend eingreifen, wo die Bürde für Familienangehörige und Freunde momentan zu groß ist. „Der Bedarf ist enorm“, sagt Strehl-Kociok aus eigener Erfahrung durch ihre Arbeit im Ulla-Hahn-Haus und der Hermann-Gmeiner-Schule. „Es soll ein niederschwelliges Angebot sein, in einem Raum, in dem Kinder Gleichgesinnte finden, mit denen sie traurig sein dürfen“, sagt sie, „im Gegensatz zum Zuhause, wo alle stark sein müssen.“
Gelesen wird aus dem Buch „Ein Stern namens Mama“ von Karen-Susann Fessel. Wer den freundlichen Frauen und ihrer liebevollen Art noch nicht so ganz traut, kann sich auch erst einmal der neunjährigen Schäferhündin Momo öffnen. Sie ist beim Trauerleseprojekt mit Hund jedes Mal dabei. Mit treuem Blick und großer Einfühlsamkeit wird sie die Herzen aller Kinder erreichen, die sich nicht vor Hunden fürchten, ist Strehl-Kociok überzeugt.
Der Hund ist Trostspender
und Herzöffner
Momo war in der Blindenhundschule, nimmt mit Frauchen an Demenz-Projekten in Altenheimen teil und ist bei einer Lesehund-AG in der Hermann-Gmeiner-Schule nachmittags dabei. „Sie glauben gar nicht, wie schnell die Kinder auf einmal lesen, wenn der Hund neben ihnen sitzt“, sagt Kociok. „Der Hund wertet nichts, lässt sich streicheln und anfassen, er ist Trostspender und Herzöffner“, sagt sie. Momo ist ein geduldiger und freundlicher Hund, den man überklettern oder sogar umarmen darf, versichert sein Frauchen.
Die beiden Frauen bieten das Seminar, das an vier Samstagen, jeweils 2,5 Stunden von 14 bis 17.30 Uhr stattfindet, kostenlos an. Allerdings will der Förderverein des Familienzentrums am Götscher Weg jetzt an die Sparkassenstiftung in Langenfeld einen Antrag stellen, dass die beiden Frauen für ihr Engagement mit Spendengeldern bedacht werden.
„Wenn das nicht klappt, bieten wir das Seminar trotzdem an, einfach, weil wir gerne mit Kindern arbeiten und ihnen helfen möchten“, sagt Strehl-Kociok. In der näheren Umgebung sei ihr kein ähnliches Projekt zum Trost trauernder Jungen und Mädchen bekannt.