Kurz vor der Bundestagswahl 6000 Krefelder bei Demo gegen Rechts erwartet
Krefeld · Der Start erfolgt um „5 vor 12“ am Theaterplatz. Von dort geht es auf eine vier Kilometer lange Strecke. Die Polizei begleitet die Demo mit verstärkten Kräften und einer Drohne.
Tausende Menschen sind in den vergangenen Wochen auf die Straße gegangen, um vor der Bundestagswahl am 23. Februar ein Zeichen für die Demokratie zu setzen. In Krefeld wird es zu diesem Zweck am Samstag, 22. Februar, noch eine große Kundgebung geben. 6000 Personen werden dazu nach Angaben der Polizei Krefeld ab 11.55 Uhr – getreu dem Motto „5 vor 12“ – am Theaterplatz erwartet.
Gruppen aus der Zivilgesellschaft haben sich zusammengetan, um letzte Nichtwähler zu mobilisieren und dazu aufzurufen, „an der Wahlurne keine Stimme der rechtsextremen AfD zu geben, welche laut Gerichtsurteilen seit Jahren als rechtsextreme Partei bezeichnet werden darf“, heißt es in einer Pressemitteilung. Martina Kuschel vom Internationalen Frauencafé erklärt: „Jeder Bürger und jede Bürgerin konnte sich schon längst selbst von dem Rechtsextremismus der Partei überzeugen. Seien das die Remigrationsplanungen mit öffentlichen Bekräftigungen der Partei zum millionenfachen Abschieben im letzten Jahr oder zahlreiche andere öffentliche menschen- und verfassungsfeindliche Ansichten, die man gesammelt bei Websites wie afd-verbot.de mit Zitatesammlungen nachlesen kann.“ Äußerungen über das Einrichten von Konzentrationslagern, Erschießungen und andere Massenermordungsfantasien seien dort von AfD-Vertretern aufgeführt. „Wie kann man jetzt noch keine Haltung hiergegen einnehmen?“, fragt Kuschel.
Politiker erhalten am Samstag
mit Absicht keine Bühne
Es sei nicht nur das Ziel der Demo in Krefeld, sondern sämtlicher Demonstrationen in Deutschland, vor der Wahl wachzurütteln, um die Verfassung und Demokratie vor der AfD zu schützen und die freiheitliche Demokratie auch für die Zukunft zu bewahren. Dazu sei ein buntes Programm geplant und organisiert worden. So wird die Band „Pastete“ mit einem musikalischen Auftritt den Protest eröffnen. Nach einer kurzen Begrüßung und weiteren Songs gehe es dann mit „einem möglichst langen Demozug“ durch die Krefelder Innenstadt. Die Route führt vier Kilometer über den Ostwall, Markt- und Königstraße zum Südwall, dann zurück über die Hochstraße, den Dionysiusplatz und die Breite Straße wieder bis zum Südwall und dann über Westwall und Von-der-Leyen-Platz zurück zum Theaterplatz. Dort werden zur Abschlusskundgebung die Bands „Rock am Ring“ der Lebenshilfe und „Mondo Mashup“ auftreten. Dazwischen sind kurze Wortbeiträge mit einem Schulterschluss aus der Zivilgesellschaft geplant. Politikerinnen oder Politiker kommen nicht zu Wort, eine Wahlkampfplattform wolle man bewusst nicht sein, heißt es.
Der Grundgedanke, für die Demokratie einzustehen, ist unumstritten großer Konsens in der Krefelder Stadtgesellschaft. Doch gibt es auch Stimmen, die kritisieren, dass es durch die konkrete Nennung der AfD im Motto der Demo für gemeinnützige und parteipolitisch neutrale Vereine schwierig werde, als Mitveranstalter zur Teilnahme aufzurufen. Rolf-Bernd Hechler, seines Zeichens zweiter Vorsitzender des Bürgervereins Grönland, kommentierte etwa auf Facebook: „Es ist daher zu befürchten, dass es nicht zu einem so breiten Konsens wie letztes Jahr kommt. Zum Beispiel die Bürgervereine, die parteipolitische Neutralität in ihren Satzungen stehen haben, dürften damit ein Problem haben. Und letztes Jahr, als es allgemein gegen Rechts ging, standen sie an der Spitze der Bewegung.“ Damals hatten sich in Krefeld 12 000 Menschen an der Demonstration beteiligt.
Die Polizei wird bei der Demo am Samstag mit verstärkten Kräften präsent sein, erklärte Pressesprecher Luis Könen auf WZ-Anfrage. Man habe die Einsatzkräfte nach den jüngsten Vorfällen in München, als ein Mann von hinten in einen Demozug gefahren war, aufgestockt. Auch eine Drohne werde eingesetzt, sie soll den Beamten aus der Luft Aufnahmen liefern. „Derzeit gibt es aber keine konkreten Hinweise auf eine Gefährdung“, so Könen.
Wer nach der vier Kilometer langen Runde durch die Innenstadt noch Luft hat, kann im Anschluss noch zum Demokratie-Konzert „Stand Up – stimm ab“ am Platz an der Alten Kirche vorbeischauen, das bis zum späten Abend Programm bietet. Die Organisatoren beider Veranstaltungen kooperieren miteinander und „verfolgen das gemeinsame Ziel, dass am Tag vor der Wahl in der Krefelder Innenstadt kein Weg vorbeigeht, ohne Aktivismus und Einsatz für unsere Demokratie zu erleben“.